Fürther Rundfunkmuseum dämpft die Feierlaune

19.8.2015, 06:00 Uhr
Fürther Rundfunkmuseum dämpft die Feierlaune

© Archivfoto: Thomas Scherer

Es war das am besten frequentierte Museum der Stadt. Doch unter der neuen Leitung sind die Besucherzahlen – wie berichtet – von 20.000 auf 12.000 im Jahr eingebrochen. Und das kam nicht von ungefähr. Denn während früher viele Privatgesellschaften außerhalb der offiziellen Besuchszeit Geburtstage und Jubiläen im stilvollen Ambiente zwischen Musiktruhen und Radioveteranen feiern konnten, machte das städtische Rechtsamt diesem Treiben mit Zustimmung des Stadtrats ein Ende.

Aus versicherungsrechtlichen Gründen und weil die Museumskräfte im Rahmen ihrer Arbeitszeit ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllen könnten, wie Kulturreferentin Elisabeth Reichert zur Begründung anführt. So eng hat das Gerd Walther, der im Streit um die Neuorganisation 2013 kurz vor seinem Ruhestand aus dem Amt gejagte „Vater“ des Museums, nie gesehen. „Was er geleistet hat, kann ich keinem städtischen Mitarbeiter zumuten“, sagt Reichert. Sie denkt aber auch an die Risiken bei Feiern für das Inventar.

Nach Ansicht von Stadtmuseumschef Martin Schramm, dem auch das von Danny Könnicke und Jana Stadlbauer geleitete Rundfunkmuseum untersteht, gehören Privatpartys nicht zu den musealen Kernaufgaben. Walther dagegen sieht in den Vermietungen einen zentralen Bereich des Hauses und in den Mietern „ganz normale Museumsbesucher, nur auf einem hohen Niveau“. Da der Rundfunk von Natur aus ein geselliges Medium sei, eignen sich die Räume sehr wohl für die Feiern.

Es habe zudem niemals Probleme gegeben. Während der frühere Museumsleiter betont, auch die einstige Praxis mit dem Rechtsamt abgesprochen zu haben, meint Reichert, so genau habe man früher nicht hingesehen. Als Spielverderberin möchte die Kulturreferentin allerdings nicht dastehen. „Ein Museum muss Spaß machen“, sagt Reichert, die in der emotionalen Wirkung den wichtigsten Impuls dafür sieht, dass Besucher gerne wiederkommen. Auch private Feiern seien nicht verwerflich, doch müsse die Miete mindestens die Kosten decken.

Vermietet wird inzwischen nur noch das Museumscafé zwischen 17 und 1 Uhr nachts für maximal 50 Personen. Für Walther angesichts des Preis-Leistungsverhältnisses ein reines „Schaufensterangebot, nicht zum tatsächlichen Gebrauch gedacht“. Nur bis 18.30 Uhr können die Ausstellungsräume besucht werden. Für abschreckend hält Walther auch die Fülle von Verboten und Vorschriften, die in den Benutzungsrichtlinien unter „Aktuelles“ auf der Museumshomepage aufgeführt werden. Kein anderes Museum würde das so herausstellen. Eine Willkommenskultur sehe jedenfalls anders aus. „Wir sind dazu verpflichtet, die Besucherrichtlinien öffentlich zu machen“, gibt Jana Stadlbauer zu bedenken. Insgesamt präsentiere sich die Einrichtung im Internet sehr viel freundlicher und übersichtlicher als früher.

Den Besucherrückgang führt Kulturreferentin Elisabeth Reichert nicht nur auf die Einschränkung der Vermietungen zurück, sondern auch auf den Umbruch im Haus. Wie berichtet, sind in der ehemaligen Grundig-Direktion Umbauarbeiten im Gange. Reichert setzt auf „neue Elemente“, mit denen wieder mehr Publikum angelockt werden kann. Dazu gehöre auch ein neues Konzept für die Dauerausstellung, an dem Danny Könnicke gerade arbeite. Weil damit auch neue Kosten verbunden sind, sucht man zugleich nach einem neuen Finanzierungsmodell mit öffentlichen Fördermitteln.

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