Gutachten nährt Sorge um Trinkwasser

1.12.2010, 16:00 Uhr
Gutachten nährt Sorge um Trinkwasser

© Mark Johnston

„Der Sandboden wirkt wie eine Wasserleitung“, beschreibt der Nürnberger Gutachter Otto Heimbucher die problematischen Verhältnisse an der äußeren Schwabacher Straße. Stark wasserdurchlässige Zonen sorgten dort für einen äußerst schnellen und vor allem unkontrollierbaren Abfluss von Oberflächen-Flüssigkeit in die benachbarte Brunnenfassung.

Die Sorge der Naturschützer gilt Öl und Chemikalien, die aus den zur Reparatur auf 4000 Quadratmeter am Talrand abgestellten Großfahrzeugen in den Boden gelangen könnten. Für Heimbucher wie auch für BN-Landeschef Hubert Weiger steht fest: Selbst die beste Abdichtung kann langfristig keinen hundertprozentigen Schutz gegen Verunreinigungen bieten. „Unverantwortlicht“ nennt Heimbucher das Vorhaben.

Die Notbremse

Vom Stadtrat fordert Weiger, dass er „die Notbremse zieht“. Will heißen: das Bebauungsplanverfahren und die Änderung des Flächennutzungsplanes stoppt. Der BN erwarte, dass Heimbucher das Gutachten dem Plenum präsentieren darf. Was den Landesvorsitzenden aufbringt ist die Furcht, dass mit dem Lkw-Stellplatz ein Präzedenzfall für weitere Begehrlichkeiten von Unternehmen im Wasserschutzgebiet geschaffen wird.

Heimbucher gibt zu bedenken, dass die Bedeutung der Trinkwasserförderung in Fürth noch zunimmt, wenn die stark beanspruchte Fernwasserversorgung aus dem Allersberger Raum langfristig gedrosselt werden muss. Die Stadt hat es in den Augen des Geologen versäumt, den Zustand der Brunnen mit Pump- und Färbeversuche exakt zu analysieren.

Zentrales kommunales Interesse

Ein weiteres Manko sieht er darin, dass die Brunnen nicht separat gesteuert werden können. Verunreinigungen im Grundwasser wirkten sich deshalb gleich auf die gesamte Förderung aus. Nur mit drastischen Wassersparmaßnahmen könnten Gefahren noch gebannt werden. Besonders gefährdet von Verunreinigungen ist in den Augen der Naturschützer ein städtischer Notbrunnen unmittelbar neben der geplanten Lkw-Stellfläche.

Der Stadtrat muss sich nach den Worten des Fürther BN-Kreisvorsitzenden, Reinhard Scheuerlein, seiner Verantwortung für den Trinkwasserschutz noch stärker bewusst werden. Es handle sich um ein zentrales kommunales Eigeninteresse, das man nicht delegieren könne. Von OB Thomas Jung fordert Scheuerlein, dass er zu seinem Wort stehe, nichts gegen den Trinkwasserschutz unternehmen zu wollen. Einzelinteressen aus der Wirtschaft dürften nicht höher bewertet werden als das Allgemeinwohl.

„Wenn man etwas von Stuttgart 21 lernen kann, dann ist es die Notwendigkeit, die Belange der Bürger ernst zu nehmen“, sagt Weiger. Es gehe dem BN nicht darum, einen Unternehmer an den Pranger zu stellen, sondern um eine Weichenstellung in einem Grundsatzkonflikt mit weitreichenden Folgen.