Nach Wasserschaden: Süße Freiheit öffnet bald wieder

3.11.2016, 13:30 Uhr
Nach Wasserschaden: Süße Freiheit öffnet bald wieder

© Foto: Thomas Scherer

Noch bedecken Plastikplanen Boden und Mobiliar, entziehen Trocknungsgeräte dem Boden brummend letzte Reste von Feuchtigkeit. Und im hinteren Teil des Raumes, unter einem Glasdach, wartet ein Gerüst auf seinen Abbau. Am 14. November, einem Montag, möchten Frauke Meißner-Pölloth (54) und Karlheinz Pölloth (60) ihren Gästen wieder Kaffee und Kuchen servieren. Sind sie sicher, dass sämtliche Baustellenspuren bis dahin getilgt sein werden? Die Eheleute bejahen das. Der Architekt habe ihnen versichert, das sei zu schaffen.

Wie berichtet, gehört das Eckgebäude in der Friedrichstraße der Fürther Unternehmerfamilie Kurz, die 4500 Mitarbeiter beschäftigt und ihre einstige Blattgoldfabrikation zu einem Weltkonzern der Heißpräge- und Beschichtungstechnologie entwickelt hat. An einem Wochenende im Juni hat nach den Worten von Hausverwalterin Gabriela Dose ein technischer Defekt in dem Ärzte- und Geschäftshaus erhebliche Feuer- und zugleich Wasserschäden verursacht. Eine Folge: Das Wasser zerstörte im Café neben Kuchen- und Pralinentheken auch einen Teil der aus dem Jahr 1836 stammenden Stuckdecke. Das gesamte Haus wurde zur Großbaustelle.

Ein Kirchenrestaurator hat sich dieser zwischenzeitlich gewidmet und sie in mehrwöchiger Kleinarbeit wiederhergestellt. Das Ergebnis im originalen Ockerton mit Goldverzierungen wird von Wandlampen schon jetzt wieder eindrucksvoll in Szene gesetzt. Karlheinz Pölloth blickt hinauf und schwärmt, die Decke sei „schöner denn je“.

Auch eine von drei stuckverzierten Säulen musste instandgesetzt und die Wände mussten von Schimmel befreit, frisch verputzt und gestrichen werden. Nach den Malern kommen jetzt die Schreiner, um das durch die Feuchtigkeit verzogene Mobiliar zu überarbeiten. Danach können die Cafébetreiber allmählich ans Einrichten denken. Geliefert wird in Kürze auch eine neue, drei Meter lange Theke, die ausschließlich der Präsentation von Pralinen dienen soll. Bisher wurden die kleinen Köstlichkeiten in drei verschiedenen Theken präsentiert, deren Elektrik aber ebenfalls dem Wasser zum Opfer fiel.

Trotz aller Widrigkeiten meinen Karlheinz Pölloth und seine Frau: „Wir hatten Glück im Unglück.“ Hauseigentümer und Hausverwaltung seien rührig und bemüht um ihre Mieter. Gleich nach dem Großschaden hatte Peter Kurz, Vorstand der Leonhard Kurz Stiftung, angekündigt, seine Familie werde „alles Menschenmögliche“ tun, um zügig zu sanieren. Einer Allgemeinarztpraxis beispielsweise wurde umgehend ein Ersatzquartier ganz in der Nähe beschafft. In dem Haus, das saniert werden muss, wuchsen Peter Kurz und sein Bruder Walter einst auf.

Personal weiter bezahlt

Auch wenn es im Juni „für uns war, als ob eine Welt zusammenbricht“, so Frauke Meißner-Pölloth. Glück im Unglück hatten sie und ihr Mann auch deshalb, weil sie, wie sich inzwischen gezeigt hat, in Versicherungsfragen gut beraten waren. Konkret: Einer Betriebsunterbrechungsversicherung verdanken sie, dass ihnen entgangene Einkünfte erstattet werden. Aus diesem Grund, sagt Karlheinz Pölloth, „konnten wir auch unsere Mitarbeiter, zwölf geringfügig Beschäftigte, weiter bezahlen und verhindern, dass sie abwandern“.

Bis alle Arztpraxen im Haus wieder zu ihrem regulären Betrieb übergehen können, wird es noch etwas dauern. Hausverwalterin Dose sagte auf Nachfrage, sie gehe davon aus, dass das im Januar der Fall sein wird.

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