Neue Nischen für zeitgenössische Kunst

26.4.2014, 15:17 Uhr
Neue Nischen für zeitgenössische Kunst

© Hans Winckler

Die ersten Bilder hängen bereits, auch wenn Zeitungspapier die Kunst noch vor neugierigen Blicken und Farbflecken schützt; denn in den Räumen wird derzeit letzte Hand zur Präsentation angelegt. Ein Malermeister zieht akkurat mit schwarzer Farbe die Namen der ausstellenden Künstler auf die blütenweiße Tapete. Gleich ein halbes Dutzend Maler und Skulptoren aus der Region (Andreas Lehmeier) wie auch aus Berlin (die Malerinnen Laetitia Bellmer und Anne Kammermeier) versammelt Galerist Rainer Schott zur Eröffnung. „Open Mind 34/6“ heißt die Premiere. „Sechs Künstler mit 34 Werken“, entschlüsselt Schott den Titel. Aber nicht irgendwer ist dabei: Malerin Julia Fischmann ist Fürther Kulturförderpreisträgerin, Thomas Mohi seit Jahren in der Szene etabliert.

Wie bringt man denn sechs recht unterschiedliche Künstler unter? Das verdankt sich dem Grundriss der Galerie. Die ist nämlich kein einfacher rechtwinkliger Kubus, sondern mit vorspringenden Wänden, Nischen und Ecken gesegnet, sodass jeder Ausstellende seinen eigenen Winkel findet — oder auch frontal mit einem anderen Künstler in Wettstreit treten kann.

Rainer Schott (57) wirkt weniger wie ein kunstsinniger Ästhet mit Wallehaar als wie ein Pragmatiker. Ursprünglich Informatiker, arbeitete er einige Jahre lang als Selbstständiger im Bereich Erneuerbare Energie. Nebenher baute er Kontakte zur hiesigen Kunstszene auf. Seinen Galeriepartner Markus Stoiber lernte er denn auch nicht bei einer Ausstellung, sondern bei der Photovoltaik kennen. Und nun verwirklicht Schott seinen lang gehegten Traum, Kunst auszustellen.

Die Lage des Art Rooms scheint Schott und Stoiber vielversprechend: 120 Quadratmeter, nah an Bahnhof und U-Bahn, ein kurzer Weg für auswärtige Besucher, dazu der etwas verwinkelte Grundriss. „Am 1. April sind wir eingezogen, da hieß es erstmal Wände streichen, die Künstler an Land ziehen und die Verträge unter Dach und Fach bringen. Damit ist ein Monat schnell ausgefüllt“, so Neu-Galerist Schott mit Blick auf die zurückliegenden Wochen.

Die Strategie ist klar: „Wir bewegen uns im Bereich der zeitgenössischen Kunst und wollen Spannung herstellen, indem wir möglichst unterschiedliche Künstler in einer guten Mischung ausstellen“, umreißt der Chef sein Vorgehen. „Dabei legen wir Wert darauf, sowohl hiesige Künstler als auch solche von außerhalb zu präsentieren, entweder in Einzel- oder in Gruppenausstellungen. Geplant ist außerdem noch eine Veranstaltung in jedem Monat, also ein Konzert oder eine Lesung.“ Mit sechs Künstlern auf einen Streich dürfte Schott und Stoiber zum Auftakt jedenfalls schon zahlenmäßig ein Paukenschlag gelingen.

Mal nachzählen: kunst galerie fürth, Art-Agency Hammond, Kunstraum Rosenstraße, Kofferfabrik, Bühlers, A.theke, Sparkasse... — ist da überhaupt noch Platz für eine weitere Galerie? „Fürth ist nicht ganz klein“, meint Rainer Schott, „ich betrachte die Galerien hier nicht als Konkurrenz. Eher als ein spannendes Thema, denn man kann sich ja gegenseitig beobachten. Es gibt ja auch viele Handy-Shops. Und es geht doch irgendwie.“

Art Room, Gebhardtstraße 2, Tel. 97617480. Eröffnung am kommenden Mittwoch um 19.30. „Open Mind 34/6“: Dienstags bis freitags 16-20 Uhr, samstags 15-19 Uhr. Bis 31. Mai.

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