Jubiläum mit Hollaraidulljöh

3.5.2010, 00:00 Uhr
Jubiläum mit Hollaraidulljöh

© Joachim Sobczyk

Für die Älteren war es »wie ein Klassentreffen« (Braun-Hessing), für die Jüngeren die Chance, ein Stück Fürther Rockgeschichte live zu erleben. Und so fand man unter den Besuchern ergraute Herrschaften wie langmähnige Teenager. Dazu noch ein paar Fans der SpVgg und des FC St. Pauli sowie eine Menge Musiker aus der hiesigen Szene - noch bevor der erste Song eingezählt wurde, war das Hallo im Saal groß. Glücklich waren am Ende alle - die beiden Veranstalter, da die gut gefüllte Halle die Angst vertrieb, auf einem Teil der Kosten sitzen zu bleiben, und das Publikum, da es über vier Stunden lang bestens unterhalten wurde.

Nahrhaftes Geschenk

Die aktuelle Rudi Madsius Band bot den Rahmen für Gastauftritte vieler Freunde. John Davis hatte sich den Bass umgeschnallt, Conny Wagner überreichte eingedenk früher üblicher »Natural-Gagen« neben zwei Songs auch zwei Ringe Stadtwurst. Marc Seaberg gab derweil stimmlich wie optisch den klassischen Rocksänger, Thomas Schuber entspannte das Publikum mit folkigen Tönen. Gitarrenakrobatik von Roli Müller, Keili Keilhofer und Klaus Brandl kontrastierten die zahlreichen Bläser mit Multi-Instrumentalist Udo Schwendler an der Spitze.

Mit The Quiets enterten Herren im Rentenalter die Bühne, unterstützt vom eigenen Nachwuchs. Deren OldieHitparade mit gekonntem mehrstimmigen Gesang überzeugte ebenso wie das Revival von Fürths erfolgreichster Rock-Band, Cry Freedom.  Die Originalmitglieder Billy Billmann (Keyboards), James Durham (Sax), Braun-Hessing und Madsius weckten wehmütige Erinnerungen an die alten Tage des Geismannsaals, in denen die jährliche Fürther »Rock-Night« als Werkschau der hiesigen Szene Höhepunkt war. Immer noch frisch und der später einsetzenden Welle alpenländischer Rockmusik weit voraus ist der 70er-Jahre-Hit »Riehr-Ay«. Das Musikvideo zum Song brachte damals den BR-Zuschauern einen zur E-Gitarre jodelnden Madsius näher. Mit einem Schuss Selbstironie, aber immer noch geschmeidiger Kehle knallt Madsius das »Hollaraidulljöh« in den Saal.

Ob Trommelsolo von Braun-Hessing, »Färdder« Songs der Travelling Playmates oder die Nachwuchsband Dressed To Kill mit Madsius’ Nichte an den Tasten - das Publikum ging bis zum Ende mit. »Irgendwie«, so Klaus Braun-Hessings Fazit, »waren alle baff. Wir auf der Bühne und die Leute im Saal.« JÜRGEN SCHMIDT