Dubioser Brief soll Angst machen

12.11.2011, 16:00 Uhr
Dubioser Brief soll Angst machen

© Horst Linke

Anfangs klingt das Schreiben noch einigermaßen höflich. „Sehr geehrter Kunde, leider haben Sie auf unsere Zahlungserinnerungen nicht reagiert“, heißt es. Margarete Meier (Name geändert) stutzte da schon beim Lesen, denn die erwähnten Zahlungserinnerungen haben sie und ihr Mann nie erhalten.

Von einer Mitgliedschaft bei einem „Gewinnspieleintragungsservice“ ist in dem Brief die Rede, für die nun, nach drei Monaten, ein Beitrag von 147 Euro fällig werden. Doch der Absender, ein gewisses „GBS-Team (i. A. Gewinner-Zentrale49)“, hat auch den Fall einkalkuliert, dass der Empfänger womöglich gar nichts von dieser Mitgliedschaft weiß und diese überhaupt nicht will: „Alternativ bieten wir Ihnen aus Kulanz an, 99 Euro zu überweisen und Ihre Mitgliedschaft AB SOFORT zu kündigen.“ Sehr kulant kommt dieses Angebot Margarete Meier allerdings nicht vor: „Das ist doch einfach nur frech!“

Die Rentnerin ist sich nämlich ganz sicher, dass ihr Mann, dem das Schreiben gilt, nie eine derartige Mitgliedschaft abgeschlossen hat: Er sei ein Pflegefall und gehe gar nicht ans Telefon, sagt sie. Geradezu unverschämt sei es, dass in dem Brief ein Beweis für den Vertragsabschluss angeboten wird: „Sollten Sie sich an die Anmeldung nicht mehr erinnern können“, so stehe im Internet unter der Adresse www.radeservice.net eine Aufzeichnung des Gesprächs als Tondatei zur Verfügung.

Ein Versuch, die Tondatei abzurufen, führt natürlich ins Leere: Die Datei konnte nicht gefunden werden, heißt es. Für Margarete Meier nur ein weiteres Zeichen dafür, dass hier Betrüger am Werk sind. Sie selbst denke nicht daran, das Geld zu bezahlen, sagt sie im Gespräch mit den FN, doch mache sie sich Sorgen, dass andere Fürther den Brief möglicherweise ebenso erhalten haben und unsicher sind. „Viele ältere Menschen zahlen vielleicht gleich, weil sie die Folgen fürchten.“

Dass Briefe wie dieser tatsächlich vielen Menschen schlaflose Nächte bereiten, weiß Gisela Linke, Leiterin der Verbraucherzentrale Nürnberg. Margarete Meier, sagt sie, sei zu Recht misstrauisch geworden. „Zum Beispiel steht da, dass die Firma in Hilden sitzt, aber die Telefonnummer, die angegeben ist, ist eine Bremer Nummer.“ Täglich haben Linke und ihre Mitarbeiter mit Abzocke-Versuchen zu tun. „Bloß nicht zahlen“, rät Linke, wenn so ein dubioser Brief ankommt. Sie empfiehlt, ein Antwortschreiben zu schicken und mit deutlichen Worten klar zu machen, dass man weder so eine Mitgliedschaft abgeschlossen hat noch mit der Weitergabe der persönlichen Daten einverstanden ist. So habe man später, falls die Sache vor Gericht lande, einen Beleg dafür in der Hand, dass man sich gewehrt hat.

Tipps zum Umgang mit Abzockern und Musterbriefe unter www.verbraucherzentrale-bayern.de. Persönliche Beratungen (Kosten 15 Euro) sind ebenfalls möglich, Terminvereinbarung donnerstags unter Tel. 2426512 von 9.30 bis 11.30 Uhr.

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