Flüchtlingslager: Erst Zelte, jetzt Garagen

20.10.2012, 16:00 Uhr

Gemeindepädagoge Erwin Bartsch, Sprecher der Ehrenamtlichen, die sich unter dem Dach der evangelischen St.-Rochus-Gemeinde für die Flüchtlinge engagieren, skizziert unzumutbare Zustände: Nachdem schon die katholische Kapelle des Hauses (mit drei Räumen), der muslimische Gebetsraum, die Cafeteria und sechs Mannschaftszelte des BRK mit Asylsuchenden voll belegt sind, wurden jetzt noch drei Garagen zu Notunterkünften umfunktioniert. „Als Nächstes ist die Kantine dran“, so Bartsch, „aber dort können wir die Leute nur nachts unterbringen.“

Wie berichtet, sucht die Regierung von Mittelfranken händeringend nach Ausweichquartieren. Zuletzt war die Rede davon, Turnhallen in Fürth und Erlangen als ZAE-Dependancen zu nutzen. Die Wege nach Zirndorf wären kurz, wo die Flüchtlinge im Zusammenhang mit ihrem Erstantrag auf politisches Asyl etliche Termine wahrnehmen müssen (Antragstellung, Anhörung, Gesundheitsuntersuchung). Doch die Idee wurde verworfen, es fanden sich keine passenden Hallen.

Auch die teils leerstehende Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth war im Gespräch. Für Bartsch eine sinnvolle Adresse, denn während die in der ZAE geplanten mobilen Wohneinheiten erst gebaut werden müssen, wären Unterkünfte und sanitäre Einrichtungen hier schon vorhanden. Und, so Bartsch: „Den Schlüssel hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium in der Hand. Als örtlicher Bundestagsabgeordneter könne Christian Schmidt (CSU) rasche Hilfe leisten.

Roth sei jedoch „keine gute Alternative“, sagte Schmidt auf Nachfrage der Fürther Nachrichten. Denn auch wenn es dort ungenutzte Räumlichkeiten gebe: „Das ist immer noch eine aktive Kaserne, wo rund 1000 Soldaten Dienst tun, also militärischer Sicherheitsbereich und damit sensibles Gelände.“

Laut Schmidt, dessen Ressort an sich nicht zuständig ist für die Problematik, ist man aber nach Rücksprache mit dem Innen- und dem Sozialministerium in Bayern „dabei, aufgelassene Liegenschaften zu prüfen“. Nach Informationen unserer Zeitung soll die leerstehende Bayern-Kaserne in München im Gespräch sein, doch dazu gab es gestern keine offizielle Auskunft mehr.

Der Regierung von Mittelfranken liegt auch das Angebot eines Privatmannes vor. Ein Speditionskaufmann aus Fürth baut neben dem ZAE-Gelände eine Lagerhalle für Oldtimer-Fahrzeuge, sein Hobby. In 14 Tagen soll sie fertig sein, Heizung und sanitäre Anlagen inklusive. Im Obergeschoss wäre auf 900 Quadratmetern Platz für Asylsuchende. Die Antwort aus Ansbach stehe noch aus, sagt der Mann. Erwin Bartsch jedenfalls fände die Halle „besser als die Kapelle, Zelte oder Garagen“.
 

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