Plädoyer für Freiheit

22.10.2012, 13:00 Uhr
Plädoyer für Freiheit

© Mark Johnston

Ein Sprecher der Antifaschistischen Linken Fürth, die zur Kundgebung auch Menschen aus dem Lager eingeladen hatte, bezeichnete die prekäre Situation als politisch gewollt. Man hätte die Flüchtlinge bei rechtzeitiger Planung auch in Hotels und Pensionen unterbringen können. Das Aus für Sammelunterkünfte gehört ebenso zu den Forderungen der Protestierenden, wie bessere Lebensmittelversorgung und der Verzicht auf die Residenzpflicht, die es Asylbewerbern verbietet, den Landkreis Fürth zu verlassen..

In der Kritik an der Asylgesetzgebung stimmten Vertreter des Fürther Sozialforums, der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge, der Gewerkschaft ver.di sowie der Piraten und Linkspartei überein. Die schwer bewachte „Festung Europa“ ist in ihren Augen unmenschlich.

Bei Gulasch- und Kürbissuppe, Muffins, Kaffee und Tee war sich die internationale Versammlung einig in der Perspektive einer Welt jenseits von Unterdrückung. Dazu gehört uneingeschränktes Bleiberecht für Flüchtlinge. Weil er als Kind selbst das Leid der Flucht aus der Danziger Niederung miterlebt hatte, war zum Beispiel ein Fürther Senior zur Kundgebung gekommen. Aber auch viele Jugendliche fühlten sich angesprochen. Da zahlreiche Flüchtlinge aus dem Iran der Einladung gefolgt waren, wurden die Reden in ihre Landessprache übersetzt.

Die Hoffnung der Veranstalter, viele Passanten ansprechen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Nach der Schließung von Marktkauf hat die Frequenz in der Zirndorfer Innenstadt merklich nachgelassen. Hinzu kam, dass viele Geschäftsleute ihre Läden zeitig schlossen, weil sie heute Nachmittag zum verkaufsoffenen Sonntag mit Herbstfest und Spielzeugmarkt eine Sonderschicht einlegen. Dennoch konnten einige Flugblätter verteilt und Gespräche geführt werden.

Mit eigenen Songs für eine Welt ohne Ressentiments gegenüber Fremden ließ die sozial engagierte Nürnberger Jazzsängerin D’Oro (Dorothea Tausch) aufhorchen. Am 12. November hat sie ihren nächsten Auftritt in der Zwinger-Bar am Marientorzwinger. Dank Musik, Speis und Trank erhielt die Kundgebung mit knapp 100 Teilnehmern mehr Fest- als Protestcharakter. Die Polizei hielt sich betont im Hintergrund. Etwa 50 Bewohner der Aufnahmestelle stießen nachträglich zur Versammlung. An einem Infostand wurde über die europäische Agentur Frontex, die seit 2005 Europas Grenzen bewacht, aufgeklärt. Aber auch die Residenzpflicht für Asylbewerber stand im Fokus. So dürfen Bewohner der Zirndorfer Aufnahmestelle den Landkreis Fürth nicht verlassen. „Kein anderes Land legt Asylbewerbern solche Steine in den Weg“, heißt es in den Erläuterungen.

Als „schlimmste Einschränkung“ bezeichnete der Fürther Stadtrat Ulrich Schönweiß (Linke) den Freiheitsentzug. Er gab zu bedenken, dass kein Mensch freiwillig fliehe. Es gebe keine Scheinasylanten. Die Rede von „Wirtschaftsflüchtlingen“ bezeichnete Schönweiß als „blanken Zynismus“. Im Hinblick auf die Privatisierung von 30000 GWB-Wohnungen in Bayern könne auch nicht die Rede davon sein, dass Flüchtlinge anderen Menschen Wohnungen wegnehmen. Mit Nachdruck forderten die Veranstalter der Kundgebung eine bessere Unterbringung der Flüchtlinge, die in Zirndorf vorübergehend in Zelten leben müssen.

Keine Kommentare