Schulterschluss von Handwerk und Handel

15.2.2011, 09:00 Uhr
Schulterschluss von Handwerk und Handel

© Winckler

Norbert Staudt, Sprecher des Einzelhandelsverbands in Fürth, ist der mühsam unterdrückte Ärger anzumerken. Jahrelang hätten er und seine Kollegen mit ansehen müssen, wie immer mehr Kunden nach Nürnberg und seit dem Bau der „Arcaden“ auch zusehends nach Erlangen abwandern, sagt Staudt. Und jetzt, da man dank der städtischen Initiative für ein neues Geschäftszentrum an der Rudolf-Breitscheid-Straße endlich Morgenluft wittere, werde schon wieder auf Biegen und Brechen diskutiert.

„Neue Verzögerungen“ fürchtet Staudt infolgedessen, und die könne der Fürther Einzelhandel nicht mehr verkraften. „Viele Geschäfte stehen auf der Kippe, wir müssen schnellstmöglich eine kräftige Zugnummer schaffen, die alte Kunden hält und neue bringt.“

Auch für den Kreishandwerksmeister Konrad Ammon ist es höchste Zeit, Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre zu korrigieren. Durch immer mehr sogenannte Nahversorgungszentren an den Rändern der Stadt sei zum einen „die Innenstadt ausgeblutet“; aber auch in den Vororten – Ammon ist Metzger in Burgfarrnbach – „geht nichts mehr“, hat er beobachtet.

Sowohl der Einzelhandelschef als auch der Fürther Interessenvertreter von Ladenhandwerkern wie Bäckern. Metzgern und Friseuren sprechen deshalb von einer „einmaligen Chance“, die sich nun mit der Suche nach einem Erbauer und Betreiber des Einkaufsschwerpunkts biete. Natürlich sei es legitim, dabei eigene Anregungen einzubringen, aber die Diskussion müsse „sachlich“ bleiben. Genau das hätten die Fürther Grünen aber vermissen lassen, als sie jüngst – wie berichtet – vor einem „Fürth 21“ warnten, finden Ammon und Staudt.

„Breite Diskussion“

Die Grünen indes weisen den Schwarzen Peter zurück. Die vierköpfige Stadtratsfraktion hat in einer Erklärung gegenüber den FN klargestellt: Sie unterstütze die Realisierung des Einkaufsschwerpunkts, kritisiere aber „die konkrete Ausgestaltung und das Verfahren zur Entscheidungsfindung“.

Man wünsche sich „eine breite Diskusssion sowohl im Stadtrat als auch in der Stadtöffentlichkeit und keine Abstimmungen hinter verschlossenen Türen“ — gerade weil man Ammon und Staudt in deren Einschätzung Recht gebe: „Es gibt nur diesen einen Versuch. Misslingt er, besteht über Jahrzehnte keine Möglichkeit, es zu korrigieren.“

Bisher aber seien „die Stadtratsgremien nur ungenügend eingebunden“ worden; so habe man dort etwa die im Dezember und Januar versandten Bewerberformulare für interessierte Bauherren nicht diskutiert. Darin aber seien Auswahlkriterien enthalten gewesen, die sich „nahezu ausschließlich an der Größe des Investors“ orientiert hätten. „Ideen und Grundkonzept, Vielfalt und Qualität des Angebotssortiments“ hätten kaum noch eine Rolle gespielt.

Auch wichtige Eckpunkte bei der nun bevorstehenden Investorenauswahl, wie den Architektenwettbewerb und den Projektbeirat, in dem über den Stand der Dinge informiert werden soll, habe die Stadtspitze erst nach öffentlicher Grünen-Kritik kommuniziert.

Stimmen Sie auch in unserer aktuellen Umfrage ab!

Keine Kommentare