Fürther Forscher vor «Riesensensation»

30.5.2007, 00:00 Uhr
Fürther Forscher vor «Riesensensation»

© De Geare

«Der Säugling gedeiht prächtig», findet Thomas Schöck, Kanzler der Universität Erlangen-Nürnberg, und meint damit «die kleine Fürther Tochter» der Uni. Sein Optimismus gründet sich unter anderem auf eine Reihe erfolgreicher Projekte, die ZMP-Leiter Prof. Dr. Robert Singer anlässlich einer kleinen Geburtstagsfeier zum «Einjährigen» vorstellte. Nach seinen Worten arbeiten im so genannten Technikum auf dem ehemaligen Grundig-Areal in der Dr.-Mack-Straße inzwischen mehr als 120 Mitarbeiter an der Entwicklung leichter Werkstoffe, wie sie zum Beispiel in Autos oder in Laptops zum Einsatz kommen.

Derzeit, so Singer, sei man einer «Riesensensation» auf der Spur. Beim so genannten Thixospritzgießen stehe das ZMP vor einer Entwicklung, die für Werkstoffwissenschaftler ähnlich revolutionär werden könne, wie für die Musikindustrie die MP3-Datei, die unlängst ihren 20. Geburtstag feierte. Konkret gehe es darum, wie man in Metallstoffe Fasern und Partikel «einweben» kann, um das Material fester und widerstandsfähiger zu gestalten. Bei Kunststoffen sei das schon lange möglich, sagt Singer und verweist auf das Beispiel Skier.

Die Fortschritte der Fürther Forscher führen nach seinen Worten dazu, dass man in einigen Wochen ein Joint-Venture mit einem mittelfränkischen Unternehmen eingehen werde. Außerdem bekomme man eine neue Halle sowie entsprechende Maschinen für die weitere Forschung. Finanziert wird der Bau zum Teil vom Freistaat Bayern, zum Teil aus Erlösen aus Forschungsaufträgen, die für Firmen wie BMW oder Bosch abgewickelt wurden. Im November soll die Halle in unmittelbarer Nachbarschaft stehen.

Einen weiteren Erfolg verbuchte das ZMP laut Singer mit der Forschung an Aluminiumschaum, einem extrem leichten, dafür aber auch sehr teuren Werkstoff, der zum Beispiel im Nobelsportwagen Ferrari zum Einsatz kommt. «Wir haben es geschafft, die Kosten für Aluminiumschaum zu reduzieren», sagt der Professor. Seit kurzem leiste sich daher der Ingolstädter Autobauer Audi das Material für seinen Sportgeländewagen «Q7». Das sei zwar auch nicht das billigste Auto, räumt Singer ein, aber doch eine andere Preisklasse als der Ferrari.

Stolz ist Singer auch auf die Firma Diaccon, eine Ausgründung des Instituts, die sich ebenfalls im Technikum angesiedelt hat. Seit ZMP im Dezember 2005 «die größte Diamantbeschichtungsanlage der Welt» gekauft hat, die nun von Diaccon genutzt wird, laufen die Geschäfts so gut, dass das Unternehmen nun für 800 000 Euro eine zweite Anlage anschaffte.

Derzeit arbeitet Diaccon laut Singer daran, Titanbleche zu beschichten, um sie in der Abwasserreinigung einzusetzen. Mit Hilfe elektrischer Spannung könnten die Bleche das Wasser von organischen Verunreinigungen reinigen. «Das ist ein riesiger Markt», schwärmt Singer.

Uni-Kanzler Schöck versprach, die Universität werde alles dafür tun, «damit in Fürth weiter erfolgreich gearbeitet wird». Konkret bedeutet das: Forschen und entwickeln, um möglichst viele neue Produkte auf den Markt zu bringen. Im Technikum Fürth sind an diesem Prozess neben der Uni-Tochter ZMP auch die «Neue Materialien Fürth GmbH» (NMF) und die «Fraunhofer-Gesellschaft für Integrierte Schaltung» beteiligt. Beide Institute arbeiten eng mit der Universität zusammen.