Mehr Raum für jüdische Kinder

2.10.2017, 17:00 Uhr
Mehr Raum für jüdische Kinder

© Foto: Thomas Scherer

Der 31-jährige Vater von zwei Kindern folgt auf David Geballe, der nach sechs Jahren in der Kleeblattstadt die Gemeinde in Duisburg betreuen wird. Guggenheim verbrachte die ersten Jahre seines Lebens in Essen, Heidelberg, Pforzheim und Düsseldorf. "Wir sind wegen der Berufe meiner Eltern viel umgezogen", sagt er.

Ab der neunten Klasse besuchte er in Israel ein religiöses Internat, wo er auch sein Abitur ablegte. Später zog es ihn an eine Talmudschule. Auch seinen Armeedienst leistete Guggenheim in Israel ab, ehe er 2011 in Berlin das Rabbinerseminar auswählte, um seiner Berufung zu folgen.

Nach der Ordinationsfeier im Herbst 2016 in der Frankfurter Westend-Synagoge begann er im Februar dieses Jahres als Rabbiner in Karlsruhe und wechselte im August auf eigenen Wunsch nach Fürth. Auch wenn es hier keinen jüdischen Kindergarten gibt, sieht Guggenheim sich und seine Familie auf längere Sicht in der Kleeblattstadt.

Als Rabbiner ist er in der Synagoge in der Hallemannstraße für die Gottesdienste jeden Freitagabend und Samstagmorgen zuständig, außerdem für die Seelsorge, Beerdigungen und die Jugendarbeit.

"Ich möchte gern das Angebot für jüdische Kinder erweitern", sagt Guggenheim und hat dabei eine Sonntagsschule im Sinn. Seine Frau will ihn dabei unterstützen. Auch eine kleine Kindertagesstätte hält er irgendwann für denkbar. Sich selbst charakterisiert er so: "Ziele, die ich mir vornehme, versuche ich zu erreichen." Und: "Je nach Situation bin ich entweder schweigsam oder ein Redner."

Die jüdische Gemeinde in Fürth hatte vor der Nazi-Diktatur und der Shoa, wie die Juden den Holocaust nennen, eine jahrhundertealte Geschichte. Heute umfasst sie rund 320 Mitglieder. "Eine eher kleine Gemeinde", sagt Guggenheim. Zwar hatte sie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kräftigen Zulauf — dank etlicher Aussiedler aus der früheren Sowjetunion. Inzwischen fehlt es aber an Nachwuchs. Viele Mitglieder seien "alt und krank", sagt Guggenheim. Zu den Gottesdiensten kommen im Schnitt 30 bis 40 Gläubige.

Fürth hat Guggenheim bereits zu Fuß und auf dem Fahrrad erkundet. "Im Vergleich zu Berlin eine kleine und ruhige Stadt", sagt er, "das gefällt mir." Sehr beeindruckt hat ihn der über 400 Jahre alte jüdische Friedhof unweit der Stadthalle.

Was noch aussteht: ein Besuch des Jüdischen Museums. Bislang fehlte ihm dafür schlichtweg die Zeit. Gegenwärtig reiht sich für die jüdischen Fürther ein Festtag an den nächsten: Auf Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest, zu dem Guggenheim seine Gemeinde zu sich nach Hause eingeladen hatte, folgen nun das Versöhnungsfest Jom Kippur und das siebentägige Laubhüttenfest Sukkot.

Keine Kommentare