Fürther Bagaasch hat ausgespielt

3.7.2008, 00:00 Uhr
Fürther Bagaasch hat ausgespielt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Zwar kündigt die Homepage der Kofferfabrik für heute und morgen «Monos - Logisch« an. Doch diese Bagaasch-Produktion mit Uwe Weiherer auf der Bühne und Ute Weiherer am Regiepult wird es nicht mehr geben. «Wir werden in Zukunft getrennte Wege gehen«, sagt Udo Martin.

Der Schauspieler und Rezitator führt die Geschäfte der Kofferfabrik seit Februar 2007. Zum Areal in der Lange Straße nahe der Stadtgrenze zählt neben Ateliers, Künstlerwerkstätten, Galerie, Restaurant und Kneipe auch die Fürther Bagaasch. Mit dem knapp 100 Zuschauer fassenden Theater im ersten Obergeschoss der ehemaligen Spiegelfabrik hatte sich Ute Weiherer 2001 «einen Lebenstraum« erfüllt.

Der ist geplatzt, und zwar Knall auf Fall, glaubt man der Regisseurin und Dullnraamer-Chefin. «Wir können zu der Angelegenheit gar nichts sagen, denn wir haben die Kündigung ohne Angabe von Gründen erhalten.« Martin, dazu befragt: «Ich bin nicht an einer öffentlichen Schlammschlacht interessiert.« Immerhin lässt er sich die diplomatische Floskel «Wir haben unterschiedliche Ansichten übers Arbeiten« entlocken. Wiederholt hätten die Bagaasch-Betreiber Premieren in buchstäblich letzter Minute abgeblasen und verschoben; dies sei für einen Betrieb wie die Kofferfabrik auf Dauer nicht tragbar.

Doch auch Weiherer bewahrt Contenance: «Wir möchten auf keinen Fall schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen.« Martin selbst hatte in einigen Produktionen der Bagaasch («Sommernachtstraum« und «Faust I«) mitgespielt, zudem war er bis 2007 Mitglied der von Weiherer geführten Alternativ-Faschingscrew Dullnraamer.

«Gründlich renovieren«

Beide Seiten werten das Ende der Bagaasch nicht als Schlag für die freie Theaterszene in Fürth und im Großraum. «Es geht weiter« sagen sowohl der «Koffer«-Chef als auch Ute Weiherer. Martin will die Bagaasch-Räume bis zum Herbst «gründlich renovieren, die Garderoben herrichten, streichen und die Technik erneuern«. Ab September sei das Theater wieder auf Sendung mit Gastspielen aus der freien Szene des Großraums - jene Szene, die ohnehin schon einen Großteil des Bagaasch-Programms ausmachte. Dazu zählen auch weiterhin Sigi Wekerles Improtheatergruppe 6aufKraut sowie die Ensembles Nachwachsende Rohstoffe und Spin-Off.

Martin plant, im kommenden Jahr ein überarbeitetes Programm vorzulegen. «In der Übergangsphase zwischen September und Jahresende wird noch kein klarer Kurs erkennbar sein«, aber offenbar danach. Auch über den neuen Titel des Theater grübelt er noch. «Theater in der Kofferfabrik« ist im Gespräch. Daneben wird es im Kneipen- und Galerietrakt der «Koffer« wie bisher zahlreiche Konzerte und offene Bühnen geben - für Poetry Slam, Schauspiel («Rampenschweinerei«), klassische und Rockmusik. Martin: «Wir haben in Fürth kein Kulturzentrum im klassischen Sinn. Aber was wir haben, ist die Kofferfabrik. Die Stadt weiß, dass es wichtig ist, so ein Kleinod zu hegen und zu pflegen.«

In Zukunft allerdings ohne die Weiherers. Die waren nach Anfängen in der freien Nürnberger Kabarett- und Schauspielszene Ende der neunziger Jahre als Stammgäste in der neu eröffneten, seinerzeit von Lothar Böhm betriebenen Kofferfabrik vor Anker gegangen. 2001 ließen sich Ute und Uwe Weiherer fest nieder mit der Gründung der Bagaasch. Zu den weithin beachteten Produktionen zählten Uwe Weiherers Kinski-Programm, die Beziehungstragödie «The Blue Room« und das Kabarettprogramm «Hippies statt Hip-Hop«.

«Natürlich geht es weiter!«, bekräftigt Ute Weiherer. Das Ensemble gehe, wie bereits einige Male zuvor, auswärts spielen - so etwa im November, wenn Henning Mankells «Zeit im Dunkeln« im Turbinenhaus der Foerstermühle gegenüber dem Kulturforum Premiere haben wird.

Auch die Dullnraamer steigen 2009 wieder in den Kanal und zeigen im Kufo ihr neues Programm. Alles andere gelte es nun abzuwarten. «Es gibt Planungen«, so Weiherer. «Jetzt aber räumen wir erst einmal das Theater aus.«MATTHIAS BOLL