Subventionen besiegeln das Aus für Petri Fürth

25.1.2008, 00:00 Uhr
Subventionen besiegeln das Aus für Petri Fürth

© Matthias Kronau

Eigentlich hätte bereits jetzt Schluss sein sollen, doch die gute Auftragslage machte eine Verlängerung der Produktion notwendig. Dies auch, um den für die dreijährige Garantiezeit benötigten Vorrat an Gasgeneratoren anzulegen. Denn die Produktion des in Fürth hergestellten Generatorentyps wird eingestellt.

Für Wirtschaftsreferent Horst Müller ist es eine absurde Situation: «Das Werk schreibt schwarze Zahlen und wird dennoch geschlossen.» Um das Soll zu erfüllen, mussten sogar Leiharbeiter eingestellt werden. Doch an dem Verlagerungsbeschluss des japanischen Mutterkonzerns Takata ist nicht zu rütteln. Erfolglos hatten Müller und OB Thomas Jung im bayerischen Wirtschaftsministerium interveniert. Weil es im sächsischen Freiberg einen 30-prozentigen Investitionskostenzuschuss aus dem Solidaritätszuschlag gibt, errichtet Takata-Petri hier ein neues Werk.

Ohnmacht wurmt

Von den Schattenseiten der Globalisierung und fehlerhafter Subventionierung spricht Müller, den die eigene Ohnmacht am meisten wurmt. Offen räumt er seine Sympathie für den Vorschlag von EU-Industriekommissar Günter Verheugen ein, über die Abschaffung staatlicher Subventionen nachzudenken.

Höhere gesetzliche Barrieren für Produktionsverlagerungen und eine Erweiterung der Mitbestimmung fordert indes die IG Metall in Fürth. Für IG-Metall-Bevollmächtigte Anny Heike handelt es sich bei Petri wie bei Nokia um eine politische Entscheidung. In Fürth habe sie sich in den letzten drei Jahren schon abgezeichnet, weil es keine neuen Entwicklungen mehr gab. Hart wird derzeit um einen Sozialplan gerungen. Hier ist jetzt die Einigungsstelle gefragt. Betroffen macht Heike das Schicksal der Beschäftigten. Einige hätten den Niedergang der Maxhütte miterlebt, seien dann zu Dynamit Nobel gewechselt und mussten hier die Zerschlagung des Unternehmens miterleben. 1998 übernahm die Aschaffenburger Lenkrad-Firma Petri (später von Takata geschluckt) das Airbag-Geschäft mit 150 Beschäftigten, 2002 die Schweizer Ruag das Munitionsgeschäft mit 800 Beschäftigten und 2004 die amerikanische Delphi Corporation die Automobil-Sicherheitssparte mit 210 Beschäftigten.

Derzeit sind bei Petri noch 110 Mitarbeiter tätig. Leiharbeiter mussten eingestellt werden, weil einige Beschäftigte das sinkende Schiff bereits verlassen haben. Die Stimmung der Belegschaft ist nach Angaben von Betriebsrat Johann Schäffer erstaunlich gut. Sogar am Wochenende werde auf freiwilliger Basis gearbeitet.

Dass Fürther Beschäftigte nach Freiberg mitziehen werden, glaubt Schäffer allerdings nicht. Denn die Löhne werden dort nach einjähriger Übergangsphase auf das Ostniveau reduziert. Da es keine Zuschüsse für Miete und Fahrtkosten gibt, wird das Hartz-IV-Niveau kaum überschritten. Das sei indiskutabel.

Vielmehr hoffen die Petri-Kräfte, bei Ruag oder Delphi unterzukommen. Ruag beschäftigt derzeit rund 100 Leiharbeiter und Delphi hat gerade einen Großauftrag für die Produktion von Airbag-Treibstoff bekommen. Durch das gleiche Schicksal verbunden, haben Petri-Beschäftigte Unterstützungsadressen an die Bochumer Nokia-Belegschaft geschickt. Schäffer: «Es ist das gleiche Spiel. Mit dem Unterschied nur, dass sich bei einem Großunternehmen die Politik ganz anders reinhängt. Gegen Nokia sind wir doch nur eine kleine Werkstatt im Hinterhof.»