Mobilitätstaler sind noch nicht begehrt

28.1.2012, 16:00 Uhr
Mobilitätstaler sind noch nicht begehrt

© Horst Linke

Die Mobilitätstaler sind eine noch recht junge Erfindung. Für Klaus Hunneshagen ist es daher nicht verwunderlich, dass bedürftige Fürther bislang nur zaghaft nach den Talern greifen. „Dass es sie gibt, muss sich erst noch herumsprechen“, meint Hunneshagen, Schatzmeister der Bürgerstiftung, die zum Kreis der Erfinder gehört. Gerade einmal etwas mehr als 200 Kunden haben im Januar die Unterstützung angenommen — dabei sind rund 10500 Personen berechtigt.

Im Sommer hatten Sozialreferentin Elisabeth Reichert, die Bürgerstiftung und die städtische Tochtergesellschaft infra ihre Idee von den Mobilitätstalern und dem dazugehörigen „Bündnis für Mobilität“ erstmals vorgestellt (wir berichteten): Ein großer Spendentopf steht im Mittelpunkt des Projekts. Das Geld, das sich darin befindet, soll Fürthern zugute kommen, für die die happige Erhöhung der Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr ab 1.Januar 2012 eine besondere Belastung ist. Dazu zählen Langzeitarbeitslose, Wohngeldempfänger und Menschen mit einem extrem kleinen Einkommen („Aufstocker“) oder einer Mini-Rente.

Damit sie sich weiter die Fahrt mit dem Bus oder der U-Bahn leisten können, sollen sie jeden Monat einen Zuschuss von fünf Euro bekommen, der auf ein Ticket ihrer Wahl angerechnet werden kann. Bei Vorlage des Fürth-Passes, den die Kommune an Bedürftige ausgibt, bekommen sie die Mobilitätstaler im Sozialamt ausgehändigt. Weil der Fürth-Pass ein halbes Jahr gilt, gibt es maximal sechs Taler pro Person — für jeden Monat einen. Eingelöst werden können sie im Kundencenter der infra am Hauptbahnhof.

„Ich habe gedacht, dass das stärker in Anspruch genommen wird“, sagt Sylvia Huber, stellvertretende Leiterin des Bereichs Verkehr bei der infra. Schließlich sei im Sommer, als die infra die Erhöhung der Tarife ankündigten, der Ruf nach einem Sozialticket wieder „recht laut“ geworden.

Zwischenlösung

Bei etlichen, die ein Sozialticket fordern, stießen die Mobilitätstaler allerdings damals schon auf Kritik. Als „völlig unzureichend“ etwa bezeichnete Stephan Stadlbauer vom Fürther Sozialforum die Taler-Variante. Die Fürther Grünen und Linken nannten die Fünf-Euro-Lösung „Almosen“, die die drastischen Tariferhöhungen „schönfärben“ sollen. Sozialreferentin Elisabeth Reichert hingegen sieht die Mobilitätstaler als eine gute Zwischenlösung an.

Viel zu gering, sagt Reichert, seien die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr bei den Hartz-IV-Sätzen bemessen. „Hier muss eigentlich auf Bundesebene nachgesteuert werden.“ Solange das nicht passiere, müsse man vor Ort versuchen, die Menschen zu unterstützen. Reichert hofft, dass es „vielleicht bis 2013“ gelingt, einen stark vergünstigten Tarif für sozial Schwache einzuführen.

Vorerst sollen die spendenfinanzierten Mobilitätstaler den Geldbeutel entlasten. Angesichts der Erfahrungen anderer Städte rechnet Reichert damit, dass etwa 20 Prozent aller Berechtigten, also etwa 2000 Personen, das Angebot annehmen werden. Der vorsichtige Start sei für sie nicht überraschend, sagt die Referentin. In den nächsten Monaten werde die Nachfrage sicher steigen.

Einen Vorteil hat der zähe Start: Noch ist im Spendentopf nicht so viel Geld, wie Reichert hoffte. 80000 Euro stehen zur Verfügung: 40000 Euro stammen von der infra, 10000 Euro von der städtischen Wohnbaugesellschaft wbg, weitere 30000 Euro von Firmen und Privatleuten, die sich für „Mobilitätspatenschaften“ entschieden haben. Mehr als 120000 Euro aber wären nötig, sollten sich tatsächlich 20 Prozent der Berechtigten die Taler abholen. Die Suche nach Sponsoren geht laut Reichert weiter.

Informationen im Internet unter www.stadtverkehr-fuerth.de/buendnis-fuer-mobilität

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