Lärmschutz: Aus für Fürths Grüne Halle

15.8.2016, 10:52 Uhr
Lärmschutz: Aus für Fürths Grüne Halle

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Weil Anwohner über die nächtliche Geräuschkulisse geklagt haben, wollte das Ordnungsamt aufgrund der Erfahrungen mit dem Lärmstreit in der Gustavstraße nicht länger kulant sein und begrenzte die Betriebszeit generell bis 22 Uhr. „Firmenfeiern und Hausmessen, mit deren Erlösen die weniger einnahmeträchtigen Kulturveranstaltungen finanziert werden konnten, haben unter solchen Voraussetzungen keine Zukunft mehr“, sagt Jürgen Schulz. Er bedauert das besonders, weil er sich einen treuen Kundenstamm aufgebaut hat und mit zusätzlichen Interessenten während der anstehenden Generalsanierung der Nürnberger Meistersingerhalle rechnete.

Auch die Musiker stehen an der Grünen Halle Schlange. Die Versorgung mit Auftrittsmöglichkeiten ist nach Einschätzung von Schulz in Fürth für eine Großstadt eher dürftig. Der Hallenchef hat überlegt, wenigstens seine Jazz-Sparte zu erhalten, musste aber wegen der Arbeitsfülle passen. Am Rand des Südstadtparks ist das ursprünglich von der US-Army als Basketballhalle genutzte Gebäude für Schulz zur kulturellen Nutzung prädestiniert. Die Publikumsresonanz scheint dies zu bestätigen. 104 Besucher kamen nach Berechnungen des Hallenbetreibers im Durchschnitt zu jeder Veranstaltung. Eine Größenordnung, die sich sehen lassen kann.

Das Wirtschaftsreferat unterstützte die Grüne Halle mit Hinweisschildern, das Ordnungsamt drückte zunächst bei 18 Veranstaltungen pro Jahr ein Auge zu und bestand nicht auf dem Zapfenstreich um 22 Uhr. Gleichwohl lief das Projekt von Anfang an nicht rund. An den Start gegangen war es als Markthalle für Feinkost. „Vier bis fünf Jahre zu früh“, wie Schulz im Nachhinein weiß, weil die Wohnungen ringsherum noch im Entstehen waren und die Kunden daher zu spärlich.

Wenig Begeisterung über Fisch- und Käsegeruch

Auch der Versuch eines Parallelbetriebs von Feinkosthandel tagsüber und Kulturveranstaltungen am Abend war zum Scheitern verurteilt, weil der Fisch- und Käsegeruch vom Abendpublikum nicht geschätzt wurde. Wegen der problematischen Parkplatzsituation kommt eine Einzelhandelsnutzung der Halle nach den Erfahrungen von Jürgen Schulz nicht mehr in Frage.

Nicht genug unterstützt fühlt sich der Hallenbetreiber vom Wirtschafts- und Kulturreferat. Ein von ihm gewünschtes Gespräch über die Zukunftsperspektiven der Spielstätte sei nicht zustande gekommen. Kulturreferentin Elisabeth Reichert wie Wirtschaftsreferent Horst Müller bedauern die Entwicklung ausdrücklich, weisen jedoch jede Schuld für den Niedergang weit von sich.

Die Flüchtlingskrise hat Reichert nach eigenen Worten so sehr in Anspruch genommen, dass sie sich nicht stärker um die Problematik der Halle kümmern konnte. Sie betont aber: „Wenn ich eine Chance gesehen hätte, wäre ich sofort dabei gewesen.“ Die Kulturreferentin lobt insbesondere die gute Zusammenarbeit der Grünen Halle mit der benachbarten städtischen Musikschule und unterstreicht die Notwendigkeit eines kulturellen Angebots für die Südstadt. Das Veranstaltungsspektrum der Stadt habe die Grüne Halle sinnvoll ergänzt.

Dass er sich auch gegen Widerstände in der Kommunalpolitik für den Veranstaltungsort eingesetzt hat, betont der Wirtschaftsreferent. Das Außergewöhnliche der für fünf Millionen Euro entkernten und generalsanierten Sporthalle habe ihn fasziniert. Sorgen bereitet Horst Müller der Wegfall einer renommierten Adresse für Hausmessen und Firmenfeiern schon, anders als Schulz glaubt er aber nicht, dass Fürth keine Alternativen bieten kann. Nach der Sommerpause geht das Musikprogramm der Grünen Halle am 15. September weiter. Abfeiern kann das Publikum am 3. Dezember, wenn das beliebte Schottenfest seine letzte Auflage erlebt. Am 22. Dezember gehen dann nach einem Weihnachtsspecial mit internationaler Salonmusik die Lichter aus.

27 Kommentare