Kampf für Fortbestand

22.1.2010, 00:00 Uhr
Kampf für Fortbestand

© Mark Johnson

Sie sind selten einer Meinung, doch in Sachen Pfisterschule und Mittelschulreform ziehen sie an einem Strang: die beiden Lehrerverbände Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Und noch etwas eint sie: Über das Vorgehen der Stadt bei der Einführung der Mittelschulen zeigen sie sich tief verärgert.

Wie berichtet, sollen sich die hiesigen Hauptschulen zu drei Schulverbünden zusammenschließen, um die Reformvorgaben aus dem Kultusministerium umzusetzen. Die Stadtspitze favorisiert ein Modell, das die Auflösung der Pfisterschule vorsieht. Wie ebenfalls berichtet, stimmten am Dienstag nun auch die Rektoren der Hauptschulen zu, dieses Modell voranzutreiben.

Manfred Lehner, Lehrer an der Soldnerschule und Chef der GEW in Fürth, sieht sich von der Stadt, insbesondere von Schulreferent Markus Braun (SPD), getäuscht. «Wenn die Stadt Finanzprobleme hat und deshalb eine Schule schließen will, soll sie das deutlich sagen», schimpft er. So jedoch werde das Aus für die Pfisterschule unter dem Deckmantel der Reform vorangetrieben.

Derselben Meinung ist Horst Körner, Personalratsvorsitzender der Fürther Grund- und Hauptschulen. «Unlauter und nicht sauber», nennt er das Vorgehen der Stadt. Unverständnis äußert auch Claus Binder vom BLLV in Fürth: «Die Mittelschulreform funktioniert auch mit der Pfisterschule.» Diese zu schließen, stehe im Widerspruch zu einem der Reformziele, nämlich kleinere Schulstandorte zu erhalten.

Kein Dialog

Was alle drei beklagen: Trotz aller Proteste sei nie ernsthaft in Erwägung gezogen, die Pfisterschule zu erhalten. Horst Körner, der an der Gustav- Schickedanz-Schule unterrichtet, verweist auf eine Personalversammlung im Dezember, an der nach seinen Worten rund ein Fünftel aller Fürther Grund- und Hauptschullehrer teilnahm und die sich einstimmig für den Erhalt der Pfisterschule aussprach. Und Manfred Lehner pflichtet bei: «Wir hatten auf einen Dialog mit der Stadt gehofft, aber die Entscheidung zur Schließung stand ja offenbar von Anfang an fest.»

In diesem Zusammenhang attackiert Lehner auch die Vorsitzende des gemeinsamen Elternbeirats aller Grund- und Hauptschulen der Stadt, Gabriele Chen-Weidmann. «Die Pfisterschule hätte den Elternbeirat als Lobby dringend benötigt», sagt er, doch dieser habe sich nicht schützend vor die bedrohte Bildungseinrichtung gestellt. Den Grund glaubt Lehner zu kennen: Chen-Weidmann ist SPD-Stadträtin und befinde sich als solche in einem «Interessenkonflikt».

Mit Empörung reagiert Chen-Weidmann auf diese Aussage. Zwar räumt sie ein, sich persönlich zurückgehalten zu haben, aber der Gesamtelternbeirat bestehe nicht nur aus ihrer Person. «Wir sind zu neunt, jeder hat die Gelegenheit, Stellung zu beziehen.»

Ihr Parteikollege, Schulreferent Markus Braun, weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ebenfalls «weit von sich». Ihm gehe es mitnichten darum, Geld zu sparen. Sondern: Angesichts schwindender Schülerzahlen müsse man für die Zukunft der Standorte sorgen. «Lieber einen nicht erhalten, um die anderen abzusichern», so Brauns Argumentation.

Aussagen, die bei Personalrat Körner und den Vertretern der Lehrerverbände auf Unverständnis stoßen. Sie prangern zudem das Tempo der Reform an. «Es gibt keinen Zeitdruck», sagt Lehner. Das Gesetz zur Einführung der Mittelschulen werde wohl erst im Juli verabschiedet. Das Kultusministerium nenne den September dieses Jahres nur den «frühestmöglichen» Zeitpunkt für die Umsetzung.

«Schulamt wird überflüssig»

«Warum sollten wir uns nicht noch ein Jahr in Ruhe damit befassen?», fragt Lehner und Claus Binder fügt hinzu: Wenn die Mittelschule keine Mogelpackung werden soll, müsse man dringend noch über mehr Lehrer und eine bessere finanzielle Ausstattung der Schulen reden.

Zudem können sie nicht verstehen, dass das Staatliche Schulamt in Fürth nicht auf die Bremse tritt. «Aber vielleicht will man hier besonders schnell Vollzug melden», unkt Lehner. Im Übrigen sei das Schulamt dabei, sich selbst abzuschaffen: Im Zuge der Reform sollen die Schulleiter, die den Verbünden vorstehen werden, für Klassengrößen und Verteilung der Unterrichtsstunden zuständig sein und nicht mehr die Behörde. «Dann kann man ja aufs Schulamt verzichten und die Vergütung der Schulräte in Lehrerstunden umwandeln», schlägt Lehner vor.

Und was sagt das Schulamt dazu? «Natürlich fällt damit ein Teil unserer Arbeit weg», räumt Leiterin Ulrike Merkel ein. Allerdings bleibe immer noch die Betreuung der Grundschulen sowie die Personalverwaltung. Zudem baut Merkel darauf, dass die Schulämter neue Aufgaben bekommen.

Was die Umsetzung der Reform betrifft, sehen sich weder Merkel noch Braun als Schrittmacher. «Wir haben das Tempo nun in die Hände der einzelnen Verbünde gelegt», sagt Braun. «Jeder kriegt die Zeit, die er braucht, um sich zu entwickeln.» Sollten die Schulen feststellen, noch ein Jahr zu benötigen, spreche nichts dagegen.