200 Jahre: Geliebte Grundschulzeit am Kirchenplatz

27.5.2017, 10:00 Uhr
200 Jahre: Geliebte Grundschulzeit am Kirchenplatz

© Fotos: Hans Winckler

"Oh Gott, das ist ja mittendrin." Das, sagt Claudia Meier-Niklis, sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie 1998 erfuhr, dass sie als Lehrerin an den Kirchenplatz kommen wird. Heute leitet sie die Grundschule und dieses "mittendrin" ist für sie längst zu etwas ganz Besonderem geworden: "Die Kirche ist für uns alle immer präsent." Ein Gefühl von Respekt gehe mit dem Blick auf das alte Gotteshaus einher, eine Ahnung davon, dass viele andere zuvor hier waren.

"Wir haben keinen hypermodernen Sportplatz und keinen üblichen Schulhof, aber dafür schätzen wir das heimelige Gefühl, das einen hier umgibt." Beinahe wie in einem kleinen Dorf komme ihr das Lebensgefühl der Gemeinschaft rund um das Fürther Wahrzeichen manchmal vor. "Deshalb unterschreibe ich Briefe und Mails immer ganz bewusst mit ,Herzliche Grüße vom Kirchenplatz.‘"

Rektorin Claudia Meier-Niklis und ihre Kollegin Julia Rosenhauer.

Rektorin Claudia Meier-Niklis und ihre Kollegin Julia Rosenhauer.

Julia Rosenhauer kam 2012 als Lehrerin an die Schule, zuvor waren ihre beiden Kinder als Schüler hier gewesen. "Schon als Mutter hat mir damals sehr gefallen, wie offen man hier für Neues ist." Zum Jubiläum ist auch sie jetzt besonders tief in die Geschichte eingetaucht. "In den Anfangsjahren bat ein Rektor zum Beispiel dringend, man möge endlich den alten Friedhof verlegen, die ,schulische Jugend‘ spiele mit den Knochen."

Post von Albert Schweitzer

Für Rückblicke im Unterricht gibt es die besten Noten: "Wir haben die ganze Zeit ganz coole Arbeitsblätter gehabt", lobt Franka Votteler. Die Neujährige erzählt begeistert: "Die Schule hat sogar einmal einen Brief von Albert Schweitzer bekommen." Josua Betz (9) schwärmt: "Das Haus ist nicht so groß, deshalb ist es bei uns richtig gemütlich." Was dem Drittklässler außerdem gefällt, sind die großen, individuell eingerichteten Klassenzimmer: "Wir dürfen uns sogar auf den Bogen hocken, wenn was besprochen wird."

Dagmar Salomon.

Dagmar Salomon.

Die Erinnerung an Generationen von Kinderfüßen, die früher die Treppen hochliefen, hat Josua direkt vor Augen: "Die Steinstufen sind in der Mitte richtig abgetreten." Und noch eines fällt ihm ein: "Für uns ist St. Michael wie eine Riesen-Aula mit Gold, Emporen und ganz viel alten Sachen." Franka stimmt ihm zu: "Das ist so schön, wenn wir da feiern."

Bei allem Spaß an der Vergangenheit, so wie einst möchten Franka und Josua nicht unterrichtet werden: "Wir haben das mal ausprobiert. Da durften wir nur geradeaus auf die Tafel gucken und unsere Lehrerin war auf so streng, die hat sogar geguckt, ob die Hände sauber sind." Viel lieber spielen die beiden in der Pause Völkerball oder Fangen. "Das Kopfsteinpflaster gibt gute Grenzlinien ab."

Wie es früher war, das hat zum Beispiel Dagmar Solomon als Kind bei ihrem Vater Hans Engel erlebt: "Er war 40 Jahre Lehrer und Rektor am Kirchenplatz." Sie weiß noch, dass er "jeden Morgen vom Espan her geradelt ist und dann sein Fahrrad die Stufen zum Platz hochgetragen hat".

Der frühere Schulleiter Norbert Krauß.

Der frühere Schulleiter Norbert Krauß.

In seiner Freizeit trainierte er begeistert die Korbball- und die Fußballmannschaft. 1959 wurde Engel, der 1894 in Fürth geboren wurde, verabschiedet. "Die Überschrift in der Zeitung hieß damals: ,Durch die Liebe zur Jugend deren Liebe gewonnen", zitiert Dagmar Solomon: "Das trifft es genau."

Norbert Krauß war 18 Jahre lang Schulleiter in der Grundschule Kirchenplatz, hat Premieren erlebt wie die "Einschulungsförderungsmaßnahmen", die landesweit zum Vorbild wurden. "In den Mauern dieses Hauses habe ich mich stets sehr wohl gefühlt", sagt er und muss schmunzeln: "In einem Erdgeschosszimmer musste irgendwann einmal der Boden herausgerissen werden, da wurden dann tatsächlich wieder alte Skelettreste entdeckt." Keine gruselige Geschichte, denn was für ihn zählt, das ist "der gute Geist der hier immer vom Dachboden bis zum Keller zu spüren ist".

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