Fürther Unternehmen zapfen die Sonne an

19.11.2013, 09:00 Uhr
Fürther Unternehmen zapfen die Sonne an

© Hans-Joachim Winckler

Auf die veränderte Fördersituation reagieren Unternehmen wie der Discounter Norma flexibel. Weil sich das Einspeisen immer weniger rentiert, gehen sie zunehmend dazu über, die Sonnenenergie vom Dach selbst zu nutzen. Noch funktioniert das nicht perfekt, weil der Solarstrom an sonnigen Tagen zwar fließt, dann allerdings weniger Strom für elektrisches Licht benötigt wird. Nachts, wenn er hingegen nützlicher wäre, fehlt er.

Wie Norma-Niederlassungsleiter Christoph Hegen erläutert, werde die Solarenergie tagsüber zur Stromversorgung des Betriebs genutzt, die überschüssige Energie leite man ins allgemeine Stromnetz. Das sieht Hegen jedoch nur als Übergangslösung an. Wenn die Entwicklung von Stromspeichern es zulasse, werde man den Überschuss für die Nachtversorgung verwenden. Speichermöglichkeiten wurden am Freitag, den 15. November, bei einer Tagung zum Thema energiegerechte Stadt der Zukunft im Bildungszentrum elan erörtert. Mit einer Leistung von 985 Kilowattpeak ist die Solaranlage auf dem Norma-Dach die größte, die heuer in Fürth ans Netz gegangen ist. Sie erzeugt rund eine Million Kilowattstunden Strom im Jahr. Erklärtes Ziel von Norma ist es, eine autarke Stromversorgung aufzubauen.

Vom Dach aus reicht der Blick über den Solarwall an der Bundesstraße B8 über eine große PV-Anlage auf einem Bauernhof in Unterfarrnbach bis hin zum Solarberg. In unmittelbarer Nachbarschaft bedecken zudem Solarmodule großflächig das Dach der neuen Firmenzentrale des Biofachmarkts ebl und etwas weiter entsteht eine dritte dieses Kalibers auf dem Gebäude von Sanitär Hofmann.

Oberbürgermeister Thomas Jung freut sich, dass die Solarstrom-Leistung in den vergangenen zwölf Jahren von 0,2 auf 20 Megawatt zugenommen hat. Der städtische Solarbeauftragte Johann Gerdenitsch ergänzt, dass pro Megawatt Solarstrom jährlich 560 Tonnen des Treibhausgases CO2 eingespart werden können.

Der Eigenverbrauch ist nach Gerdenitschs Rechnung nicht nur für Unternehmen interessant, die mit Großanlagen den Strom für elf Cent pro Kilowattstunde gegenüber allgemeinen Industriestromkosten von 17 bis 18 Cent pro Kilowattstunde produzieren. Auch kleine Anlagen auf Hausdächern lägen mit Stromkosten von 15 bis 16 Cent pro Kilowattstunde deutlich unter den durchschnittlichen Stromkosten in Deutschland von 27 bis 28 Cent — zumal es für Solarstrom eine 20-jährige Preisgarantie gibt. Vergüteter Solarstrom gestaffelt je nach Anlagengröße mit 13 bis 14 Cent (bis zu zehn Kilowatt) bis hin zu weniger als zehn Cent (über 100 Kilowatt). Den Eigenverbrauchsanteil im Privatbereich schätzt Gerdenitsch auf 30 bis 40 Prozent ein. Erhöht werden könnte er mit Solarstromspeichern. Seit Mai fördert diese der Bund mit zinsgünstigen Darlehen.

Während sich die großen Energiekonzerne noch schwer tun mit der Energiewende, ist die infra Fürth nach Einschätzung des Solarbeauftragten auf einem guten Weg. Der kommunale Energieversorger verstärke seit einiger Zeit seine Bemühungen bei der alternativen Energieerzeugung. Großprojekte wie einen Unternehmersolarpark und Anlagen auf Dächern von Kirchengemeinden forciert die von Clemens Bloß betreute infra-Tochter New Energy.

In Zusammenarbeit mit der Volksbank-Raiffeisenbank bietet die von Experten des aufgelösten Fürther Solarinformationszentrums solid geleitete Deutsche Gesellschaft für Solarenergie in Nürnberg Privatbeteiligungen an Fürther Solaranlagen auf der Grundlage eines Genossenschaftsmodells an.



Dass sich die verschiedenen Initiativen gegenseitig die Butter vom Brot nehmen, glaubt Gerdenitsch nicht. Dazu sei das Potenzial der Solarenergie noch zu groß.
 

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