Eine Kinderkrippe rettet den SV Poppenreuth

30.3.2010, 00:00 Uhr
Eine Kinderkrippe rettet den SV Poppenreuth

© Pfrogner

Das Sonnenlicht, das durch die Glasbausteine dringt, wird reflektiert - in einer großen Pfütze, auf Kegelbahn drei. Ein Anblick, der Birgit Bayer-Tersch wohlvertraut ist. Und doch steht die CSU-Stadträtin und Kassiererin des SV Poppenreuth da und schüttelt den Kopf. »Als kürzlich noch Schnee auf dem Dach lag, hat’s hier drinnen im wahrsten Sinne des Wortes geregnet», seufzt sie.

Lange sah es so aus, als würde sich an dieser Malaise nie was ändern. Denn: Der SV hatte, wie viele andere Vereine, kein Geld, sondern Schulden. Und das Vereinsgebäude am Kreuzsteinweg verfiel zusehends. An allen Ecken und Enden blättert der Putz und »blüht» der Salpeter. Dann hatte Bayer-Tersch die Idee mit der Krippe.

Kern ist die Finanzierung, bei der laut Jugendamt 70 Prozent der Kosten der Staat übernimmt, 30 Prozent teilen sich Stadt und Träger. So günstig, dachten sich Bayer-Tersch und ihre Kollegen vom Vereinsvorstand, kommen wir nie mehr zu einem neuen Dach. Hinzu kam, dass die Kegelabteilung nurmehr ein einziges Mitglied hatte. Und: Bayer-Tersch, die selbst größere Kinder hat, wusste, dass der Fürther Osten in punkto Kleinkinderbetreuung noch ein weißer Fleck auf dem Stadtplan ist. Eine Lücke, die die Krippe mit 36 Plätzen für 25 Jahre (Zweckbindung) schließen wird.

Inzwischen ist der Sanierungsfall SV Poppenreuth gesplittet: Da ist das auf 400 000 Euro veranschlagte Krippenprojekt, und da ist die auf rund 650 000 Euro veranschlagte Instandsetzung und Modernisierung des Vereinsheims. Sein Umbau soll mit Hilfe der Stadt (225 000 Euro), des Bayerischen Landessportverbandes und der Miete, die der Internationale Bund (IB) als Träger der Krippe bezahlt, finanziert werden. Bayer-Tersch rechnet mit zehn Jahren Dauerbaustelle.

Die Krippe dagegen könnte, meint sie, im Januar 2011 eröffnen. Seit einigen Tagen liegen erste Planungen des Architekten Werner Schillai vor. Sie zeigen eine ebenerdige Krippe mit 300 Quadratmetern Innenraum plus Außenanlagen. Wo jetzt die Pfütze glänzt, soll eines Tages ein großer offener Eingangsbereich Platz fürs erste Ankommen, für Spiele, Elternabende und Feste bieten. Links und rechts davon gibt es dann drei Gruppenräume mit zugehörigen Ruheräumen, Toiletten und Wickelzonen. Bayer-Tersch kommentiert die brandneuen Planskizzen mit so lebhaften Worten, dass Visionen von brabbelnden Babys und fröhlich hüpfenden Kleinkindern den Ist-Zustand, vier öde Kegelbahnen, völlig verdrängen.

Letzter Schliff

Noch steckt das Projekt mitten in der Planungsphase. Doch längst stehen Kinder auf der Warteliste, fragen Eltern aus Sack, Braunsbach, Poppenreuth und Nürnberg, wann es losgehe. Von Firmen aus der nahen Uferstadt und von einer Apotheke gibt es Anfragen für Kontingentplätze. Und die eine oder andere Erzieherin hat sich schon erkundigt, ob sie mit einem Job am Kreuzsteinweg rechnen kann. Schöne Aussichten, findet Bayer-Tersch. Doch noch ist viel zu tun. Der IB feilt am pädagogischen Konzept, der Mietvertrag zwischen IB und SV kriegt den letzten Schliff, der Pachtvertrag zwischen dem SV und der Eigentümerin des Geländes, der Pfründestiftung Peter und Paul ist dahingehend zu ändern, dass der SV untervermieten darf. Bayer-Tersch hofft, dass sämtliche Unterlagen bis Mai der Regierung von Mittelfranken vorliegen. Und sie hofft, dass die noch vor der Sommerpause grünes Licht gibt. (Siehe auch Artikel über weitere Krippenprojekte, S. 3 des Lokalteils)