Matten-Wiesel dürfen „Fair raufen“

12.7.2014, 14:35 Uhr
Matten-Wiesel dürfen „Fair raufen“

© Thomas Scherer

„Wir haben andere Vorstellungen, speziell von der Nachwuchsarbeit“, erklärt Emmrich den Neuanfang. Der Polizeibeamte ist in einer Ringerfamilie groß geworden und hat seit dem fünften Lebensjahr einen Großteil seiner Freizeit auf der Matte verbracht. Seit 2003 ist Emmrich in Langenzenn zuhause. Seine Sportart will der Trainer zugänglicher machen für Kinder und sie nicht nur über Wettkämpfe definiert wissen. Das geplante Wiesel-Abzeichen, so etwas Ähnliches wie die verschiedenen Gürtelprüfungen im Judo oder das Seepferdchen im Schwimmen, hält er als Leistungsanreiz für einen richtigen Ansatz.

Vor dem Olympia-Aus

Dass sich Ringen, eine der ältesten und weltweit verbreiteten Disziplinen, in Richtung Randsportart entwickelt hat, nennt er „größtenteils selbst verschuldet“. Denn: Nicht nur die breitensportlichen Möglichkeiten seien zu wenig beachtet worden. Bestärkt in ihren Ideen wurden er, der vorerst auch als Abteilungsleiter firmiert, und sein Mitstreiter Wolf, der eigentlich vom Fußball kommt und erst spät durch seinen Sohn Niklas zum Ringen fand, durch den Schock der inzwischen revidierten Streichung des Ringens aus dem Programm der Olympischen Spiele. „Das hat endlich einen positiven Impuls ausgelöst, man ist in den Verbänden aufgewacht und interessiert sich für neue Wege, um unseren Sport wieder populärer zu machen“, sagt er – und sieht damit das Konzept in Laubendorf bestätigt. „Sehr gut“ habe es sich angelassen mit der neuen Abteilung, die Rahmenbedingungen sind, auch wegen der zwei sehr preiswert erstandenen Matten vom KSV Bamberg und vom ASV Fürth („Dort lagerte sie nach dem Aus der Ringer in einer Gartenlaube“) und zweier lokaler Sponsoren, durchaus erfreulich. Immerhin 20 Kinder nutzen das neue Angebot, Tendenz steigend und – besonders bemerkenswert – „keines ist bisher wieder gegangen“.

Durchaus intensiv wird geübt, denn Ringkampf ist körperlich und technisch anspruchsvoll, verlangt rundum Fitness. „Ringer müssen alles können“, hat ein früherer Trainer von Emmrich gesagt. Das aber steht nicht im Widerspruch zu seiner Prämisse, behutsam mit den Kindern umzugehen.

Ein erster Auftritt beim Laubendorfer Vereinsfest erwies sich als werbekräftiger Mutmacher. Nicht nur aus dem Kreis der Eltern wurde Interesse an den Trainingsmethoden bekundet, so dass inzwischen ein zusätzliches „BodyCross“-Angebot, also funktionelles Krafttraining, von Erwachsenen genutzt wird. „Ein schöner Nebeneffekt“ für Emmrich und Wolf, aber noch wichtiger ist die Zusammenarbeit mit den Schulen. „Fair raufen“ heißt daher ab September das Programm, das die Ringer den Schülern der Grundschule anbieten und in dem der jugendliche Drang nach dem Kräftemessen in geregelte Bahnen gelenkt werden soll — Werbung in eigener Sache inbe-
griffen.

Natürlich ist mittelfristig, also frühestens in ein, zwei Jahren, die Teilnahme an Einzel- oder sogar an Mannschaftswettkämpfen auch bei den Laubendorfern ein Vorhaben — „jedoch nur, wenn es sich ergibt“, wie Emmrich einschränkt. Druck auf den Nachwuchs oder gar Zwang soll nicht ausgeübt werden, denn Wettkampfmentalität muss sich von alleine einstellen, ist nicht trainierbar.

„Oft ist sie vom Alter abhängig, zu frühe Einflussnahme ist da eher ein Nachteil“, hat er im Verlauf seiner Karriere als Ringer und als Trainer festgestellt. Ein Fehler, der in Laubendorf vermieden werden soll. Vorerst ist daher Trainersohn Niklas Wolf (16), der für den TV Erlangen in der Frankenliga auf die Matte geht, das sportliche Aushängeschild. Alle anderen müssen sich darauf beschränken, ihre Fortschritte im Training untereinander zu beweisen. Wettkampfatmosphäre ist vorerst nämlich nur als Schnupperkurs geplant — beim Besuch eines Kampfes der Zweitliga-Ringer des SV Johannis Nürnberg.

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