Fürth: Protest gegen den Auftritt des AfD-Politikers Starbatty

16.10.2014, 21:00 Uhr
Fürth: Protest gegen den Auftritt des AfD-Politikers Starbatty

© Foto: Ralf Rödel

Der umstrittene Politiker soll – ungeachtet der Proteste – am Freitag neben dem Geschäftsführer des Pharmaunternehmens Novartis bei einer Fachtagung mit dem Titel „Sozialunternehmer – Gestalter Sozialer Marktwirtschaft“ vor der erstmaligen Verleihung des Wilhelm-Löhe-Preises in der Wilhelm Löhe Hochschule der Diakonie Neuendettelsau im Fürther Südstadtpark auftreten.

Diakoniesprecher Thomas Schaller betont auf Anfrage der Fürther Nachrichten zwar, man habe Starbatty nicht als Politiker eingeladen, sondern als Ökonom und wolle sich damit auch nicht politisch positionieren. Doch Oberbürgermeister Thomas Jung hält die politische Signalwirkung des Auftritts mit dem Auftrag der Diakonie für schwer vereinbar. Dies hat er auch in einem Schreiben an Diakonierektor Hermann Schoenauer zum Ausdruck gebracht. Zur Stellungnahme war Jung, wie berichtet, zuvor vom Fürther Sozialforum und vom Fürther Bündnis gegen Rechts aufgefordert worden.

Scharf protestiert indes auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gegen Starbattys Einladung. Stephan Doll, DGB-Geschäftsführer für Mittelfranken, verwundert es sehr, dass die Diakonie, die sich selbst als Teil des Sozialstaats mit biblischem Auftrag einstufe, den Vertreter einer Partei einlade, die laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung wohlstandschauvinistische, marktradikale wie zum Teil auch nationalistische Tendenzen habe. Starbatty habe als Unterzeichner des Hamburger Appells erklärt, dass eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage nur durch niedrigere Entlohnung der ohnehin schon Geringverdienenden möglich sein wird. Dem hält Doll das der Solidarität mit Hilfsbedürftigen, Schwachen und Ausgegrenzten verpflichtete Menschenbild der Diakonie Neuendettelsau entgegen.

Schweres Geschütz fährt auch Ruth Brenner als Sprecherin des Bündnisses gegen Rechts auf. Es sei so, als ob sämtliche linken Vorbehalte bestätigt werden sollten: „Eine elitäre Privatuniversität, die sehr hohe Studiengebühren verlangt, debattiert die soziale Frage unter dem Gesichtspunkt möglicher Profitmaximierung und lädt sich als Hauptredner einen Referenten ein, der sich in Kreisen weit rechts von CDU/CSU bewegt.“

Der Nürnberger Schriftsteller und Pate des Laurentius-Gymnasiums der Diakonie als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Leonhard F. Seidl, unterstützt die Forderung nach Starbattys Ausladung. Er wünscht sich nicht nur ein Gymnasium ohne Rassismus, sondern auch eine Wilhelm Löhe Hochschule ohne Rechtspopulismus, „in der gegen Ausgrenzung in jeglicher Form, aber auch gegen einen radikalen Neoliberalismus vorgegangen wird, wie ihn Herr Starbatty vertritt“.

Der Titel von Starbattys ordnungsökonomisch ausgerichteten Vortrag lautet „Unternehmerische Verantwortung versus individuelle Gier in der Sozialen Marktwirtschaft“. Hochschulpräsident Peter Oberender will sich auf Nachfrage der FN nicht zu den Vorwürfen äußern, in denen er eine Diffamierungskampagne sieht. Auch vom Fürther Dekan lasse man sich nicht vorschreiben, wen man einzuladen habe. Es bleibe beim vorgesehenen Programm.

Bei der Fachtagung sollen Gestaltungsmöglichkeiten einer dem Gemeinwohl verpflichteten Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards beleuchtet werden. Es schließt sich die Verleihung des mit 10 000 Euro dotierten Wilhelm-Löhe-Preises für soziales Unternehmertum an. Der Jury gehören neben Vertretern der Diakonie Neuendettelsau und der Wilhelm Löhe Hochschule auch der Vice President der Deutschen Bank, Steffen Kawitter, und die Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises Fürth, Evi Kurz, an.

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