Ein Fest kam nach dem anderen

18.11.2011, 11:00 Uhr
Ein Fest kam nach dem anderen

© Mark Johnston

Das liegt zum Teil daran, dass dort immer mehr gefeiert wird — vom Grafflmarkt bis zum Weinfest. Außerdem durften Gäste im Lauf der vergangenen Jahre sowohl im Freien als auch in den Kneipen immer länger bewirtet werden.

Was diejenigen freut, die gerne ihr Feierabendbier in oder vor den lauschigen Kneipen trinken oder bei den verschiedenen Festivitäten der Live-Musik lauschen, ist für einige Anwohner zu einem unzumutbaren Ärgernis geworden. Dabei hat das Ordnungsamt längst nicht allen Anträgen der Wirte stattgegeben: Diese hatten sich beispielsweise 2004 gewünscht, das Weinfest von sechs auf zehn Tage auszudehnen. 2009 wollten die Wirte — ebenfalls beim Weinfest — am Samstag und am Sonntag bis 2 Uhr im Freien ausschenken — ähnlich, wie es beim Grafflmarkt üblich ist. Die Verwaltung gestattete 1 Uhr.

Etliche Anträge auf Lockerungen für die Wirte kamen aus den Reihen des Stadtrats, sagt der städtische Ordnungsreferent Christoph Maier. „Das war schon alles politisch gewollt.“ Das Ordnungsamt habe regelmäßig gewarnt, dass die Stadt mit ihren Zugeständnissen „immer weiter von den gesetzlichen Grundlagen abweicht“. Ganz aus der Verantwortung will sich Maier aber nicht stehlen. Sein Grundsatz sei immer gewesen: „Probieren wir es aus und lasst uns schauen, ob es Beschwerden gibt.“ Die Entscheidungen seien also immer an die Akzeptanz der Anwohner geknüpft gewesen. Über Jahre hätten diese die Änderungen „nahezu klaglos“ akzeptiert. Einzelne Beschwerden konnten vom Amt oder den Wirten in Gesprächen entschärft werden.

Einen breiten Protest gab es erstmals 2010. Unterzeichnet von 77 Anwohnern. Auch nach dem Kompromiss seien im Ordnungsamt noch etliche Beschwerden aufgelaufen. Allerdings seien diese überwiegend von drei Personen und insgesamt „von weniger als acht Anwohnern“ gekommen.

Viele Klagen hat das seit 2010 geltende Rauchverbot mit sich gebracht. Nun stehen auch im Winter spätnachts noch Menschen vor den Kneipen und unterhalten sich bei einer Zigarette. Ein Problem, so Maier, das nur schwer in den Griff zu kriegen sei — und das man kaum den Wirten vorwerfen kann.

Chronologie

1975 Auf Initiative des Altstadtvereins geht erstmals der Grafflmarkt über die Bühne.

1980 Der Grafflmarkt findet nun zweimal im Jahr statt.

1993 Ausnahme für die Altstadt: An einigen Orten wie der Gustavstraße darf statt bis 22 Uhr bis 23 Uhr im Freien ausgeschenkt werden.

1996 Im gesamten Stadtgebiet darf bis 23 Uhr draußen bewirtet werden.

1996 Erstmals laden die Wirte zum Weinfest ein. Dauer: vier Tage.

1997 Das Weinfest wird ab jetzt über sechs Tage gefeiert.

1999 Das Fürth Festival wird nun auch mit Live-Musik in der Gustavstraße begangen.

2002 Statt bis 1 Uhr dürfen Fürther Kneipen nun bis 2 Uhr bzw. 3 Uhr an den Wochenenden öffnen.

2002 In der Gustavstraße, am Waagplatz, Marktplatz und der Königstraße 37 darf im Juli und August bis 23.30 Uhr bzw. freitags und samstags bis 24 Uhr im Freien ausgeschenkt werden.

2003 Die Regelung wird um den Monat Juni erweitert.

2003 Beim Grafflmarkt darf nun offiziell vor einigen Kneipen der Gustavstraße bis 2 Uhr im Freien gefeiert werden.

2005 Kneipen müssen ganzjährig erst um 5 Uhr schließen.

2008 Das Stadtfest wächst. Erstmals steht eine Bühne in der Gustavstraße.

2009 Die für Teile der Altstadt geltende Ausnahme für den Ausschank im Freien dehnt sich auf den Zeitraum 15. Mai bis 15. September aus.

2009 Beim Weinfest kommt die Musik nicht mehr von einer Bühne, sondern von Straßenmusikanten ohne Verstärker.

2009 Beim Fürth Festival darf in der Gustavstraße am Freitag und Samstag bis 1 Uhr statt bisher 24 Uhr im Freien ausgeschenkt werden.

2010 Ein Volksentscheid setzt ein Rauchverbot in den Kneipen durch.

2011 Kompromiss von Wirten und Anwohnern beim Freischank: Zwischen 15. Juni und 15. August darf freitags und samstags bis 24 Uhr draußen verkauft werden. Das gilt auch für das Fürth Festival. An den restlichen Wochentagen wird die Sperrzeit auf 23 Uhr festgelegt.

2011 Eine Gruppe von Anwohnern betrachtet den Kompromiss als gescheitert und dringt auf schärfere Regelungen.

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