Fürth plant Sozialzentrum in der Hirschenstraße

2.3.2015, 06:00 Uhr
Fürth plant Sozialzentrum in der Hirschenstraße

© Foto: Horst Linke

Auf den Schock folgte die Erleichterung: Im vergangenen Jahr erhielt die Fürther Wärmestube die Kündigung zum 31. Dezember 2017. Die neuen Eigentümer des Hauses meldeten Eigenbedarf an. Doch nur wenig später tat sich eine Perspektive auf: Die Firma „Soziales Wohnen Fürth“, eine Tochter der städtischen WBG, kaufte einen Steinwurf entfernt das Gebäude Hirschenstraße 37, wo die Schreinerei Weigel bis zu ihrem Betriebsende 2014 ihren Sitz hatte.

Gemeinsam mit Verantwortlichen im Fürther Rathaus ist ein Nutzungskonzept entwickelt worden. Die Wärmestube – ein Treffpunkt, an dem Menschen, die in Notunterkünften, Wohnheimen, Pensionen oder bei Freunden leben müssen, Hilfe und Beratung erhalten – wird im Erdgeschoss Räume bekommen. Im Hinterhof, in der ehemaligen Schreinerei, findet ein Speisesaal mit Küche Platz; hier soll es weiterhin mittags eine warme Mahlzeit für Notleidende geben.

Damit nicht genug: Ebenfalls im Erdgeschoss wird die Fundgrube – ein „Sozialkaufhaus“, das günstige Kleidung anbietet – mit großzügigen Ladenfläche zur Straße hin bedacht. In benachbarte Räume zieht das Quartiersbüro ein, das sich seit vielen Jahren um die Belange der Westlichen Innenstadt kümmert. Auch die Nachbarschaftshilfe, die bedürftigen Mitmenschen beispielsweise bei einem Umzug unter die Arme greift, wird einen Platz finden.

Und im ersten Stock des Rückgebäudes wird eine sogenannte Notfallwohnung eingerichtet, ein vorübergehender Unterschlupf für Familien, die ihr Zuhause beispielsweise wegen eines Brands verlassen mussten. Alles in allem, schwärmt die städtische Sozialreferentin Elisabeth Reichert, entstehe ein „Soziales Zentrum“ für den Stadtteil.

Deutlich unter Marktwert

Ergänzt wird das Konzept von neun Mietwohnungen im Vorderhaus, die es nach der Sanierung für einen Preis von 6 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter geben soll. „Das ist deutlich unter Marktwert“, betont Oberbürgermeister Thomas Jung und spricht von „Wohnraum für Menschen, die sich teure Mieten nicht leisten können“.

Bei der Umsetzung arbeiten mehrere städtische Dienststellen Hand in Hand – und das äußerst zügig. Ende Oktober kaufte die „Soziales Wohnen Fürth“ das Haus, sagt ihr Prokurist Rolf Perlhofer, Ende Dezember wurde bereits der Bauantrag eingereicht. In zwei bis drei Wochen soll die Schadstoffsanierung beginnen. Wie an vielen anderen Orten in Fürth hat in früheren Jahrzehnten eine Spiegelbelegfirma das Erdgeschoss und zum Teil auch den ersten Stock mit Quecksilber belastet.

Anschließend beginnt die eigentliche Renovierung. Im Bemühen, das Haus an „heutige Wohnansprüche“ anzupassen, wolle man „so schonend wie möglich“ vorgehen, kündigt Perlhofer mit Blick auf die denkmalgeschützte Substanz an. So wird zum Beispiel ein acht Zentimeter dicker Innenputz für Wärmedämmung sorgen. Laut WBG-Chef Hans Partheimüller beträgt die Investitionssumme rund zwei Millionen Euro. Die „Soziales Wohnen Fürth“ wird Eigentümerin des Gebäudes bleiben, die Stadt mietet von ihrer Tochter das Erdgeschoss, muss aber nur für Betriebs- und Nebenkosten aufkommen.

Läuft alles nach Plan, ist im Herbst 2016 alles fertig. Bald darauf wird auch das Umfeld aufgehübscht. Nach den Worten von Thomas Jung plant die Stadt, die Sanierung der Hirschenstraße im Jahr 2017 anzugehen.

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