Stuckdecke soll für Café weichen

20.12.2013, 09:00 Uhr
In diesem Haus soll das Cafe im 1. Stock einziehen.

© Thomas Scherer In diesem Haus soll das Cafe im 1. Stock einziehen.

Baureferent Joachim Krauße gab einen Überblick über die geplante Nutzung: Im ersten Stock des Hauses Rudolf-Breitscheid-Straße 4, einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1840, das der Investor MIB in sein Geschäftshauskonzept einbindet, würde die Lebenshilfe gerne ein Samocca-Café eröffnen, das von Behinderten betrieben werden soll. Dringende Voraussetzung: Jeder Quadratmeter, so Krauße, habe barrierefrei zu sein.

Knackpunkt: Damit der Altbau die Raumhöhe des Neubaus erreicht, der auf dem Wölfel-Areal von hinten an die alten Häuser an der Breitscheidstraße andocken wird, müsste die Erdgeschossdecke angehoben werden und eine stuckverzierte Decke des ersten Stockwerks entfernt werden.

Das Café könne sich zu einem „Treffpunkt der Bevölkerung entwickeln, ich werde dafür kämpfen“, sagte SPD-Fraktionschef Sepp Körbl und fügte hinzu: „Wenn man für den Erhalt der Decke ist, ist man gegen das Behindertencafé an dieser Stelle.“ Zuvor hatte Brigitte Dittrich von den Grünen, auf deren Antrag das Thema auf die Tagesordnung gekommen war, „fehlende Transparenz“ bemängelt. Alles gehe zu schnell, die Stadträte seien ungenügend informiert worden. Zudem messe die Stadt mit zweierlei Maß: Jeder kleine Bauherr werde „vom Denkmalschutz geknebelt“, während die Kommune einem Großinvestor „alles erlaubt“.

Zwei Schritte zurück

Ihr Parteifreund Harald Riedel warb dafür, „zwei Schritte“ zurückzugehen. Die Frage sei doch nicht: entweder oder. „Wir wollen Samocca und Denkmalschutz“, betonte Riedel. Die Neue Mitte werde zu „99 Prozent barrierefrei“, da verstehe er nicht, dass das Café ausgerechnet in das „einzige Haus“ einziehen soll, das das Landesamt für Denkmalpflege in Gänze erhalten möchte. Auch der parteilose Stadtrat Siegfried Tiefel meinte, „das hätte man anders planen können“, während CSU-Rätin Andrea Heilmaier sagte, es sei ihr „nicht eingängig“, warum man den Neubau nicht so gestalten kann, dass er sich nach dem Altbau richtet – und nicht umgekehrt.

Das sei nicht möglich, weil moderner Einzelhandel höhere Räume brauche, als ein Altbau bieten könne, sagte Krauße. Dass das Café nicht ins Erdgeschoss zieht, liege daran, dass dort die Mieten um ein Vielfaches höher seien, ergänzte SPD-Rat Markus Dinter-Bienk. André Baumgärtner vom Behindertenrat zeigte sich „schockiert“ von der Diskussion. Natürlich sei ein Denkmal wichtig, sagte er, „aber setzen Sie die Historie nicht über die Lebenden“. Das Gremium sprach schließlich gegen acht Stimmen die Empfehlung aus, die Decke dem Café zu opfern. Entscheiden muss nun die Untere Denkmalbehörde der Stadt.
 

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