Spenden heilen die Sparwunden

24.12.2010, 12:00 Uhr
Spenden heilen die Sparwunden

© Horst Linke

Damit hatte eigentlich schon niemand mehr gerechnet. Als der Fürther Stadtrat in seiner Sitzung vor einem Monat mehrheitlich beschloss, die stattliche Finanzierungslücke für Demontage, Restaurierung und Wiederanbringung des großformatigen Wandmosaiks in der Turnstraße nicht aus Steuermitteln zu füllen, schien ein Schlussstrich gezogen. Das 50 Jahre alte Werk, von Hans Langhojer und Georg Weidenbacher aus Carrara-Marmor erschaffen, würde für alle Zeiten von der Bildfläche verschwinden, musste man befürchten.

Spenden heilen die Sparwunden

© Hans-Joachim Winckler

Doch schon in den Tagen darauf und nach der Veröffentlichung eines neuerlichen Unterstützungsappells in den FN geschah Erstaunliches. Spende über Spende ging im Rathaus ein, zwischen zehn und 5000 Euro ließen kunstsinnige Privat- und Geschäftsleute springen.

Dieser Tage konnte Oberbürgermeister Thomas Jung Vollzug melden: Die fehlenden 40000 Euro hat man so gut wie in der Tasche, das Wandmosaik kann gerettet werden. Zusammen mit rund 95000 Euro, die man einer Stiftung des Künstlers Weidenbacher entnehmen will, und bereits zuvor eingegangenen Spenden in Höhe von 5000 Euro ergibt sich die dafür erforderliche Summe.

Damit nicht genug. Das Stadtoberhaupt durfte gleich von einer weiteren gelungenen Hilfsaktion künden: Auch das beliebte Stadtwaldfest, das im Rahmen des 20-Millionen-Euro-Sparpakets schweren Herzens gestrichen worden war, hat wieder eine Zukunft. Zu danken ist dies dem Engagement des Bundes Naturschutz und des Fischereivereins Fürth, aber auch städtischen Beschäftigten der Försterei, der Umweltplanung und des Ordnungsamts.

Aus freien Stücken

Sie haben sich laut Jung bereiterklärt, die Arbeit für das Fest, bei dem vor allem naturschützerische und ökologische Belange in den Mittelpunkt gerückt werden, aus freien Stücken zu erbringen — ohne damit das Budget der Kommune zu belasten, die bisher rund 12000 Euro Personalkosten zu tragen hatte. Zupass kommt den Veranstaltern außerdem eine 1000-Euro-Spende, mit der die Sachkosten geschultert werden können.

Zwei viel beklagte Sparmaßnahmen wären auf diese Weise kompensiert, bei einer dritten ist die Lage nicht ganz so einfach. Anlässlich ihrer Auszeichnung mit der Goldenen Bürgermedaille hatte die Fürther Fernsehjournalistin Evi Kurz Mitte November angekündigt, sich für eine finanzielle Unterstützung des Spielmobils einzusetzen. Doch Kurz hatte wie viele andere irrtümlich angenommen, dass es sich dabei um den namengebenden Bus handelte, der durch Fürth tourte, um Kinder zu unterhalten und pädagogisch sinnvoll zu beschäftigen.

Das Fahrzeug selbst aber war schon seit längerer Zeit außer Betrieb, unter Spielmobil firmierten im städtischen Etat seitdem noch zwei Erzieherinnen, die sich um das mobile Kinderkino, den Ferienzirkus Mumm oder Theaterprojekte kümmerten.

Durchaus wertvolle Dinge, wie auch Kurz meint, doch könne man mit Spenden auf Dauer natürlich keine festen Stellen bezuschussen. Dennoch bleibe sie bei ihrer Zusage, in Zeiten knapper Kassen kulturelle Arbeit für und mit Jugendlichen sponsern zu wollen. „Es laufen Gespräche“, sagte Kurz am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung, und auch Mitunterstützer haben sich schon bei ihr gemeldet; doch Konkreteres will sie noch nicht sagen. Wer sich ebenfalls engagieren möchte, sagt Kurz, „kann sich aber noch bei mir melden“.

Der Fürther OB dürfte mit Genugtuung auf so viel bürgerschaftliches Engagement blicken. Spenden statt städtischer Finanzspritzen: ein ausbaufähiges Modell, ganz im Sinne der Jung’schen Sparbemühungen? Nein, winkt das Stadtoberhaupt ab. Denn weil es Fürth dank steigender Steuereinnahmen wieder etwas besser geht, sei mit ähnlich drastischen Einschnitten wie 2010 wohl nicht zu rechnen. Zumindest vorerst.