Saturn nimmt neuen Anlauf

24.3.2006, 00:00 Uhr
Saturn nimmt neuen Anlauf

Wie mehrfach berichtet, hatte sich der Rechtsanwalt Thomas Foerster, unmittelbarer Anwohner des für den «Saturn“-Markt vorgesehenen Areals und Initiator der gegen das Bauvorhaben opponierenden Bürgerinitiative «Pro Kulturforum“, geweigert, diese von ihm genutzten Privatparkplätze aufzugeben. Er pochte auf einen bis zum Jahr 2018 währenden Nutzungsvertrag mit der Stadt Fürth - und ließ es auf einen juristischen Konflikt ankommen.

Zum Entsetzen der Kommune mit Erfolg: Eine Räumungsklage der Stadt wurde vom Gericht abgewiesen, die Saturn-Pläne schienen zum Scheitern verurteilt. Denn einen filigraneren Gegenvorschlag für die Gestaltung des Zehn-Millionen-Euro-Komplexes, den die Bürgerinitiative von einem eigenen Architekten hatte ausarbeiten lassen, wiesen die Konzernplaner als nicht realisierbar zurück. Man sei den Saturn-Kritikern, die den Quader auch nach ästhetischen Korrekturen noch als hässlichen Industriezweckbau einstuften, bereits weit entgegengekommen, hieß es.

Doch statt die Flinte ins Korn zu werfen, wie es laut Oberbürgermeister Thomas Jung in der Ingolstädter Konzernzentrale durchaus ernsthaft erwogen wurde, reagierte Media-Saturn trotzig. Die Aussichten aber, dass die Stadt in der nächsthöheren Gerichtsinstanz obsiegen könnte, stufte man offenbar als zu unsicher ein. Deshalb tüftelte das Fürther Stadtplanungsamt gemeinsam mit dem Unternehmen und beraten vom Architekten und langjährigen Vorsitzenden des städtischen Baukunstbeirats Peter Dürschinger den neuen Plan aus.

Er sieht vor, dass der vorher fast quadratische Baukörper nun schmaler und in L-Form quasi um die vier Foerster-Parkplätze herumgebogen wird. Der Vorteil: Dadurch kann das denkmalgeschützte Sandsteingebäude, das zu Schlachthofzeiten die Fleischer-Bank Evenord beheimatete, erhalten bleiben; nun sucht man dafür einen Nutzer. Zudem vergrößert sich der Abstand zum Kulturforum, es ergibt sich mithin eine Art Innenhof zwischen Saturn und Kufo.

Mehr Abstand, aber höher

Der Nachteil: Das Saturn-Gebäude wird einen Meter höher, um nicht allzu viel der Verkaufsfläche von rund 5000 Quadratmetern einzubüßen - und überragt damit die angrenzende, ehemalige Rinderschlachthalle. Auch ein allgemein als unschön eingestufter Aufbau auf dem Dach nimmt nun erheblich mehr Raum ein. Dort bekommen bisher im Keller und in den beiden Verkaufsetagen geplante Büro- und Lagerräume ihren Platz.

Relativ unverändert stellt sich die eher schmucklose Front entlang der Kapellenstraße dar, als leichten städtebaulichen Fortschritt bezeichnen aber selbst Kritiker die veränderte Eingangsfassade an der Würzburger Straße. Hier erstreckt sich neben dem Evenord-Bau eine Glasfassade, überragt wird sie von einem Vordach, das auf fünf Säulen ruht.

Während sich in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses sowohl die Stadtspitze als auch die große Mehrheit von SPD und CSU für das modifizierte Konzept aussprachen, bleiben die Gegner unversöhnlich. Von einem «grauenhaften Konglomerat“ spricht Heidi Wille (CSU), die Architektur sei dem Standort am Eingangstor der Innenstadt nicht angemessen, befindet Stadtheimatpfleger Alexander Mayer.

Auf Anfrage der FN gab sich auch Kamran Salimi, einer der BI-Sprecher, weiterhin skeptisch. Zwar erkenne man einige Verbesserungen an; dennoch überwiegen in den Augen der Gegner noch immer die Negativaspekte. Man halte deshalb am eigenen Entwurf fest. Nachdem die Initiative nun des Druckmittels Parkplätze beraubt ist, bliebe allerdings nur noch ein ebenfalls schon einmal diskutiertes Bürgerbegehren, um den ungeliebten Saturn-Bau zu verhindern. Diese Option halte man sich denn auch weiterhin offen, sagt Salimi. Ob es tatsächlich so weit kommt, darüber werde man sich demnächst unterhalten. Im Stadtrat indes soll der Bebauungsplan am 5. April auf den Weg gebracht werden. An der breiten Zustimmung gibt es nach den Vorberatungen keine Zweifel.