Protest gegen das Kostendiktat

19.6.2017, 21:00 Uhr
Protest gegen das Kostendiktat

© Foto: Daebel

Man traf sich am Klinikum Fürth, um von hier aus quer durch die Innenstadt zur Kleinen Freiheit zu ziehen, wo eine offizielle Kundgebung stattfand. "Das Personal ist auch im Klinikum Fürth auf Kante genäht, weil es einen enormen Kostendruck gibt", sagte Bernhard Bytom, Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Gesundheit. Zwölf Wochen vor der Bundestagswahl wolle man die Chance noch einmal nutzen, um das eigentlich seit Jahren bekannte Problem noch einmal ins Bewusstsein zu rücken und die Politiker zu verbindlichen Aussagen aufzufordern. Sollte sich die Politik aber weiterhin nicht kümmern, würden die Beschäftigten das künftig selbst tun, so Bytom. Dann könnte es zu Streiks in den Kliniken kommen, auch in Fürth.

Wie prekär die Arbeitssituation ist, weiß Anita Zwirner nur zu gut. Sie ist seit rund 29 Jahren im Klinikum Fürth angestellt und als Intensivkrankenschwester tätig. "Ich arbeite nur Teilzeit, weil ich Vollzeit gar nicht schaffen würde", erzählte sie. Doch das werde sich später einmal bei der Rente schmerzlich bemerkbar machen. Während in den 1980er Jahren noch rund 300 Bewerber auf 25 Ausbildungsplätze zu verzeichnen gewesen seien, habe sich das mittlerweile "dramatisch geändert". Junge Menschen für den Beruf zu begeistern, werde immer schwerer. Und wer dann schon während der Ausbildung gnadenlos verheizt werde, steige mitunter gar nicht mehr in den Beruf ein, so Zwirner.

Großer Wurf fehlt

Dass es "ein täglicher Kampf um jede Stelle" sei, betonte Norbert Lechner ebenfalls. Er ist Personalratsvorsitzender der ANregiomed Kliniken und hofft inständig darauf, dass der Gesetzgeber endlich handeln möge. Zwar tue sich "stückchenweise" etwas, aber letztlich bräuchte es endlich den entscheidenden großen Wurf.

Denn mittlerweile müsse man nicht mehr nur über den Personalmangel reden, sondern auch über die damit verbundene Qualität der Patientenversorgung. "Die Fachkräfte können das mit ihrem überdurchschnittlichen Engagement allein nicht mehr abfedern."

Weil jeder ein potentieller Patient sei, treffe das Thema auch jeden, betonte indes Stephan Stadlbauer vom Fürther Sozialforum. Und eine Krankenschwester aus dem Nürnberger Nord-Klinikum kritisierte den in den Häusern vorherrschenden "Ökonomie-Terror": "Es geht nur um den Gewinn, nicht um den Patienten."

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