Neue Lebendigkeit in Fürths Vororten

17.9.2011, 13:00 Uhr
Neue Lebendigkeit in Fürths Vororten

© Edgar Pfrogner

Es braucht Mut, einen Laden aufzumachen, und gerade, als Isabell Mundt (33) und Petra Münzl (36) entschlossen waren, auf die Suche nach geeigneten Räumen zu gehen, war der Mut mehrerer Einzelhändler in Burgfarrnbach verbraucht: Sie resignierten. Erst machte der eine Schreibwarenladen zu, dann der andere, als drittes folgte der Weinladen. Der Optiker hatte schon vorher aufgegeben, ebenso die Drogerie. Angesichts der vielen Leerstände im Ortskern hatten die Frauen „fast die freie Auswahl“, erinnert sich Münzl.

„Als einer nach dem anderen kaputtging, bekamen wir schon Angst“, erzählt Isabell Mundt. Das mulmige Gefühl wurde im Gespräch mit den Vermietern nicht weniger, „die haben gesagt, in Burgfarrnbach geht gar nichts“, auch der Steuerberater und alle Freunde rieten, „die Finger davon zu lassen“. Vor allem Petra Münzl, im Hauptberuf Architektin, war trotzdem überzeugt, dass der Laden funktionieren könnte. Und zwar gerade in Burgfarrnbach.

„Unsere Zielgruppe lebt hier, und wir leben hier“, zählt Münzl die Argumente auf, die für den Vorort sprachen, außerdem gebe es bei Norma und NKD, die den Burgfarrnbachern geblieben sind, „nichts fürs Auge, nichts zum Wohlfühlen“. Das Gegenteil davon ist „mama mag“, das im August im Ortskern öffnete: Es ist ein originell gestalteter Laden, wie man ihn in Großstädten wie Hamburg und Berlin finden könnte. Ein Laden, der Mütter und Kinder glücklich machen soll: mit gebrauchter, aber hübscher Baby-, Kleinkinder- und Umstandsbekleidung und gut erhaltenen Spielwaren; und mit vielen neuen Accessoires, die kreative Frauen — eine davon ist Mundt selbst, zwei andere sind in Vach und Oberfürberg zu Hause — in Handarbeit fertigen. Peppige Wickeltaschen sind im Angebot, ausgefallene Mobiles, bedruckte Hüllen für den Mutterpass. „Fachmamas“ nennen Münzl und Mundt, selbst beide Mütter, die nähenden, stickenden und designenden Frauen, die bei ihnen Fächer mieten können, um ihre Produkte zu verkaufen.

In der Mitte des Ladens steht ein großer Tisch mit Oma-Geschirr, daneben grüne Sessel, die Münzls Großmutter gehörten: Nicht nur zum Einkaufen sollen die Kunden kommen, sondern auch für Kaffee und Kuchen. Die Wäsche für die Reinigung und das Paket für den Hermes-Versand können sie gleich mitbringen: Bis zu ihrem Ende fungierten das Wein- und das Schreibwarengeschäft als Annahmestellen — „mama mag“ will die Lücken ein wenig füllen.

Massagen inbegriffen

Zum Team gehört auch Heilpraktikerin Andrea Waltert-Pierson (44), die Shiatsu-Massagen anbietet und Kräuterführungen für Kinder. So versuchen die drei Frauen, möglichst viele Nischen zu besetzen und den Ort für sich und andere lebendiger zu machen. Bisher scheint das Konzept aufzugehen: In den ersten Wochen haben viele Menschen in den Laden geschaut, junge und alte, erzählt Isabell Mundt. „Hoffentlich bleibt das so.“

Auch in Vach hofft man, dass ein neues Geschäft überlebt: Dort hat, wie berichtet, im September ein Dorfladen mit Eiscafé eröffnet. Dahinter steht eine Genossenschaft mit dem Namen „Wir helfen Vach“, die mehr Lebensqualität in den Ortskern bringen will. Übrig geblieben waren dort nur der Bäcker, der Metzger und der Blumenladen — wer beim Einkauf beim Discounter etwas vergaß, musste sich meist noch mal ins Auto setzen; ältere Menschen waren auf den Bus angewiesen.

So ein Lebensmittelladen direkt im Ortskern, in Nähe zum Altenheim, wäre auch in Burgfarrnbach toll, meint Stefan Ultsch, Vorsitzender des dortigen Bürgervereins. Aber auch die Schaufenster von „mama mag“ hat er freudig registriert: „Alles, was aufmacht, ist eine Belebung für den Ort.“

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