Rotwildgehege: Noch ist der Hirsch ein wenig schüchtern

11.12.2018, 11:00 Uhr
Rotwildgehege: Noch ist der Hirsch ein wenig schüchtern

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Zahlreiche Pressevertreter hatten sich gestern im Stadtwald eingefunden, um die Stars des neuen Rotwildgeheges zu bestaunen. Doch das Hirschrudel zeigte wenig Interesse am Besuch. Die Tiere entzogen sich den Kameras und versteckten sich hinter den Bäumen und Büschen des Areals. Schließlich waren sie erst einen Tag zuvor aus einem Wildpark nahe Passau in ihrem künftigen Quartier angekommen. 280 Jahre nachdem der letzte freilebende Hirsch im Fürther Stadtwald geschossen wurde, kehrt nun gleich ein ganzes Rudel dorthin zurück – wenn auch nicht in die freie Wildbahn. Vielmehr soll es künftig auf einem rund zwei Hektar großen eingezäunten Gebiet am Fuße der Bauschuttdeponie unweit des Felsenkellers leben und dort zu einer Zugnummer des Forsts werden (wir berichteten). Das Jubiläumsjahr, das den Schwerpunkt Naturattraktionen hat, gab den Anstoß für das Projekt.

Naturerlebnis für Stadtkinder

Oberbürgermeister Thomas Jung wünscht sich, dass der Ort ein "Anziehungspunkt für Familien aus der Stadt" wird. Damit Besucher dann gleich mehr über den Lebensraum Wald und die Forstwirtschaft erfahren können, entsteht bis zum kommenden Herbst noch ein Wald-Wild-Erlebnispfad. Ein etwa ein Kilometer langer Rundweg mit Erklärungstafeln soll vom Felsenkeller zum Hirschgehege und wieder zurück führen. Zu entdecken gibt es laut Stadtförster Martin Straußberger eine Menge: Steinbrüche etwa und einen abwechslungsreichen Wald mit Laub- und Biotopbäumen, die zahlreichen Tieren Unterschlupf bieten.

Bereits seit 1987 zieht das Wildschweingehege im Stadtwald bei Oberfürberg große und kleine Besucher an. Das Rotwild unmittelbar in der Nähe des Schwarzwilds anzusiedeln, war allerdings nicht möglich — zu unterschiedlich sind die Ansprüche an den Lebensraum. Die Hirsche, so erklärt Straußberger, bevorzugen eine freie Fläche mit Wiese, wo sie auch fressen können. Unweit des Wildschweingeheges hätte man dafür extra Wald roden müssen. Am jetzigen Standort dagegen gibt es eine Feuchtwiese, die an einer Seite von einem Wäldchen umrahmt ist. Außerdem finden die Tiere am Fuße des Abhangs eine Wasserstelle, an der sie sich abkühlen und von Parasiten befreien können. Im Winter bekommen die Tiere zusätzliches Futter in einem überdachten Unterstand, der momentan noch entsteht.

Die Materialkosten für das Gehege und das Wild liegen bei rund 50 000 Euro. 45 000 Euro wird über Spenden gedeckt: 20 000 Euro kommen von der Sparda-Bank, weitere 15 000 Euro gibt die Stiftung des Fürther Naturfreundes Karl-Heinz Böhm dazu. 20 Prozent der Gesamtkosten, also 10 000 Euro, trägt der Naherholungsverein Lorenzer Reichswald, dem Fürth angehört. Rund 5000 Euro muss die Stadt zuschießen. Auf etwa 30 000 Euro beläuft sich der Arbeitsaufwand für das Gehege, den städtische Forstmitarbeiter stemmen. Sie waren unter "schwierigen Bedingungen" im Einsatz, schildert Straußberger. Nicht nur die Hanglage habe ihnen zu schaffen gemacht, sondern auch die Trockenheit der vergangenen Monate, die das Setzen der Zaunfundamente zu einem Knochenjob machte.

Einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Rotwildgehege wird es nicht geben; die nächstgelegene Abstellmöglichkeit für das Auto ist an der Regelsbacher Brücke über die Südwesttangente. Etwa zwei Kilometer sind es von dort bis zum Rotwild. Gut zu erreichen ist das Gelände vom Felsenkeller aus; dort soll in Zukunft auch der Rundweg mit den Schautafeln starten. Nachdem das beliebte Ausflugsziel mitten im Wald einige Zeit leer gestanden hatte, übernahm im vergangenen Frühjahr die Comödie den Biergarten, der nun stets von April bis September geöffnet ist.

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