Fürther Talränder unter Siedlungsdruck

28.8.2012, 22:00 Uhr
Fürther Talränder unter Siedlungsdruck

© Thomas Scherer

Tatsächlich hat sich am Scherbsgraben ein kleines Auenwäldchen entwickelt, das den Neubau mit 28 großzügigen Wohnungen an der Cadolzburger Straße vom Rednitztal abschirmt. Gewarnt durch die Eingriffe in den Talrandbewuchs am Hornfabrik-Areal, hat sich der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Reinhard Scheuerlein, an OB Thomas Jung gewandt und fordert „ein klares Bekenntnis zur Erhaltung des geschützten Gehölzbestandes“.

Dieser ist nach Ansicht von Stadtplanungsamtschef Dietmar Most aber nicht in Gefahr. Wie er auf Anfrage der FN erläutert, befindet sich der Gehölzstreifen außerhalb des Baugeländes auf städtischem Grund. In der Baugenehmigung habe die Stadt darauf hingewiesen, dass der Grünzug erhalten werden muss. Ohne Zustimmung der Kommune könne der Bauträger keinen Eingriff vornehmen. Und Most versichert: „Wir sind für die Problematik sensibilisiert.“

Doch Scheuerlein sieht es weniger gelassen. Für ihn ist die Bebauung schon viel zu nahe an den Talrand gerückt und er bittet darum, künftige Bauvorhaben nur noch mit ausreichendem Abstand zum Landschaftsschutzgebiet zu genehmigen. Dabei hat er auch das neue Ärztehaus an der Billinganlage und den Neubau auf der gegenüberliegenden Seite dieser Talraum-Engstelle im Blick. Am Hardsteg jedenfalls sei der Konflikt mit dem Landschaftsschutz schon vorprogrammiert.

Auch im Hinblick auf die Klimaveränderung hält es der BN-Kreisvorsitzende für geboten, dass die Stadt bei Baugenehmigungen die Zügel anzieht. An den OB schreibt Scheuerlein: „Bäume wirken wie natürliche Klimaanlagen. Sie sind dem technischen Sonnenschutz weit überlegen, weil sie nicht nur Sonne abhalten, sondern mit ihrem Blätterdach auch noch aktiv kühlen. Heute ist es daher wichtiger denn je, große Stadtbäume im Siedlungsbereich zu erhalten und zusätzliche zu pflanzen“: Mit dieser Forderung rennt er bei Jung offene Türen ein. Der OB weist darauf hin, dass sich der Bestand an Straßenbäumen in den letzten zehn Jahren um über 2500 erhöht habe.

Grünfläche am Helmplatz?

Besonders stolz ist Jung auf den von 350 Linden gesäumten, rund 100000 Quadratmeter großen Südstadtpark. Es handle sich um eine der größten innerstädtischen Parkflächen, die in letzter Zeit in Deutschland entstanden sind. Auch neue Waldflächen seien angelegt worden, etwa an der Obermichelbacher Straße bei Vach und am Ulmenweg. Damit will es der OB jedoch nicht bewenden lassen. An Scheuerlein schreibt Jung: „Ich kann mir auch gut vorstellen, weitere Grünflächen im Stadtgebiet anzulegen. Nach dem Umzug der Feuerwache ist der Helmplatz nicht mehr zwingend notwendig zum Überfahren durch Feuerwehrfahrzeuge. Dort könnte der Asphalt aufgebrochen und mit Grün versehen werden.“

Eine Nachverdichtung bestehender Baugrundstücke, der Scheuerlein den Vorzug vor Neubauten auf der grünen Wiese gibt, bevorzugt auch Jung. Dies sei in einer Gesamtbilanz ökologisch sinnvoller als weitere Zersiedlung, „wie sie im Landkreis über Jahre hinweg in nicht nachhaltiger Form praktiziert wurde“. Die Renaturierung vieler Bachläufe wie Scherbsgraben und Bucher Landgraben führt Jung als weiteren Beweis dafür an, dass sich die Stadt mit vielfältigen Maßnahmen für den Klimaschutz engagiere. Dementsprechend belegten die letzten Luftmessungen im Stadtgebiet, dass Fürth an keinem Tag die EU-Grenzwerte für Schadstoffe überschritten habe. Das sei sehr selten unter den deutschen Großstädten. „Weder Nürnberg noch Erlangen schaffen dies“, gibt der OB zu bedenken.

 

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