Eine Frau macht Jung den 0B-Sessel streitig

2.7.2007, 00:00 Uhr
Eine Frau macht Jung den 0B-Sessel streitig

© Dittmar

74 der 87 Delegierten hoben die 46-jährige Pharmareferentin bei der Nominierungsversammlung am Samstag im Sacker Gasthof Kirchberger auf den Schild. Zwar soll das Wahlprogramm der Fürther CSU erst im September/Oktober verabschiedet werden, doch schon jetzt hat die Poppenreutherin im Mangel an Hortplätzen einen Ansatzpunkt für politische Attacken gefunden. Das erinnert an Jung, der seinem Vorgänger Wilhelm Wenning (CSU) im letzten Wahlkampf Versäumnisse beim Schaffen von Kindergartenplätzen vorgeworfen hatte.

 Bereits seit Jahresbeginn ringt die Fürther CSU um einem OB-Kandidaten. Wieder fallen gelassen wurde die Idee, einen externen Fachmann ins Rennen zu schicken. Neben Bayer-Tersch standen auch andere Stadträtinnen wie die Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger zur Nominierung bereit. Sie überließen jedoch am Ende Bayer-Tersch das Feld.

Becksteins Rat

Dass die stellvertretende Vorsitzende des SV Poppenreuth nicht früher ins Rennen geschickt worden ist, geht auf eine Empfehlung des CSU-Bezirksvorsitzenden und bayerischen Innenministers Günther Beckstein zurück, der sich im langen Nürnberger Wahlkampf selbst eine blutige Nase geholt hatte.

 Zufrieden mit der 85-prozentigen Unterstützung aus den eigenen Reihen ist die frisch gekürte OB-Kandidatin allemal. Keine Frage, dass sie als Mitbegründerin der parteiübergreifenden Organisation Unabhängige Fürther Frauen Frauenthemen stärker ins Licht der Kommunalpolitik rücken will. Dazu gehören die Probleme obdachloser Frauen, aber auch das Fehlen einer Frau auf der Referentenbank im Fürther Rathaus.

Schwerpunkte setzt Bayer-Tersch in den Bereichen Jugend, Familie, Bildung, Soziales und Sport. Sorgen bereitet der OB-Kandidatin der Schwund sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze in Fürth, aber auch der Leerstand von Läden in der Innenstadt. Viel zu schleppend kommt ihrer Ansicht nach das Bündnis für Familien voran.

 Rückendeckung erhält die 46-Jährige durch Fraktionschef Joachim Schmidt, der Jung «eine gewisse Großmannssucht» vorwirft und moniert, dass der SPD-Mann gerne maßlos übertreibe. Denn was sich Jung als persönlichen Erfolg auf die Fahnen schreibe, sei überwiegend das Ergebnis gemeinsamer Stadtratsbeschlüsse. Zur realistischen Einschätzung der Fürther Finanzsituation müsse bedacht werden, dass jede Investition immer noch zu hundert Prozent durch Kredite finanziert werde und Kredite auch bei der Verbesserung der Einnahmesituation ins Gewicht fielen.

Linkspartei im Kalkül

In der Auseinandersetzung mit der SPD blickt die Fürther CSU auch auf die Linkspartei. Sie könnte nach Ansicht des CSU-Kreisvorsitzenden und Parlamentarischen Staatssekretärs Christian Schmidt der SPD eine Reihe von Wählern abziehen. Die Christsozialen suchen indes bei Ortsterminen in den einzelnen Stadtteilen verstärkt Kontakt zu den Bürgern. Auch in der im Herbst beginnenden heißen Phase wollen sie durch gezielte Ortsteilarbeit Boden gutmachen.

 Nicht nur die OB-Kandidatin ist am Wochenende gekürt worden, auch die Liste der Stadtratskandidaten haben die Delegierten abgesegnet. Mit 90 Prozent der Stimmen wurden sieben neue Namen auf den ersten 20 Plätzen verteilt. Nicht mehr antreten werden: Ehrenfraktionschef Ferdinand Metz, Ulrich Tipp, Fraktionsvize Rolf Werner, Heidi Wille, Heidi Tischendorf und - unter Protest wegen seiner schlechten Platzierung - Werner Scharl.

Beim Aufstellen der Liste wurde laut Christian Schmidt nicht nur auf Ausgewogenheit zwischen weiblichen und männlichen Bewerbern Wert gelegt, sondern auch auf die Präsenz aller Altersgruppen und die Berücksichtigung sämtlicher Stadtteile.