Ein harter Schlag für Milchbauern

29.2.2016, 21:00 Uhr
Ein harter Schlag für Milchbauern

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Von dem gegen Ende des Jahres 2013 erzielten 41 Cent pro Liter kann man heute nur noch träumen. Der Preisverfall von etwa 25 Prozentpunkte auf letztlich unter 30 Cent binnen 20 Monaten hat die Milchbauern hart getroffen und zum Teil in ihrer Existenz bedroht.

„Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagte der MEG-Vorsitzende Michael Hechtel aus Bertelsdorf, einem Ortsteil von Stein, vor den Landwirten aus Stadt und Landkreis Fürth, den Kreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Erlangen/Höchstadt sowie einigen Orten im Raum Roth und Schwabach. Auch im vergangenen Jahr war der Milchpreis abermals um 7,9 Cent je Kilo auf durchschnittlich 30,23 Cent zurückgegangen.

Das entspricht in etwa dem Preisniveau aus dem Jahr 2010. Kein Wunder, dass einige Milchbauern diesen Erwerbszweig aufgeben mussten. Fakt ist, dass der Mitgliederstand der Erzeugergemeinschaft von 249 Milcherzeuger im Jahr 2010 auf 173 zum Beginn des Jahres 2016 zurückgegangen. Dieser stete Mitgliederschwund – vor zwölf Jahren waren es noch 327 Milchbauern — ist auch einer der Gründe gewesen, weshalb die Landwirte aus dem Gebiet Nürnberg-West vom langjährigen Versammlungsort in Puschendorf nach Wilhelmsdorf gewechselt sind. Die Eichwaldhalle war einfach zu groß geworden.

In den Wilhelmsdorfer Brennereistuben ging es nun eng zu. Kaum ein Platz war frei, und die 47 Ehrenurkunden der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) für hervorragende Milchqualität wurden mitten im Saal überreicht.

Die „wahren Tierschützer“

Die Hoffnung auf Hilfen von der Politik haben die Bauern offenbar aufgegeben. „Das bringt doch eh nichts“, wird an den Tischen gemurmelt, als am Rednerpult die „hoffentlich positiven Ergebnisse“ bei der anstehenden Konferenz der EU-Landwirtschaftsminister angesprochen werden. Hans Herold, CSU-Landtagsabgeordneter aus Ipsheim im Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, lobte die Landwirte als die „wahren Natur- und Tierschützer“ und versprach, dass „wir weiter zur boden- und wertgebundenen Landwirtschaft stehen“.

Aber gegen die Mechanismen des Marktes scheinen alle machtlos. Dies wurde deutlich, als Eva Strassner vom Verband der Milcherzeuger in Bayern (VMB) über die aktuellen Trends auf dem weltweiten Milchmarkt referierte. Die Milchpreise sinken weltweit wegen des Überangebots, was wiederum zu einer erhöhten Produktion durch die Milcherzeuger führt, um ihr Einkommen zu erhalten.

Seit dem Wegfall der Milchquote im April 2015 ist die Produktion europaweit deutlich gestiegen, die Nachfrage jedoch ist drastisch eingebrochen. Das Einfuhrembargo für europäische Nahrungsmittel in Russland hat gerade den Export von bayerischem Käse getroffen. Dazu wirke die sinkende Wirtschaftskraft von China direkt auf den Weltmarkt für Agrarprodukte, sagte Strassner.

Wechsel zu Zott

Zudem verhindern die Preiskämpfe der Discounter, dass die Erzeuger kostendeckend produzieren können. Ihre Hoffnung setzen die fränkischen Milcherzeuger jetzt auf den Wechsel ihres Milchabnehmers. Ab dem nächsten Jahresbeginn gehen die etwa 54 Millionen Tonnen erzeugte Milch nicht mehr in die Käserei der Firma Bayernland in den Fürther Hafen, sondern nach Mertingen bei Donauwörth zur Molkerei Zott. Dort wird dann die Milch aus Franken zu Mozzarella, Joghurt und Desserts verarbeitet. Grund für den Kurswechsel ist die Zusage des schwäbischen Familienunternehmens, jeweils einen Cent über dem bayerischen Durchschnittspreis aller Molkereien zu zahlen.

Bei den Wahlen zum 15-köpfigen Beirat wurden aus Stadt und Landkreis Fürth gewählt: Michael Hechtel (Bertelsdorf), Wolfgang Herzig (Wilhermsdorf), Dieter Hofmann (Gutzberg), Roland Schilmeier (Unterfarrnbach), Hans Schlager (Laubendorf). Mit dem „weißen Band der Milchelite“ für die DLG-Ehrenurkunde fünf Jahre in Folge wurde Günter Biegel aus Untermichelbach geehrt.

Die DLG-Ehrenurkunde für hervorragende Milchqualität erhielten aus dem Kreis Fürth: Thomas Collischon (Loch), Matthias Heubeck (Retzelfembach), Hermann Höfler (Puschendorf), Herbert Jarosch (Bronnamberg), Wolfgang Kleinlein (Oberasbach), Hans und Christa Popp (Unterfarrnbach), Günther Weghorn (Hardhof), Horst Weghorn (Puschendorf).

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