Fürth: Südstadtbewohner gehen auf die Barrikaden

9.2.2015, 19:03 Uhr
Fürth: Südstadtbewohner gehen auf die Barrikaden

© Hans-Joachim Winckler

Der Stadt pressiert’s offenbar gewaltig. Schon am Mittwoch soll der Bauausschuss grünes Licht für die Erweiterung signalisieren. Das geht dem BN wie den Grünen entschieden zu schnell. Sie machen sich für eine weitere Prüfung alternativer Bauplätze außerhalb der zentralen Südstadt-Grünfläche stark. Auch die SPD sieht noch Beratungsbedarf. Die CSU unterstützt die Erweiterung, kritisiert aber, dass die Stadträte über die Pläne nicht ausreichend informiert wurden.

Kräftigen Gegenwind bekamen Hochschulkanzlerin Sabine König und Jürgen Zerth, der Leiter des Forschungsinstituts der WLH, zu spüren, als sie um 18 Uhr zur Versammlung stießen. Von geheimen Absprachen mit der Stadtspitze war da die Rede, von der befürchteten Blechlawine nach dem Ausbau für 550 Studenten, von der Konterkarierung des Denkmalschutzes für die Schickedanzvilla und von unzureichend geprüften Alternativen.

Zudem wird befürchtet, dass die beiden würfelförmigen Erweiterungsbauten am gläsernen Treppenturm nur der Anfang weiterer Vergrößerungen sind. Dagegen betont die Kanzlerin, von der Stadt nur für einen Anbau die Zusage signalisiert bekommen zu haben.

Dieses Einverständnis wird von Anwohnern prompt als „widerrechtliche Absprache“ kommentiert. „Wofür gibt es Bebauungspläne?“, fragt ein Versammlungsteilnehmer. Der Bauausschuss soll den Anbau nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung ohne Bebauungsplan-Änderung durchwinken. Der BN fordert indes ein ordentliches Änderungsverfahren mit Bürgerbeteiligung.

Bittere Pille

Dass ein Privatunternehmen Bauplatz in einem öffentlichen Park beansprucht, ist eine bittere Pille für Anwohner. „Man stelle sich vor, im Stadtpark würde gebaut – es wäre ein Skandal“, schimpft ein Südstädter. An den Stadtrat appelliert ein anderer, die bei der Besiedlung der ehemaligen Militärflächen  viel beschworene Familienfreundlichkeit nicht durch Einschnitte in die zentrale Grünanlage über den Haufen zu werfen. Es gebe ohnehin nicht viele Grünflächen in der Südstadt.

Bravo-Rufe erntet BN-Kreisvorsitzender Reinhard Scheuerlein mit der Bemerkung, das Vertrauen in die Stadt sei durch den Vorgang zum Teil verschüttet worden. Die Umweltorganisation hat eine Liste aufgelegt, in die sich Gegner des Bauvorhabens im Südstadtpark eintragen können.

Die von der Diakonie Neuendettelsau betriebene Privathochschule wurde vor drei Jahren erst eröffnet und platzt bereits aus allen Nähten. Für Unterrichtsbetrieb und Verwaltung müssen externe Räume angemietet werden. Die Stadtspitze hat von Anfang an zu erkennen gegeben, dass sie einem Anbau nichts in den Weg legen will. Rechtsverbindlich ist diese allgemeine Willensbekundung allerdings nicht.

Der Baukunstbeirat hat den Weg bereits frei gemacht, nachdem Hochschul-Architekt Gerhard Guggenberger den zunächst als Riegel geplanten Anbau in zwei Würfel aufgeteilt hatte, die durch einen an den gläsernen Treppenturm angedockten Glastrakt miteinander verbunden sind. So wird der Blick von der Fronmüllerstraße auf die unter Denkmalschutz stehende Villa etwas weniger verstellt. Auch Parkarchitekt Gerd Aufmkolk hat seine Zustimmung zum Bauvorhaben gegeben.

10 Kommentare