Eine OB-Kandidatin mit Hang zur Harmonie

18.7.2007, 00:00 Uhr
Eine OB-Kandidatin mit Hang zur Harmonie

© Scherer

Die Kandidatin wirkt wie im Urlaub. Barfuß und im gepunkteten Sommerkleidchen, die Haare zurückgebunden, die Haut gebräunt, lehnt sie sich im Gartenstuhl zurück, nippt an ihrem Saft und spricht von dem, was ihr wichtig ist: von ihrem Mann Werner Tersch, der Vertriebsingenieur bei Siemens ist, den gemeinsamen Kindern Franziska (19), Karolina (17) und Benedikt (7) und von manchen Entscheidungen in ihrem Leben, die trotz diverser Berufsausbildungen zur Industriekauffrau, Wirtschaftsassistentin und Pharmareferentin und trotz eines Betriebswirtschaftsstudiums neben Mutterrolle und Job immer wieder pro Familie ausfielen.

Plan B

Vor kurzem erst, im März 2007, hat sich Bayer-Tersch von ihrem Arbeitgeber getrennt, der Hoffmann-La Roche AG. Sie sagt, sie hätte bei dem Konzern mit Sitz in Basel Perspektiven gehabt. Doch was zur Debatte stand, sei für sie nicht in Frage gekommen: Weder eine Karriere in der weit entfernten Zentrale noch die Betreuung «eines Riesengebiets» wie Nordbayern als Pharmareferentin im Außendienst. Bayer-Tersch sagt es so: «Ich will was werden, aber hier in Fürth, wo ich meine Familie habe, meinen Lebensmittelpunkt.»

Nun also tritt sie gegen Thomas Jung an. Ausgerechnet sie. Eine Frau, die bekennt, dass sie Frieden sucht und Harmonie. Die aber andererseits augenzwinkernd erklärt: «Ich bin stolz auf meine CSU, weil sie mit mir eine zickige Frau mit Doppelnamen nominiert hat.» Soll heißen: Eine, die nicht ins traditionelle christsoziale Frauenbild passt. Dass Werner Scharl der CSU-Stadtratsfraktion soeben empört den Rücken gekehrt und die Partei als «Selbstbedienungsladen für Karrieristen» beschimpft hat, tut diesem Stolz keinen Abbruch.

Für den Fall, dass sie bei der Wahl baden geht, hat Bayer-Tersch zwar schon mal Plan B parat: Dann will sie sich als Pharmareferentin selbstständig machen. Wird sie aber Oberbürgermeisterin, dann sollen die Familien profitieren. Kinder, Jugend, Frauen, Familie, Soziales: Es sind eben doch die klassisch weiblichen Themen, für die sich die gebürtige Nürnbergerin, die in Fürth aufgewachsen ist, schon jetzt als Stadträtin und stellvertretende CSU-Fraktionschefin stark macht - im Ausschuss für Schule und Bildung etwa, im Jugendhilfe oder Sozialausschuss, aber auch als Pflegerin der städtischen Jugendhäuser.

Mit ihr würden die Erziehungsberatung und der Sozialdienst im Jugendamt wieder personell aufgestockt, sagt sie, es gäbe mehr Hortplätze und mehr Unterstützung für Familien unter den Empfängern von ArbeitslosengeldII. Denn: «Es muss auch diesen Kindern finanziell möglich sein, etwa Mitglied in einem Sportverein zu werden. Andererseits kann man den Vereinen nicht zumuten, auf Mitgliedsbeiträge zu verzichten.» Bayer-Tersch kennt sich da aus. Bis März war sie zweite Vorsitzende des SV Poppenreuth. Weil dem Verein dann ein Kassier gefehlt habe, habe sie nun diese Rolle übernommen. Die Rollen wechselt Bayer-Tersch laufend: Freitags turnt sie beim SV mit Drei- bis Sechsjährigen, dienstags trifft sie sich mit den Parteikollegen zur Fraktionssitzung. Zwischendurch kocht sie für den Kinderladen Bunte Klexe oder sitzt als Jugendschöffin bei Gericht.

Jetzt sitzt sie seelenruhig auf ihrer Terrasse, schaut versonnen auf den Swimmingpool und die stattliche Hainbuche, während sich auf dem Klavier im Haus Papierberge stapeln und auf dem Wohnzimmertisch Gesellschaftsspiele. Bayer-Tersch ist keine Frau, die sich für Unordnung entschuldigt. «Wo gelebt wird, liegt halt auch mal was rum», meint sie achselzuckend, aber das nur auf Nachfrage. Ihre Stärken sieht sie eben darin, Unwichtiges liegen lassen zu können, um sich wichtigen Dingen zu widmen. «Und darin, dass ich mich von Hürden nicht einschüchtern lasse.»