Löhes Geburtshaus erstrahlt in neuem Glanz

9.2.2010, 00:00 Uhr
Löhes Geburtshaus erstrahlt in neuem Glanz

© Hans-Joachim Winckler

Wenn man dieser Tage die Königstraße, vom Grünen Markt kommend, hinunterläuft, fällt einem sofort das frisch sanierte Haus auf. In der Königstraße 27 ist das Baugerüst verschwunden, das Gebäude erstrahlt in neuem Glanz. In der ehemaligen «Bäckerei zur gout’n Becki« entstehen Wohnungen und Geschäftsräume neu, außerdem hat sich das Löhe-Geburtshaus zur Löhe-Gedenkstätte gemausert.

Seit fast drei Jahren restauriert die Familie Bär den Bau mit viel Liebe und denkmalpflegerischem Engagement, das nicht nur gesetzlichen Vorgaben folgt, sondern vor allem mit Herz und Verstand zu Werke geht. Ein Kleinod der Altstadt ist das Haus deshalb geworden, trotz der Sanierung hat es seinen Charme nicht verloren – wie es bei der Sanierung von alten Gebäuden nicht selten geschieht.

Bis dahin war es ein langer Weg. Wie mehrfach berichtet, war das Haus in einem verheerenden Zustand, es musste grundlegend saniert werden. Dabei kam es den Bärs darauf an, so viel wie möglich von der historischen Bausubstanz zu erhalten. In mühevoller Kleinarbeit wurden die Fenster und Türen, Böden und Wandverkleidungen originalgetreu restauriert; selbst die historischen Bodenfliesen, die an einigen Stellen des Hauses erhalten waren, wurden akribisch herausgenommen und nach der Sanierung der Bausubstanz , wieder eingesetzt.

Eine besondere Herausforderung war der Abbruch des alten Backofens, der sich über zwei Stockwerke erstreckte. Für ihn war in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Teil der Hausrückwand herausgebrochen worden, der Backofen war zum tragenden Teil geworden. Eine knifflige Sache, die jedoch erfolgreich gelöst werden konnte.

Besonderer Anziehungspunkt des Hauses wird die Gedenkstätte im Geburtszimmer Wilhelm Löhes werden, das in einem schmalen Nebengebäude an der rechten Seite des Hauses liegt. Löhe (1808-1872) selbst berichtet davon in seinem autobiographischen Fragment: «Kurz ehe ich geboren wurde, baute mein Vater aus Mangel an Platz ein Nebengebäude, das wir von seiner Form gerne das «Nähpult« nannten. Im Nebengebäude ist ein Zimmer, in dem ich späterhin, als ich studierte, meinen Aufenthalt bekam – und da bin ich auch am Abend des 21. Februar 1808 geboren und, so viel ich weiß, auch getauft.«

Das «Nähpult« wurde während der Bäckereijahre des Hauses als Mehlkammer genutzt, seine historische Bedeutung geriet in Vergessenheit. Erst als Stefan Bär die autobiographischen Notizen Löhes nach Hinweisen auf sein Geburtshaus durchforstete, entdeckte er, dass dieses Geburtszimmer noch erhalten ist.

Eröffnet wird die Löhe-Gedenkstätte am 7. Mai 2010. Nach dem Willen des Eigentümers soll hier aber nicht nur ein Löhe-Gedenkzimmer betrieben werden, auch wechselnde Ausstellungen schweben ihm vor. Mit welcher Ausstellung eröffnet wird, bleibt allerdings vorerst noch geheim.

Am 7. Mai um 17 Uhr werden Führungen durch das Wilhelm-Löhe-Haus angeboten, bei denen auch die neue Ausstellung unter die Lupe genommen werden kann. Um 19 Uhr referiert Peter Schmitt, stellvertretender Direktor des badischen Landesmuseums Karlsruhe i. R., in der Michaelskirche über das Thema «50 Jahre Glasfenster Stockhausen«.