Golfpark Atzenhof: Vor 20 Jahren hatte Fürth eine Vision

26.3.2015, 21:00 Uhr
Golfpark Atzenhof: Vor 20 Jahren hatte Fürth eine Vision

© Fotos: Mark Johnston

Die blanke Nachricht klingt zunächst nicht gerade fesselnd: Der Golfpark Atzenhof ist jetzt, Ende März 2015, vollständig erschlossen. Die letzten Versorgungsleitungen sind verlegt, die letzten Kanäle gebaut. Nun kann auch der letzte Abschnitt (zwischen dem BRK-Katastrophenschutzzentrum und der Hafenstraße) vermarktet werden.

Die Stadtspitze hat deshalb zum Pressetermin geladen – wie sie es auch bei all den anderen Abschnitten tat. Doch diesmal wurde die Straße, die gefeiert werden soll, schnell zur Nebensache. „Wir sind jetzt zum letzten Mal aus so ’nem Anlass hier“, sagte Oberbürgermeister Thomas Jung und wirkte – berührt. Genauso wie der Mann, der neben ihm stand, Baureferent Joachim Krauße.

Die Aufregung aus jenen Tagen, als die Stadt mit der Herausforderung Konversion überrollt wurde, klingt bis heute in Kraußes Stimme mit, wenn er davon erzählt. Der Referent, seit 1993 im Amt, erinnert sich lebhaft an die Gedankenspiele für die Monteith Barracks, die die Amerikaner im selben Jahr räumten. Mit einem Totalabzug rechnete damals niemand.

Die Freigabe der Monteith Barracks wirkte wie eine Riesen-Chance für die Stadt, die eingeschnürt war zwischen den Talauen und den Kasernen: „Die Stadt hatte keine Flächen mehr, weder fürs Gewerbe noch für Wohnbebauung. Es war keine Entwicklung möglich“, sagt Krauße. Das verwaiste Militärgelände in Atzenhof sollte nun zur „Entlastungsstadt“ werden, zu einem Stadtviertel, mit Wohnraum für rund 5000 Menschen, mit Freizeitangeboten und Arbeitsplätzen.

Es kam anders. „Am 16. Oktober 1994 schlägt die Nachricht vom ,Total Closure‘, vom völligen Abzug der Amerikaner, wie eine Bombe ein“, heißt es in einem Bericht der Stadt zur Konversion. „Plötzlich hatten wir vier Kasernen gleichzeitig vor der Brust“, sagt Krauße. Man habe schnell entscheiden müssen, was daraus werden sollte. „Da war die Angst, dass es zu Vandalismus kommen würde, wenn nichts passiert.“

Am 8. Februar 1995 traf der Stadtrat eine Grundsatzentscheidung: Aus dem Darby-Areal in der Südstadt sollte ein Wohnquartier werden, rund um eine neue Grünanlage, den Südstadtpark. Auch die Offizierssiedlung in Dambach und die Kalb Siedlung in der Südstadt sollten Wohngebiete bleiben. Für die 123 Hektar umfassenden Monteith Barracks gab es damit einen neuen Plan: Gewerbe!

Golfpark Atzenhof: Vor 20 Jahren hatte Fürth eine Vision

Weil auf dem Gelände Biotope zu finden waren, formte sich die Vision vom grünen Gewerbegebiet mit hoher Lebensqualität und hochwertigen Arbeitsplätzen, der man bis heute treu geblieben ist. Prominentestes Beispiel ist das 2013 eingeweihte Röntgenentwicklungszentrum des Fraunhofer Instituts. Die Nachbarn sind Betriebe und Dienstleister aus den Bereichen Forschung, Sport, Freizeit, Handwerk oder Medien.

Von einem „Gewerbegebiet Deluxe“ schwärmt Thomas Jung, vom „Juwel unter Fürths Gewerbegebieten“. Der Golfpark verdiene seinen Namen, denn zu 60 Prozent bestehe das Areal aus Grünfläche.

Zwar sollte es bis 2005 dauern, bis die Umwandlung des früheren Flugplatzes Atzenhof richtig in Gang kam, doch inzwischen sind 63 Prozent der für Firmen vorgesehenen Flächen belegt. Jung rechnet damit, dass die noch verbliebenen in den nächsten fünf Jahren vergeben sind. 800 bis 1000 Menschen sollen hier dann arbeiten. „Wir haben es vermieden, Speditionen anzusiedeln“, sagt Jung. Und auch weiterhin werde man bei der Vergabe wählerisch sein. Man spüre großes Interesse.

Stillstand wegen Gutachten

Aktuell stehe man „mit einigen Interessenten in konkreten Verkaufsverhandlungen“, sagt Sabine Eichhorn-John, Mitarbeiterin des Amts für Stadtentwicklung und Projektmanagement. Darunter seien etwa ein Werbeartikelhersteller, ein IT-Unternehmen und ein Hersteller von Präzisionsteilen für die Automobilbranche. Manche der Interessenten haben Geduld bewiesen: Weil auf den Brachflächen inzwischen Vögel und andere Tiere leben, für die man unter Umständen Ausgleichsflächen schaffen muss, wurde in den beiden vergangenen Jahren ein Vermarktungsstopp eingelegt, um entsprechende Gutachten abzuwarten.

Die Stadt kümmert sich stellvertretend für den Bund, dem das Areal gehört, um die Vermarktung und die Erschließung.

Rund 13 Millionen Euro wurden mittlerweile in Straßen, Kanäle und Grünanlagen gesteckt – finanziert wird das von der Bundesvermögensanstalt aus den Verkaufserlösen. Das Kapitel Erschließung ist jetzt: geschlossen.

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