Fürth will den Titel "Wissenschaftsstadt" verteidigen

15.9.2017, 16:00 Uhr
Fürth will den Titel

© Hans-Joachim Winckler

Er würde gerne „Wissenschaftsstadt“ auf Fürther Ortsschilder schreiben lassen, sagte Goppel. Die Frage nach dem Warum beantwortete Oberbürgermeister Thomas Jung jetzt beim Pressegespräch zum zehnjährigen Jubiläum schmunzelnd mit den Worten „vielleicht, weil er Wissenschaftsminister war. . .“. Zehn Jahre danach ist man im Rathaus entschlossen, den Titel zu verteidigen. "Universitätsstädte", verkündet Oberbürgermeister Thomas Jung gut gelaunt im Stadtmuseum, "gibt es ja wie Sand am Meer". Mit Wissenschaftsstädten verhalte sich das anders. Nur drei Kommunen in ganz Deutschland dürften die seltene Bezeichnung tragen: Darmstadt (seit 1997), Fürth (2007), Straubing (2007).

Fürth will den Titel

© Andre De Geare

Laut Wikipedia wird der Titel von den Regierungen der Bundesländer an Städte verliehen, in denen durch national und international tätige Institutionen herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Forschung erreicht wurden. Universitäre Einrichtungen gab es 2007 bereits in Fürth, insbesondere das Technikum mit dem Institut für Neue Materialien und dem damals noch in der Uferstadt angesiedelten Fraunhofer-Entwicklungszentrum. Trotzdem: Mit einem neuen Namen hatte niemand gerechnet, als Wissenschaftsminister Thomas Goppel Anfang 2007 genau damit zum 1000-Jahr-Jubiläum der Kleeblattstadt aufwartete. Einige Monate später wurden die ersten Schilder mit dem Zusatzwort installiert.

Er sei im Übrigen Bayerns einziger Wissenschaftsreferent, sagt jetzt Müller, der sich für gewöhnlich als Wirtschaftsreferent vorstellt. Er und Jung zeigen sich noch stolzer als vor zehn Jahren. Denn: Das "zarte Pflänzchen" (Müller) ist gewachsen, hat eine "ansehnliche Größe" erreicht (siehe Artikel unten) und soll, geht es nach dem Rathaus, weiter gedeihen. Vor allem mit praxisnaher Forschung in den Bereichen Neuen Materialien und Werkstoffwissenschaften hat sich die Stadt einen Namen gemacht. Aber auch die Wilhelm-Löhe-Hochschule siedelte sich hier an, und bald soll es im künftigen Ludwig-Erhard-Zentrum am Rathaus einen Stiftungslehrstuhl Soziale Marktwirtschaft geben.

"Wir dürfen hochzufrieden sein", bilanziert Jung. Freistaat, Bundesrepublik und EU haben laut Müller "bestimmt über 200 Millionen Euro" Fördermittel allein in die Uferstadt investiert. Gut angelegtes Geld, denn so werde auch der Wirtschaftsstandort Fürth gestärkt. Dass Nürnberg eine eigene Uni bekommen und in Erlangen die Technische Fakultät ausgebaut werden soll, kommentiert Jung gelassen: "Wir begrüßen das grundsätzlich." Aber: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht unter die Räder kommen." Nach einem Beschluss des Kabinetts, so Müller, soll auch der Wissenschaftsstandort Fürth "weiter gestärkt" werden. Und darauf wolle man drängen. Neun Projekte aus Fürth lägen der Staatsregierung aktuell zur Prüfung vor. Unter anderem bemühe man sich um einen Lehrstuhl für Kunststofftechnik der Uni Erlangen-Nürnberg.

Der OB und sein Referent zeigen sich zuversichtlich, dass die Ansiedlung glückt. Jungs Fernziel: In zehn Jahren sollen nicht mehr 103 Menschen in Fürth studieren, sondern 1000.

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