Objekte mit Vorbildcharakter

22.6.2012, 16:00 Uhr
Objekte mit Vorbildcharakter

© Edgar Pfrogner

Die Leistungsschau der Bayerischen Architektenkammer steht diesmal unter dem Motto „Energie“ und richtet daher besonderes Augenmerk auf energiesparendes Bauen und Sanieren. Präsentiert werden klassische Ein- und Mehrfamilienhäuser ebenso wie Kindergärten, Schulen, Bürogebäude, Freianlagen und Innenraumgestaltungen. Alle Projektbeispiele wurden von einem unabhängigen Beirat ausgewählt und in den vergangenen drei Jahren realisiert. Während der Besichtigungstermine stehen die jeweiligen Architekten als Ansprechpartner zur Verfügung.

Zu den Fürther Projekten zählen drei Schulen und eine Außenanlage. Eine Schau in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist die Otto-Seeling-Schule. Für knapp zehn Millionen Euro wurde sie neu gebaut und im Herbst 2010 eingeweiht. Erdwärmesonden und Solarmodule auf dem begrünten Flachdach machen das Gebäude energetisch autark. Automatische Beleuchtung und Lüftung gehören zu den technischen Raffinessen des vom Baureferat in Eigenregie konzipierten Vorzeigebaus. Das Tüpfelchen auf dem i: Stromsparende „Spiegelwerfersysteme“ bringen Licht in die Aula, und unter dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit stand die Anschaffung von Echtholzfurniertafeln für die Außenfassade.

Aus ganz anderen Gründen interessant ist die Grund- und Mittelschule Seeackerstraße. Sie wurde für gut zwei Millionen Euro vor allem aus staatlichen Fördermitteln (Konjunkturpaket II) thermisch saniert. Weil es Probleme mit Handwerkern gab, zogen sich die Arbeiten neun Monate und damit weit länger hin als geplant.

Die größten Herausforderungen für das Fürther Architekturbüro Heid waren technischer Natur. Weil ein Stahlbau das Grundgerüst des Gebäudes ist, war es nach den Worten von Architekt Volker Heid kompliziert, Dämmplatten, die sonst mit vielen Dübeln an Hausmauern befestigt werden, fest zu verankern. Dabei galt es aber auch, keine Wärmebrücken entstehen zu lassen. Das Problem wurde mit Bravour gemeistert, fand die Jury und nahm die Schule, deren Fassade seit Abschluss der Arbeiten im Mai 2011 aus rot und hellgrau abgesetzten Faserzementplatten besteht, in die Reihe der Vorzeigeobjekte auf.

Für den Erweiterungsbau der Adalbert-Stifter-Grundschule zeichnet dasselbe Büro verantwortlich. Wolfram Heid erklärt die Auswahl des Projekts ein Stück weit auch mit der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte. Nicht zuletzt dem hartnäckigen Kampf der Elterninitiative Moggerla um Hort- und Krippenplätze in Oberfürberg sowie einem Ganztagszug ist es zu verdanken, dass hier trotz Finanzkrise vier Millionen Euro investiert wurden. Der Neubau gilt als Signal für die Familienfreundlichkeit der Stadt. Seine Kennzeichen sind eine farbenfrohe Fassade, die Wolfram Heid auf Anregungen der Schulkinder zurückführt, Lüftungslamellen in den Fenstern (die gibt es auch an der Seeackerschule) und eine Stahlkonstruktion an der Südseite. An ihr sollen sich Kletterpflanzen hochranken, so dass im Sommer ein „grüner Sonnenschutz“ vor den Klassenzimmern Schatten spendet. Ebenfalls sehenswert: Spielburgen und Schlafkojen, mit denen die Krippenräume ausgestattet wurden.

Auch in die Außenanlagen des Wohnbauprojekts Periandergarten mitten in der Fürther Innenstadt führen die Architektouren. Direkt beim Lochnerschen Gartenhaus gruppieren sich hier seit 2011 hochmoderne, schnörkellose Neubauten der städtischen Wohnbaugesellschaft WBG um eine reizvolle Grünanlage. Mit einer streng geradlinigen Formensprache — Rasenrechtecke, gefasst in orange schimmerndem Stahl, Sitzplätze in Form von Sandsteinquadern, geometrisch angelegte Wege — hat Landschaftsarchitektin Daniela Grosser-Seeger den ehemaligen Barockgarten neu interpretiert. Oberbürgermeister Thomas Jung schwärmte bei der Einweihung vom ganzen Ensemble als einem „Meisterstück“.

Objekte mit Vorbildcharakter

© Edgar Pfrogner

Auf einen besonders charmanten Platz, den Ende 2011 runderneuerten Kirchplatz von St. Rochus, lenken die Architektouren den Blick in Zirndorf. Unter der Federführung des Ansbacher Architekten Stefan Hirsch wurde das Gelände für eine halbe Million Euro von alten Waschbetonplatten, Schotter- und Asphaltflecken und „allzu viel Heckenzeugs“ gewissermaßen entrümpelt. Mit Hilfe neuer Bäume, Sitzplätze, einem fußgängerfreundlichen Granitbelag und Bodenstrahlern entstand eine kleine Oase direkt beim Gotteshaus.

 

Keine Kommentare