Kunstanstalt Krugmann meldet Insolvenz an

17.2.2010, 00:00 Uhr
Kunstanstalt Krugmann meldet Insolvenz an

© Mark Johnston

Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Nürnberger Rechtsanwalt Stefan Waldherr legt daher vorsichtigen Optimismus an den Tag. Heute will er die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung um 14 Uhr informieren. Die Insolvenz sei rechtzeitig angemeldet worden, sagt Waldherr, die Kundenstruktur gut und die Mitarbeiter motiviert. Auch der hervorragende Ruf des solide aufgestellten Unternehmens mache die Betriebsfortführung wahrscheinlich. Die Auszahlung der Gehälter sei durch Vorfinanzierung bis Ende April gesichert.

Liquiditätsprobleme haben die 1913 gegründete und von der Unternehmerfamilie Eckart gehaltene Etikettendruckerei unter Druck gesetzt. Vergeblich bemühte sich Wirtschaftreferent Horst Müller bei den beteiligten Banken um eine Verlängerung der Kreditlinien. Nachdem die Eigentümerin die geforderte Bürgschaft nicht leisten wollte, wurde der Geldhahn zugedreht. Den Wegfall eines irischen Großkunden vor einem Jahr, der 15 Prozent des Umsatzes sicherte, macht Geschäftsführer Reiner Zimmermann für die Schräglage verantwortlich. Bereits am 19. November hatte er OB Thomas Jung um kommunale Unterstützung angeschrieben. Daraufhin lotete der Wirtschaftsreferent Hilfsmöglichkeiten aus.

Der Betriebsrat gibt der Firmenleitung die Schuld für die Misere. Von Missmanagement und fachlicher Inkompetenz spricht Betriebsratsvorsitzender Bernd Peters. Die Auftragsbücher seien voll, die Belegschaft ausgelastet bis überlastet. Dem unverständlichen Wunsch der Geschäftsleitung nach Kurzarbeit rückwirkend ab Dezember habe man auch deshalb nicht zustimmen können, weil diese der Forderung nach einer Finanzanalyse durch einen unabhängigen Gutachter nicht nachkommen wollte.

Lohnabstriche hingenommen

Die Belegschaft hat nach Einschätzung der Betriebsräte ihren Beitrag zur Unternehmenssanierung längst geleistet. Schon seit acht Jahren nehme man Abstriche vom Tariflohn hin. Zwei Wochenstunden Mehrarbeit ohne Lohnausgleich werde in der Abteilung Papier und Pappe geleistet.

Was der Betriebsrat neben der Transparenz hinsichtlich Wirtschaftslage vermisst, sind Bemühungen der Geschäftsleitung zur Rettung des angeschlagenen Unternehmens – etwa durch Beauftragen eines Betriebsprüfers. Statt von einer Vertrauensbasis sei das Verhältnis zur Belegschaft von Misstrauen geprägt. Zum Ausdruck gebracht in den Augen des Betriebsratsvorsitzenden zuletzt durch die Verstärkung des Security-Personals, das verhindern solle, dass Mitarbeiter nach der Insolvenz-Ankündigung lange Finger machen. Geldverschwendung, wie Peters meint.

Insolvenzverwalter und Wirtschaftsreferent sehen in der Wirtschaftskrise einen wichtigen Faktor für die Probleme auch der Kunstanstalt Krugmann. Waldherr berichtet von dramatischen Unsatzeinbrüchen der Druckbranche in den letzten Monaten.