Schülercoach entert die nächste Schule

16.2.2012, 13:00 Uhr
Schülercoach entert die nächste Schule

© Hans Winckler

Die jüngste Begegnung mit dem Kultusminister war für Peter Held nicht sonderlich erquickend. Beim Neujahrsempfang der Stadt Uehlfeld durfte Held den Worten Ludwig Spaenles lauschen. In der Rede ging es um eine sensible Nahtstelle: den Übertritt von der Schule zum Beruf – und was Held zu hören bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht.

Kein Kind gehe in Bayern verloren, habe der Minister gesagt. Für jene, die es nach der Mittelschule nicht in ein Ausbildungsverhältnis schaffen, gebe es ja etliche Maßnahmen, in denen sie aufgefangen würden. Bei der Arge zum Beispiel. „Darauf schien er stolz zu sein“, sagt Held, „ich empfinde das als Katastrophe.“ 

 

Maßnahmen sind falscher Weg

Held zufolge ist es der völlig falsche Weg, im Rahmen von „teuren Nachqualifizierungen“ an Jugendlichen herumzudoktern, die längst jegliche Motivation verloren haben. „Das kommt doch alles viel zu spät.“ Die besten Erfolgsaussichten, einen jungen Menschen davon zu überzeugen, sein Leben in die Hand zu nehmen, einen Abschluss zu machen und einen Beruf zu erlernen, die habe man noch vor der Pubertät.

In diesem Alter setzt auch der von Held 2005 in Cadolzburg ins Leben gerufene „Schülercoach“ an. Wie mehrfach berichtet, begleitet dabei ein Erwachsener ehrenamtlich über zwei bis drei Jahre einen Jugendlichen der Probleme in der Schule oder auch in seinem sozialen Umfeld hat. Derzeit sind Coaches an fast 30 Standorten im Einsatz, überwiegend im Landkreis Fürth, aber auch in anderen Orten der Metropolregion. In Fürth ist das Projekt an der Pestalozzi- und der Seeackerschule heimisch – und ab sofort auch an der kleinen Stadelner Mittelschule. Ermöglicht wurde das dank einer Reihe von Informationsabenden Ende des vergangenen Jahres, bei denen 36 Freiwillige gewonnen werden konnten.

In Stadeln geht nun unter der Leitung von Koordinator Uwe Thaler eine zehnköpfige Gruppe an den Start. Derzeit laufen die Erstgespräche mit Schülern. Es gilt, die besagten Tandems zu bilden, die im Idealfall Bestand haben, bis der Jugendliche eine Lehrstelle gefunden hat.

Ein guter Coach braucht laut Held vor allem Einfühlungsvermögen und etwas Lebenserfahrung. Ein bis zwei Stunden pro Woche soll er mit seinem Schützling verbringen, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Dabei gehe es nicht um Nachhilfe, sondern darum zu motivieren – zum Beispiel im Rahmen von gemeinsamen Unternehmungen und vielen Gesprächen. Der Coach, so Held, soll Eltern und Lehrer nicht ersetzen, aber ergänzen.

In Stadeln habe sich eine bunte Gruppe dieser Aufgabe verschrieben: Frauen und Männer, Berufstätige und Senioren. Die Bandbreite reiche von der Psychologin im Ruhestand, über die pensionierte Grundschullehrerin bis zur Bürokauffrau Mitte 30. Sie alle eint der Wille, einen Jugendlichen so weit zu bringen, dass er eben nicht auf die Maßnahmen der Arge angewiesen sein wird, sondern seinen eigenen Weg gehen kann.

Flächendeckung angestrebt

Nach wie vor verfolgt Peter Held sein Ziel, Schülercoach auf alle Fürther Mittelschulen auszudehnen. Dazu benötigt er noch rund 100 Ehrenamtliche. Als Nächstes hat Held die Mittelschule Schwabacher Straße im Blick, dann die Kiderlinschule, die beide zum Schulverbund Süd zählen.

Für die Osterzeit plant er daher neue Informationsabende. Wer sich jetzt schon über die Arbeit der Coaches informieren und Kontakt aufnehmen möchte, kann das über die Webseite der Stiftung Schülercoach tun: www.der-schuelercoach.de

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