Fürth nimmt weitere Flüchtlinge auf

18.10.2012, 13:00 Uhr
Fürth nimmt weitere Flüchtlinge auf

© Daniel Naupold/dpa

Die ZAE platzt nicht nur seit geraumer Zeit aus allen Nähten, die Situation dort verschärft sich von Tag zu Tag. Die für Neuankömmlinge gedachten beheizten sechs Mannschaftszelte, die das BRK Ende September aufgestellt hat, sind nach Angaben der Bezirksregierung in Ansbach aktuell „voll belegt“. „Die Zelte reichen bald nicht mehr aus“, sagt Robert Busse, in Ansbach zuständig für die Flüchtlingsbetreuung. 520 Menschen habe die ZAE in den ersten zwei Oktoberwochen aufgenommen, 260 Personen pro Woche. Im September waren es noch rund 200 pro Woche. Die Tendenz? „Steigend.“

Erst wenn die Finanzierung gesichert ist, kann das Staatliche Bauamt Nürnberg damit beginnen, auf dem ZAE-Gelände das angekündigte dreistöckige Gebäude für rund 150 Personen in Modulbauweise zu errichten (wir berichteten). Erfahrungsgemäß sei das „nicht unter vier Monaten zu schaffen“, so Bauamtsleiter Klaus Gerstendorff vor einigen Tagen. Regierungssprecherin Ruth Kronau-Neef teilte nun mit, Ziel sei, „dass die mobilen Wohneinheiten noch im Dezember“ aufgestellt werden. „Hieran wird unter Hochdruck gearbeitet.“

Zugleich prüft die Regierung die Option, Turnhallen als ZAE-Dependancen zu nutzen. Zirndorf und Oberasbach seien außen vor, so Busse, da dort die ZAE steht. Auch Nürnberg komme nicht in Betracht. Denn die Stadt beherberge viel mehr Flüchtlinge, als sie müsste. Wie berichtet, regelt ein fester Schlüssel die Weiterverteilung der Asylsuchenden von Zirndorf in Mittelfrankens kreisfreie Städte und Landkreise.

Für Neuankömmlinge wiederum böten sich laut Busse Notquartiere in Fürther und Erlanger Turnhallen nicht nur wegen der Nähe zur ZAE an. In Städten könne der Schulsport auch eher in benachbarte Hallen ausweichen als auf dem Land, argumentiert er, schränkt aber ein: „Ob es soweit kommt, weiß kein Mensch.“ OB Jung glaubt nicht, dass bald Flüchtlinge in Fürths Turnhallen Unterschlupf finden: Die Stadt suche andere Lösungen. Möglicherweise könne man Kapazitäten, die man ohnehin für Asylbewerber vorhalten muss, auch für Neuankömmlinge nutzen.

Doch hier geht es eng zu. Momentan erfüllt Fürth die Quote nicht. 7,6 Prozent der Flüchtlinge, die nach ihrer Registrierung in Zirndorf andernorts in Mittelfranken unterzubringen sind, muss die Stadt aufnehmen. Zurzeit wären das rund 150 Menschen. Knapp hundert haben hier derzeit eine vorübergehende Bleibe. Ein Teil kam in der städtischen Obdachlosenunterkunft unter, ein anderer Teil in einer staatlichen Unterkunft für kranke und behinderte Asylbewerber, weitere acht Familien in einem Doppelhaus, das Sozialreferentin Elisabeth Reichert zufolge kurz vor dem Abriss steht und „auf niedrigem Standard“ hergerichtet wurde.

Übergangslösungen, urteilt Reichert. Um die Lage in Zirndorf zu entschärfen und ihre „Pflicht zu erfüllen“, habe die Stadt nun eine Pension in der Südstadt angemietet. Sie sei kommende Woche bezugsfertig und biete Platz für 30 Personen. Mittelfristig wolle man der Bezirksregierung ein Grundstück vermieten, wo diese, wie in Zirndorf auch geplant, mobile Wohneinheiten bauen könnte.

In Fürth gab es früher staatliche Sammelunterkünfte. Wegen rückläufiger Flüchtlingszahlen wurde im März 2010 zuletzt die Einrichtung Hafenstraße geschlossen. Für Reichert eine „Fehlentscheidung“ der Regierung. Denn schon im August 2010 habe sie wieder Räumlichkeiten in Fürth benötigt.

 

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