Fürth: Unbekannte wüten an Gedenkort für Naziopfer

14.6.2017, 15:30 Uhr
Erst bei der jüngsten Gedenkveranstaltung am 12. April wurde die Erinnerungstafel erneuert. Oberbürgermeister Thomas Jung (rechts) half bei der Montage.

© Foto: Daebel Erst bei der jüngsten Gedenkveranstaltung am 12. April wurde die Erinnerungstafel erneuert. Oberbürgermeister Thomas Jung (rechts) half bei der Montage.

Es ist nicht der erste Angriff auf das Mahnmal. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei haben Unbekannte die heuer erst erneuerte Tafel zwischen 16 Uhr am Montag und 11.30 Uhr am Dienstag abgeschraubt und entwendet. Die beschädigte Birke gehörte zu einer Baumgruppe, die die später Ermordeten als Mitglieder des einst hier angesiedelten Fürther Canu-Clubs noch selbst eingepflanzt hatten.

Mit einer Axt haben die Unbekannten mehrmals in den Stammfuß gehackt. Wie Grünflächenamtsleiter Gerhard Vogel auf Anfrage der Fürther Nachrichten sagte, wurde die Birke zwar erheblich beschädigt, doch werde sie vermutlich überleben. Vogel sieht keine Notwendigkeit, den Baum zu fällen.

Nach einem langen und heftigen Tauziehen war die Gedenktafel erst vor zehn Jahren aufgestellt worden, damit das Schicksal der beiden Fürther, die zu den ersten Opfern des Nazi-Terrors gehörten, nicht in Vergessenheit gerät. Am 12. April 1933 wurden Rudolf Benario (24) und Ernst Goldmann (25) im Konzentrationslager Dachau ermordet. Als Kommunisten und Juden hatten sie dem Faschismus die Stirn geboten.

Zur diesjährigen Gedenkveranstaltung am 12. April musste die Tafel erneuert werden, weil Unbekannte ein Hakenkreuz hineingeritzt hatten. Es war bereits die dritte Auswechslung. Schon zuvor war die Tafel wiederholt beschmiert worden. Schmierereien gab es auch auf dem Gehweg. Unter anderem wurde dem an der Ermordung beteiligten SA-Mann gehuldigt. Als einer der Initiatoren der Gedenkstätte spricht EX-DKP-Kreisvorsitzender Siegfried Imholz von einer "infamen Attacke auf die Erinnerung an zwei Fürther Bürger, die zu den wenigen gehört haben, die sich gegen den Naziterror wehrten".

Als "wichtige Vorbilder" hatte auch Oberbürgermeister Thomas Jung bei der jüngsten Gedenkveranstaltung die Ermordeten bezeichnet. Sie zu ehren sei eine Selbstverständlichkeit. "Wir stehen als Stadt zu ihrem Widerstand", betonte Jung. Die Geschichte der Birken am Rednitzufer hatte Benarios und Goldmanns inzwischen verstorbener Weggefährte Seppl Schneider aufgezeichnet.

Zeugen, die im genannten Zeitraum verdächtige Wahrnehmungen gemacht oder Personen beobachtet haben, die im Zusammenhang mit Diebstahl und Baumfrevel stehen könnten, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst Mittelfranken unter der Tel. (09 11) 21 12 33 33 in Verbindung zu setzen.

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