Fürs Ludwig-Erhard-Zentrum wird mit Hochdruck gewerkelt

15.11.2016, 06:00 Uhr
Fürs Ludwig-Erhard-Zentrum wird mit Hochdruck gewerkelt

© Hans-Joachim Winckler

)Es gibt heimeligere Orte für eine Spendenübergabe, doch hier wird der Status Quo in Sachen Ludwig-Erhard-Zentrum augenfällig. Blankes Mauerwerk, durchzogen von Fachwerkbalken, zahllose Kabel, die aus Öffnungen baumeln, roher Fußboden - im Geburtshaus des Ex-Kanzlers und "Vaters der sozialen Marktwirtschaft“" wird fleißig gewerkelt. Der verwinkelte Komplex zwischen Gartenstraße und Ludwig-Erhard-Straße, in dem Erhards Eltern lebten und ein Wäschegeschäft betrieben, wird derzeit aufwendig saniert.

Vorne, zum Rathaus hin, wird im Erdgeschoss ein Laden mit Museumscafé entstehen, im Stockwerk darüber eine Ausstellung zu Eltern und Sohn Erhard, in den hinteren Trakten soll Verwaltung Platz finden. Und in einem Zwischenbau bekommt das wissenschaftliche Forschungszentrum samt Lehrstuhl Platz, für dessen Ausstattung nun die Spende floss.

Nach den Worten von Wilhelm Polster, Vorsitzender des Stiftungsrats und zeitlebens enger Freund des Norma-Chefs, war Manfred Roth "ein großer Verehrer von Ludwig Erhard". Dessen Wirken habe Roth in jungen Jahren selbst mitverfolgen können. "Er würde heute voll und ganz hinter diesem Forschungszentrum stehen", ist Polster überzeugt. 2014 und 2015 hatte seine Stiftung bereits je 20.000 Euro überwiesen.

Das Gros der 15 Millionen Euro für den Neubau gegenüber dem Geburtshaus sowie die Sanierung und den Ausbau des historischen Sandsteingebäudes stammt zwar - sehr zum Unmut mancher Kritiker - aus den Kassen von Bund und Freistaat; doch für die Ausstattung des Zentrums seien weitere Gelder nötig, berichtet Evi Kurz, Chefin des Fürther Ludwig-Erhard-Initiativkreises. Mehrere Millionen sollen bis dato geflossen sein.

"In höchstem Maße dankbar" sei sie für Gaben wie jene der Roth-Stiftung, sagte Kurz, die erneut betonte: Der Blick des Ludwig-Erhard-Zentrums soll sich auch in die Vergangenheit, vor allem aber in die Zukunft richten. Nicht umsonst werde Erhard heute "fast jeden Tag" in den Medien zitiert. Das belege, welchen Stellenwert seine Lehren nach wie vor hätten. Auch Wilhelm Polster bekennt sich dazu. Er habe einst seine Doktorarbeit über Sozialethik verfasst und dabei gelernt, wie wichtig sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus seien.

Vor allem jungen Leuten wolle man hier "ein großes museumspädagogisches Programm" bieten, so Kurz. Studierende der Wirtschaftswissenschaften könnten sich in die U-Bahn setzen und so von Nürnberg aus bequem bis zum Fürther Rathaus fahren.

Im Neubau, dessen Richtfest Ende nächster Woche gefeiert wird, sollen zwei Stockwerke durch eine Ausstellung zu Erhards Wirken und Leben nach 1945 belegt sein, der dritte Stock ist für Veranstaltungen, Seminare und Vorlesungen reserviert. Evi Kurz schwört übrigens Stein und Bein: Auch wenn es manchem Betrachter so erscheinen mag - der moderne Neubau fällt keineswegs größer aus als ursprünglich konzipiert.

Das Erscheinungsbild werde sich noch relativieren, wenn erst die Gerüste verschwunden sind. Und auch die Fassade aus gegossenem Beton habe zwar schon ihre endgültige sandsteinähnliche Farbe; doch durch Bearbeitung werde sie noch veredelt und dann strukturierter erscheinen.

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