Lärmkonflikt um den Grillplatz am Fürther Badsteg

22.7.2015, 06:00 Uhr
Lärmkonflikt um den Grillplatz am Fürther Badsteg

© Foto: Anestis Aslanidis

Vor allem an Sommerabenden übt das Idyll unterhalb der Siebenbogenbrücke magische Anziehungskraft auf die Stadtbevölkerung aus. Bepackt mit Picknick-Ausrüstung, belagern Menschenmassen das Gelände am einstigen Fürther Flussbad. Wenn zu später Stunde der Alkohol seine Wirkung entfaltet, wird es dort zudem zusehends lauter – oft bis weit nach Mitternacht.

Erlaubt ist das Grillen auf dem dafür ausgewiesenen Areal im Landschaftsschutzgebiet laut Grünanlagensatzung von 9 bis 20 Uhr. Der Aufenthalt danach ist jedoch nicht verboten. Deshalb kann die immer wieder von Anliegern zu Hilfe gerufene Polizei in der Regel auch wenig ausrichten. "Wenn wir mit dem Streifenwagen vorfahren, ist meist augenblicklich Ruhe", sagt Fürths Polizeichef Peter Messing auf Anfrage der Fürther Nachrichten.

Weil sie nicht ständig präsent sein kann, setzt die Polizei laut Messing gezielt Kräfte der kommunalen Sicherheitswacht ein. Doch die 14 ehrenamtlichen Ordnungshüter sind auch nicht rund um die Uhr im Einsatz. Den Schwarzen Peter will Messing nicht so einfach weiterschieben, aber nach Ansicht des Fürther Polizeichefs wäre schon viel geholfen, wenn Anwohner die Gröhlenden gelegentlich selbst einmal zur Ordnung rufen würden.

Manch einer kapituliert

Traudel Winter, die ihren richtigen Namen aus Sorge vor Racheakten von Grillern nicht in der Zeitung lesen möchte, empfindet das als Zumutung. Mit Rufen aus dem Fenster sei es nicht getan. Und mit Betrunkenen möchte sie sich nicht anlegen. Ein Nachbar habe vor der Lärmbelästigung bereits kapituliert. Sie selbst habe so viel in den Ausbau ihrer Wohnung investiert: Kamin, Wintergarten, neue Bäder, dass ein Wegzug für sie nicht in Frage komme. Was bleibt, ist die Flucht ins Wochenendhaus. Doch das kann nicht Sinn einer Stadtwohnung sein.

Zum Lärm der Feiernden kommt für die Anwohner auch noch die Geräuschkulisse der Bahnlinie. „Eine Schutzwand auf der Siebenbogenbrücke will die Bahn nicht errichten“, klagt Winter, „weil sie angeblich die Fahrgeräusche noch verstärken würde.“ Der regelmäßige Zugverkehr zehrt dabei nicht so sehr an den Nerven von Traudel Winter wie die unberechenbare Feierlaune.

Nicht alle Griller will die Anwohnerin gleich verteufeln. Doch es gebe eben rücksichtslose Randalierer, die den Nachbarn das Leben zur Hölle machen. Vermehrt, so Winter, würden offene Feuer geschürt, was im Landschaftsschutzgebiet generell verboten ist. Ein Baum sei dadurch so schwer geschädigt worden, dass man ihn entfernen musste. Und die Glasscherben von zerbrochenen Flaschen bergen ein hohes Verletzungsrisiko – nicht nur für die Jungen und Mädchen des benachbarten Kindergartens.

Eine Problemlösung sieht Traudel Winter im Verlegen des Grillplatzes an den Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz. Dass es hier konfliktfrei zugehen kann, bezweifelt Wolfram Hirt aus der zuständigen Planungsabteilung des Grünflächenamtes allerdings. Das Grundübel seien doch überall die unterschiedlichen Ansprüche einzelner Bevölkerungsgruppen. Unabhängig von der Grillplatzproblematik plant das Grünflächenamt derzeit die Erweiterung des Fitness-Spielplatzes entlang des Fußwegs. Der Grillplatz bleibt davon unberührt.

Viele Beschwerden laufen beim Umweltschutzexperten Jürgen Tölk im städtischen Ordnungsamt ein. Nach seiner Überzeugung kann das Problem nur gemeinsam gelöst werden. Deshalb plant er in den nächsten Wochen ein Krisengespräch mit Vertretern des Ordnungsamtes, des Grünflächenamtes und der Polizei.

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