Droht der Kollaps?

4.4.2006, 00:00 Uhr
Droht der Kollaps?

Freilich kommt dieser Einwand nicht ganz aus heiterem Himmel. Von Beginn an hatten die Kritiker des Saturn-Projekts auch diesen Punkt hinterfragt; allerdings war er angesichts der kontroversen Diskussion über ästhetische Fragen ins Hintertreffen geraten. In letzter Not, sprich: kurz bevor der Stadtrat morgen (15 Uhr, Sitzungssaal des Rathauses) über das nochmals geänderte Konzept des Media-Saturn-Konzerns befindet, spielen die Gegner nun diese Karte.

Veraltete Daten

Ihr Vorwurf: Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Simulation der Verkehrsströme zu Saturn sei auf der Basis falscher Daten erfolgt und komme mithin zu verzerrten Ergebnissen. Dies habe eine Überprüfung durch ein von der Initiative eingeschaltetes Stadtplanungsbüro ergeben. So habe die Stadt auf eine veraltete Ist-Situation aus dem Jahr 1999 zurückgegriffen, die zwischenzeitliche Verkehrszuwächse außer Acht lasse. Zudem seien die Auswirkungen auf Fußgänger, auf Radler und die Umwelt nicht einkalkuliert worden.

Die Gutachter der Siemens-Verkehrssparte ITS hätten darüber hinaus versäumt, den Verkehr zum in der Nähe entstehenden Thermalbad einzukalkulieren. Trotz alledem komme deren Simulation zu dem Ergebnis, die Auslastung sei bereits jetzt «sehr hoch“ und werde mit dem Saturn-Verkehr «extrem“, moniert BI-Sprecher Kamran Salimi.

Dass die Verkehrsbelastung, ebenso übrigens wie die bauliche Gestaltung, im Fall Saturn an Grenzen stößt, stellt der städtische Baureferent Joachim Krauße erst gar nicht in Abrede; entscheidend jedoch sei, sagte Krauße auf Anfrage der FN, «dass die Grenzen nicht überschritten werden“. Auf eine Debatte über die von der BI angezweifelte Analyse will er sich jedoch nicht einlassen, denn längst habe die Stadt eine neue Expertise in Auftrag gegeben. Diese berücksichtige nun auch den voraussichtlichen Mehrverkehr auf Grund des ab Herbst 2007 geöffneten Thermalbads. Krauße weist im Übrigen darauf hin, dass der Stadtrat den Bau von Saturn morgen nicht etwa endgültig beschließt. Vielmehr wird er die erneute öffentliche Auslegung der Pläne auf den Weg bringen. Das heißt: Zwei Wochen lang kann der Bebauungsplan für das Gelände neben dem Kulturforum von jedermann eingesehen werden - inklusive des besagten Gutachtens, wie Krauße verspricht.

Jedwede Kritik daran wird dann noch einmal in den städtischen Gremien behandelt, bevor das Projekt grünes Licht erhält - oder auch nicht, was nach Lage der Dinge allerdings kaum wahrscheinlich ist. Denn eine breite Mehrheit der Stadträte hat bereits ihr Einverständnis signalisiert.

Und auch hinsichtlich des Gutachtens macht sich der Baureferent keine Sorgen: Dieses liege zwar noch nicht in Schriftform vor, doch das beauftragte Ingenieurbüro habe bereits erkennen lassen, dass es wohl zu einem für die Stadt positiven Ergebnis kommen werde.