Nachbarschaftliche Hilfe für ein Gebäude in Not

13.9.2014, 16:00 Uhr
Nachbarschaftliche Hilfe für ein Gebäude in Not

© Foto: Ralf Rödel

Wer umgeben ist von guten Nachbarn, der braucht im Leben kaum etwas zu fürchten. Sie leihen spontan das Ei aus, das noch für die Pfannkuchen fehlt, hüten im Notfall kurz die Kinder und behalten in der Urlaubszeit Briefkasten und Topfpflanzen im Auge. Manchmal jedoch geht die Hilfe über diese kleineren Dienste weit hinaus. So geschehen bei der ehemaligen Gaststätte „Rotes Ross“ am Waagplat, seit über zwei Jahrzehnten die Heimat des „Irish Cottage Pubs“.

Ein paar kleine Verschönerungen an der Fassade sollten das Gebäude aus dem Jahr 1637 wieder ansehnlicher machen. Etwas neuer Putz, dazu frische Farbe, das war der Gedanke der Hauseigentümer. Doch was als überschaubares Projekt in Höhe von rund 30 000 Euro geplant war, wuchs sich bald schon zu einem finanziellen Kraftakt für die Hausbesitzergemeinschaft aus. Grund: Bei den Vorarbeiten stellte sich heraus, dass das gesamte Gebäude marode und vom Einsturz bedroht war. Um die Sicherheit des ehemaligen Gasthauses zu gewährleisten, mussten unter anderem Eisenträger in die morschen Balken eingezogen werden. Ein dreiviertel Jahr lang war das Haus von Gerüsten umgeben, mussten sich Bewohner und Pub-Besucher mit Dreck und Staub herumschlagen.

Doch damit nicht genug: Die Kosten für die aufwändige Sanierung beliefen sich am Ende auf 150 000 Euro. Und hier kamen die Nachbarn ins Spiel. Genauer gesagt, der Altstadtverein, der in der Freibank am Waagplatz beheimatet ist. Dessen 280 Mitglieder sowie viele freiwillige Helfer stemmen jedes Jahr die Altstadtweihnacht. Der Erlös aus dem Verkauf von Würstchen, Maroni und Waffeln kam nun den Hauseigentümern des „Roten Rosses“ zugute. Über 10 000 Euro durften sie sich freuen.

„Das hat uns schon sehr geholfen“, lobt John Farley die Nachbarschaftshilfe. Ihm gehört das „Irish Cottage Pub“ im Erdgeschoss, und ebenso wie die übrigen 13 Eigentümer musste er für die Sanierungskosten des alten Fachwerkhauses aufkommen.

Von der Mithilfe des Altstadtvereins bei der Instandhaltung des Gebäudes, das als ältestes Gasthaus Fürths gilt und zwischenzeitlich auch als Getreidespeicher und Schule genutzt wurde, zeugt nun eine kleine Tafel neben der Eingangstür. „Widdä schee gmacht mid‘n Altstadtverein Fürth“ ist darauf zu lesen. „Künftig soll an allen Häusern, die wir finanziell unterstützt haben, so ein Epitaph angebracht werden“, sagt Dagmar Gebhardt, die im Beirat des Altstadtvereins sitzt. Per QR-Code können Interessierte dem Metallschild mithilfe ihres Smartphones außerdem weitere Fakten über das Gebäude entlocken.

Wer jedoch noch ausführlicher über das weiß-rote Fachwerkhaus und seine Geschichte Bescheid wissen möchte, hat am kommenden Sonntag, 14. September, dazu Gelegenheit. Dann findet wieder der „Tag des offenen Denkmals“ statt, in dessen Rahmen auch sonst nicht zugängliche Orte ihre Pforten öffnen.

Führungen mitsamt Erklärungen zu dem Barockbau und seiner Fassadensanierung gibt es um 11, 13 und 15 Uhr. Der Treffpunkt ist jeweils vor dem Haus mit der Adresse Waagplatz 1.

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