Eine Fürther Bankhaus-Ära endet sang- und klanglos

12.5.2009, 00:00 Uhr
Eine Fürther Bankhaus-Ära endet sang- und klanglos

© Hans–Joachim Winckler

Als wäre nichts geschehen, gehen die Bankgeschäfte ihren gewohnten Gang. Noch gibt es die Marke Dresdner Bank AG, erläutert der Fürther Filialdirektor Günter Wenzl auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Wie lange noch, das vermag er jedoch nicht zu sagen. Denn es handelt sich nun um eine ausgewiesene Marke der Commerzbank AG. Nur neue Visitenkarten haben die 20 Mitarbeiter der Dresdner Bank in Fürth bereits erhalten.

Bange ist es Wenzl im Hinblick auf die ungewisse Zukunft nicht. Er spricht vielmehr von Vorfreude und Stolz, am Aufbau der neuen Commerzbank mitwirken zu können, die jetzt Marktführer im deutschen Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft sei.

Auch seine Mitarbeiter seien mit Elan bei der Sache. Im Arbeitsablauf ändere sich zunächst einmal nichts. Auch bei der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße gibt es nach der Übernahme der Dresdner Bank zunächst keine Veränderungen. Wie die Bank mitteilt, ziehe sich die Neuorganisation bis Ende nächsten Jahres hin. Dabei würde jede einzelne Filiale unter die Lupe genommen und bewertet.

Mahnwache in Nürnberg

Sparmaßnahmen im Zusammenhang mit der Übernahme steht die Gewerkschaft ver.di kritisch gegenüber. In Nürnberg wurde gestern eine Mahnwache vor der Dresdner Bank abgehalten. Bundesweit sollen 6500 Stellen eingespart werden. Die Dresdner Bank in Fürth kann nach den Worten von Filialleiter Wenzl mit stetigen Zuwachsraten im Kredit- und Einlagengeschäft aufwarten. Das Wertpapiergeschäft sei trotz der schwierigen Wirtschaftslage stabil und die Kundenzahl konnte auf rund 10 000 gesteigert werden. Im Bankhaus am Bahnhofplatz ist auch die Gebietsleitung der Dresdner Bank angesiedelt, deren Einzugsbereich bis nach Rothenburg reicht.

Erster Außenposten

Auch die Commerzbank Fürth betreut mit ihren 25 Mitarbeitern - als Regionalfiliale mit einem Einzugsbereich bis Würzburg - rund 10 000 Kunden. Vor 91 Jahren wurde das Geldinstitut durch die Übernahme des jüdischen Bankhauses Hirschmann & Kitzinger als erster Außenposten der Commerzbank in Bayern gegründet.

22 Jahre mehr als die Commerzbank hat die, durch Übernahme des Bankhauses Wertheimer in Fürth etablierte Dresdner Bank auf dem Buckel. In ihrem Stammhaus an der Ecke Hall- und Moststraße, das heute Augenärzte und eine Optiker-Filiale beherbergt, hat Wenzl vor 28 Jahren noch seine Banklehre begonnen. Der seit zwei Jahren als Filialdirektor in Fürth tätige Finanzexperte hat auch 1984 beim Umzug in das neue Bankhaus am Bahnhofplatz mit angepackt.

Hohe Wellen hatte der Neubau der Dresdner Bank am Bahnhofplatz geschlagen, weil dafür die schmucke Villa des Hopfenhändlers Sahlmann aus dem Jahre 1867 abgerissen werden musste. Erfolglos liefen Denkmalschützer Sturm gegen den Abbruch. Die Stadt hatte per Bebauungsplan den Abriss der gesamten Altbausubstanz am Bahnhofplatz ermöglicht.

Ein Jahrzehnt zuvor hatte der Neubau der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße weit weniger die Emotionen geschürt. Dabei war dessen Vorgängerbau gut 20 Jahre älter als die Sahlmannvilla. Ursprünglich war die Commerzbank in der Friedrichstraße angesiedelt. Als es hier zu beengt wurde, zog man 1921 in den Altbau an der Breitscheid-Straße, Ecke Hallstraße.