Projekt will wachsen

18.4.2008, 00:00 Uhr
Projekt will wachsen

© Claudia Bidner-Wunder

«Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Jugendlichen eine Zukunft haben», sagt Peter Held. Vor etwa vier Jahren entstand das so genannte «Cadolzburger Modell», das in der Zwischenzeit an den meisten Hauptschulen im Landkreis erfolgreich umgesetzt wird. Zielgruppe beim Schülercoaching sind vor allem die «Problemschüler», das heißt also die Schüler, die entweder schlechte Noten haben oder sozial auffällig sind, was häufig in engem Zusammenhang steht.

«Unsere Gesellschaft steht gerade dieser Gruppe häufig desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber», weiß Peter Held. Aber wer einmal engen Kontakt mit einem dieser Problemkinder geschlossen hat, kann häufig feststellen, dass die meisten alles andere als «Null Bock» auf alles haben. Jedoch fehlt es an Zuwendung und Aufmerksamkeit.

Wie funktioniert aber nun das Schülercoaching in der Praxis? Jedem Schüler, der diese Hilfe in Anspruch nehmen will, wird ein Schülercoach zur Seite gestellt. Dieser ist ein «ganz normaler» Erwachsener, der weder als Nachhilfelehrer oder Ersatz-Elternteil dienen soll. «Er soll dem Kind Aufmerksamkeit schenken, ihm zuhören, es ernst nehmen», so Held. Etwa ab der siebten Klasse steht so ein Schülercoach seinem «Patenkind» zur Seite und begleitet es durch den Rest der Schulzeit bis hin zum Eintritt in das Berufsleben. Auch bei der Lehrstellen- oder Praktikumssuche steht der «Coach» dem Schüler bei und ist häufig Bindeglied zwischen Lehrmeister und Auszubildenden.

Der Erfolg gibt dem Initiator des Projektes und den aktiven Schülercoaches Recht. Wie Konrektorin Barbara Bächmann von der Zirndorfer Hauptschule bestätigt, haben «gecoachte» Schüler bedeutend bessere Aussichten. Sie sind motivierter und selbstbewusster.

«Wir wollen nicht gängeln», meinen Schülercoaches wie Andrea Kiel, die seit zwei Jahren dieses Amt ausübt und gleichzeitig den Arbeitskreis «Schülercoach» an der Hauptschule in Zirndorf organisiert. Ziel ist es, die Persönlichkeit des Kindes weiter zu entwickeln und damit auch eine Verbesserung der schulischen Leistungen zu erzielen.

Wichtig vor allem ist aber das Vertrauen zwischen Coach und Schüler, was auch impliziert, dass der Coach ohne Wissen des Schülers weder mit Eltern noch Lehrern über den Schüler spricht. Viele Coaches haben die Erfahrung gemacht, dass auch in nach außen hin intakten Elternhäusern häufig das Verständnis für die Heranwachsenden fehlt.

Dazu kommt die Tatsache, dass Kinder sich gerade im Pubertätsalter vor allem von Eltern nur selten Ratschläge entgegennehmen. «Ein Außenstehender hat viel eher die Chance, zu dem Jugendlichen durchzudringen.» Auch Florian Dickopp, Schülercoach und Vorsitzender des Arbeitskreises, kennt das. «So wird sogar aus den größten Rabauken etwas», sagt er. Aber um diese Arbeit erfolgreich fortzusetzen, würden noch sehr viele Erwachsene gebraucht.

Mittlerweile arbeiten im Landkreis etwa 100 Schülercoaches. «Wir könnten aber doppelt und dreifach so viele einsetzen», so Held und hofft, mit der Informationsveranstaltung weitere Helfer an Land zu ziehen. Schülercoach kann jeder werden, der etwa zwei Stunden in der Woche «opfern» will. Auch spezielles Vorwissen ist nicht notwendig. Hilfestellung für den Schülercoach bieten die jeweiligen Arbeitskreise an den einzelnen Schulen, die auch den Kontakt zwischen Schüler und Coach herstellen.

Auch der Schülercoach selbst profitiert von seinem Einsatz. «Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen und man erlebt sehr viel Positives», meint Florian Dickopp. Gerade der Kontakt zwischen den Generationen kann das gegenseitige Verständnis fördern und ausbauen, sodass letztendlich auch die Gesellschaft davon profitiere.

Informationen für zukünftige Schülercoaches gibt es unter www.schuelercoaching.org oder direkt bei Peter Held, Tel.: (01 62) 4 04 97 42.