Musik bringt mehr Fröhlichkeit ins Klassenzimmer

28.9.2012, 09:00 Uhr
Musik bringt mehr Fröhlichkeit ins Klassenzimmer

© Thomas Scherer

Es ist ungewöhnlich voll im Sitzungssaal des Rathauses. Wo sich sonst bei Stadtratssitzungen in der Regel handverlesen die Zuhörer verlieren, drängelt sich eine Gruppe von Mädchen und Jungen. Gleichfalls ungewöhnlich ist die Klangkulisse: Sambarhythmen hallen durchs Rund und zaubern einen Hauch von südamerikanischer Fröhlichkeit in das ansonsten eher triste 70er-Jahre-Ambiente. Die Stadträte nehmen es wohlwollend, aber gelassen.

Ruhe, insbesondere aber mehr Fröhlichkeit, sind, das berichten zumindest Schulleiterin Petra Schwarz und ihre Kollegin Andrea Herzog, mit dem vergangenen Jahr auch in die Klassenzimmer und Flure ihrer Grundschule eingezogen: Da sind Viertklässler, die noch vor Unterrichtsbeginn in der Aula ein Lied anstimmen, auch auf Busfahrten wird plötzlich gesungen, sonst eher schüchterne Kinder zeigen auf der Bühne auf einmal selbstbewusst ihr Talent. Und wenn gemeinsam auf Instrumenten musiziert wird, helfen die Größeren den Kleineren. Von einem „freudigen Grundgefühl“ in den Klassen und Schülern, bei denen sich die musische Begabung zeigt, erzählt Petra Schwarz. Und, ganz wichtig: „Das soziale Miteinander profitiert.“ Ruhiger seien die Klassen und disziplinierter. Kein Wunder, schließlich, so lautet die Erfahrung von Andrea Herzog: „Wer miteinander musiziert, geht anders miteinander um.“

Das ist den Pädagoginnen eigentlich der wichtigste Punkt. Auch wenn die Außendarstellung, wie der Auftritt im Stadtrat, der das Projekt über drei Jahre mit 15000 Euro unterstützt, oder beim Schulfest, auf dem Eltern in komprimierter Form sahen, was ihre Kinder von dem Unternehmen mitnehmen, nicht zu vernachlässigen ist.

In anderen Bundesländern, etwa in Hessen, ist die musikalische Grundschule schon seit längerem nichts mehr Besonderes. In Bayern dauerte es etwas länger, bis das Kultusministerium grünes Licht dazu gab, sich auf neues Terrain zu wagen. So hat die Universität Erlangen-Nürnberg ein entsprechendes Konzept entwickelt, zunächst für Mittel- und Realschulen, dann auch für die Grundschulen. Singen, Musik hören, Tanzen, Instrumente spielen – breit gefächert, und damit zum Lehrplan passend, muss die Vorlage hier angelegt sein. Schließlich soll die Musik den schulischen Alltag durchdringen und nicht, wie auf den weiterführenden Schulen, in Trommel- oder Chorklassen konzentriert sein. Dabei kann jede Schule entscheiden, wie viel sie tun will und sich ihre eigenen Ziele stecken. Allerdings möchte die Bertelsmann-Stiftung, die das Unternehmen „Musikalische Grundschule“ finanziell unterstützt, schon wissen, was gemacht wird.

An der Pestalozzi-Grundschule wurde nicht nur besagte Samba-Ausrüstung für die vierten Klassen angeschafft, sondern auch mehrere Xylophone gekauft, mit denen die Schüler nun musizieren.

Auch ansonsten waren die Aktivitäten vielfältig: In einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit von Musik und Werken haben die Drittklässler Trommeln gebaut. Im sogenannten „Musikexpress“ werden die Klassen einer Jahrgangsstufe in einer der beiden Musikstunden pro Woche durcheinandergemischt. Ein Orchester-Quiz für die gesamte Schule zählte ebenso zur Palette, wie das „Wir-machen-Musik“-Projekt für die 1. Klassen in Zusammenarbeit mit der Nordbayerischen Bläserjugend.

Auf der Bühne im Opernhaus

Ein gemeinsamer Musiktag mit dem Förderzentrum Oberasbach, das ebenfalls den Sprung ins Programm geschafft hat, stand auf dem Programm. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Volkshochschule gibt es Gitarren-Kurse. Auch die Städtische Sing- und Musikschule Zirndorf bereichert das Angebot. Ein Höhepunkt war außerdem das Meistersingerprojekt mit dem Staatstheater Nürnberg, bei dem am Ende 500 Kinder gemeinsam im Opernhaus sangen, und, und und ...

Natürlich gehört dazu die personelle Komponente: Damit Kolleginnen und Kollegen Kenntnisse vertiefen oder überhaupt erhalten, bietet Andrea Herzog als „Musikkoordinatorin“ in zwei Stunden pro Woche Fortbildungen an. Die Universität offeriert ebenfalls eintägige Kurse.

Im nun startenden Schuljahr gehen die Aktivitäten weiter. An dessen Ende werden alle Schüler, die Theatergruppe und die Eltern die beiden musikalischen Jahre dann in einem Singspiel Revue passieren lassen. Petra Schwarz und ihre Kollegin würden sich zwar eine Fortsetzung des Projektes wünschen, das ist allerdings noch offen. Vielleicht sollte die Oberasbacher Sambagruppe demnächst einmal das Schulamt besuchen und dort für mehr Fröhlichkeit durch Musiknoten trommeln.

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