Kritik am eiligen Umzug des Wochenmarkts

18.1.2013, 10:49 Uhr
Kritik am eiligen Umzug des Wochenmarkts

© Michael Müller

Man hat den Wochenmarkt schon häufig auf dem Bahnhofplatz gesehen, doch diesmal ist etwas anders: Luftig sieht es aus zwischen den Ständen, die sonst so eng beieinander standen, dass sich Kunden und Passanten, die zur U-Bahn wollten, in die Quere kamen.

Die Händler, die sich gemeinsam wünschten, zu diesem Platz zurückzukehren, haben ihre Stände verkleinert, um Sicherheitsbedenken der Behörden auszuräumen. Sie schafften Platz für Kabel und Rettungswege — und erhielten aus dem Wirtschaftsreferat die Erlaubnis, umzuziehen. Wirtschaftsreferent Horst Müller sieht sich seitdem, wie berichtet, mit Kritik konfrontiert. Offen hatte er in den FN gesagt, dass er die Zukunft des Marktes, bis der Einkaufsschwerpunkt gebaut ist, auf dem Bahnhofplatz sieht. Nachdem der Wirtschaftsbeirat daraufhin forderte, am Standort entlang der Breitscheidstraße festzuhalten, um wie vereinbart die Einzelhändler zu unterstützen, meldeten sich nun auch die Grünen zu Wort.

Zwar sei es im Grunde zu begrüßen, dass nach jahrelanger Diskussion eine Lösung am Hauptbahnhof gefunden sei, heißt es in ihrer Pressemitteilung. Doch das Vorgehen des Referenten sorge für „Verwunderung und Verärgerung“. Wenige Tage vor den Sitzungen des Markt- sowie des Wirtschaftsausschusses seien Fakten geschaffen worden. Die Beratung und Beschlussfassung in den Gremien werde dadurch zur „Farce“. Und das, so Harald Riedel, sei leider kein Einzelfall: Das Vorgehen füge sich ein „in eine Reihe eigenständiger Beschlussfassungen der Stadtspitze und der Mehrheitsfraktion, die zunehmend die Stadtratsarbeit erschweren“. Auf FN-Nachfrage stellt Rathauschef Thomas Jung klar, dass es sich um eine „Entscheidung des Wirtschaftsreferats“ handele, die auch „nur einen vorläufigen Charakter hat“: „Die endgültige Entscheidung fällt am Montag im Wirtschaftsausschuss, dem dazu berufenen Gremium.“

Der Vorwurf, hier habe die Mehrheitsfraktion entschieden, sei falsch: Die SPD habe stets die Freiheit als Standort befürwortet. Nachvollziehbar sei für ihn allerdings schon, sagt Jung, dass sich der Wirtschaftsreferent „nach Jahren eines Wanderzirkus‘ freut, dass eine Perspektive in Sicht ist“. Wie ausführlich berichtet, sind die Händler es leid, ständig zwischen Freiheit, Paradiesbrunnen und Bahnhofplatz hin- und herzupendeln.

„Wir haben keine endgültigen Fakten geschaffen“, widerspricht auch Referent Horst Müller den Kritikern. Die Stadt habe lediglich drei Fahnenmasten abgebaut — „es gab keine Investitionen, der Markt kann jederzeit umziehen“. Entscheiden werde über die Standortfrage, wie vorgesehen, der Wirtschaftsausschuss.

Der kritisierte Umzug zum Bahnhofplatz erlaube immerhin, dass sich nun jeder eine Meinung über die neue Anordnung der Stände bilden kann. Müller verhehlt nicht, dass er den Platz weiter bevorzugt: In der Breitscheidstraße sei während der Bauarbeiten mit einer „nicht unerheblichen Staubentwicklung“ zu rechnen; zudem sei es ungünstig, dass hier die Busse so nah an den Ständen vorbeifahren.

Der Vorwurf, er lasse die Einzelhändler im Stich, „schmerzt mich extrem“, sagt Müller. Schließlich sei die Stadt intensiv bemüht, sie zu unterstützen. Es gebe die Innenstadtbeauftragte und Umzugsbeihilfen; die Parkgebühren wurden jüngst reduziert, und in Kürze werde die Freiheit komplett fürs Parken freigegeben, „das sind rund 50 Parkplätze mehr“. Außerdem zahle die IHK 20000 Euro für einen Projektbegleiter, der Strategien für die Belebung der Innenstadt erarbeitet. „Das sind nicht nur Worte, sondern viele Taten.“

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